SALZBURGER FESTSPIELE – DIE ZAUBERFLÖTE

von W.A. Mozart (1756-1791); Oper in zwei Akten; Dichtung von Emanuel Schikaneder; Uraufführung: 30. September 1791 in Wien.
Regie: Pierre Audi, Bühnenbild: Karel Appel und Kostüme: Jorge Jara
Dirigent: Riccardo Muti, Wiener Philharmoniker, Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor.
Solisten: Franz Josef Selig (Sarastro), Michael Schade (Tamino), Franz Grundheber (Erster Sprecher / Erster Priester), Albina Shagimuratova (Königin der Nacht), Genia Kühmeier (Pamina), Markus Werba (Papageno), Irena Bespalovaite (Papagena), Dietmar Kerschbaum (Monostatos)
Besuchte Aufführung: 13. August 2008 (Premiere)

Aufführung
zauberflote.jpgPierre Audi setzte, ohne merkbare kritische Akzente, ganz auf das zauberhafte Märchenspiel. Wesentlichen Anteil an seiner „harmlosen“ Zauberflöte haben die großen, kindgerechten, sehr farbigen und scheinbar rohen Bühnenaufbauten und Figuren des tschechischen Künstlers Karel Appel, die in vielen Verwandlungen über die Bühne geschoben werden. Ein Drache ist hier noch ein riesenhafter Spielzeugdrache, der effektvoll zusammenfällt. Sarastro ist ebensowenig ein Bösewicht wie der liebesleidende Monostatos, und am Ende herrscht nicht die Diktatur des Sonnenordens, sondern eine Gesellschaft von guten Menschen, an deren Spitze Pamina steht.
Gleichwohl kommt keine Langeweile auf, denn die Sänger spielen den Witz und den Inhaltsreichtum der Dialoge und der nach wie vor interessanten Handlung mit Spiellust und charmantem österreichischem Zungenschlag (besonders bei Papageno und Tamino) heraus. Die Tiere begleiten das singende Personal: in Form von Vögeln und Löwen, die entzückend wild um Sarastro umhertanzen, womit die Regie beweist, daß sie auch diese Anweisung des Textbuches interpretatorisch ernstgenommen hat.
Sänger
Unter dem Dirigenten Riccardo Muti pflegt man einen vitalen, nur gelegentlich etwas zu pauschalen, betont schönklingenden Stil. Die Solisten sind ausnahmslos erstrangig: Franz Josef Seligs profunder Sarastro, Michael Schades sensibler Tamino, Franz Grundhebers deklamatorisch packender Erster Sprecher und Markus Werbas Papageno singen so ausdrucksstark und vokal ausgewogen, wie man es von Salzburger Festspielsängern erwartet. Die Königin der Nacht, Albina Shagimuratova, ist eine bemerkenswerte Neuentdeckung mit einer durchaus „geläufigen Gurgel“ (wie Mozart gesagt hätte), die Wiederbegegnung mit der innig akzentuierenden Genia Kühmeier (Pamina) beglückt von neuem.
Fazit
An diesem Abend ist die Zauberflöte in einer ausgesprochen musikalischen Aufführung im Geist der kindlichen Naivität zu erleben, die beweist, daß man Mozarts letztem Meisterwerk nicht unbedingt mit dem Werkzeug der Ideologiekritik zu Leibe rücken muß, um eine vollgültige Interpretation für kleine und größere Kinder auf die Bühne zu stellen.

Dr. Frank Piontek

Bild: Clärchen Baus-Mattar & Matthias Baus

Das Bild zeigt Michael Schade (Tamino) und Genia Kühmeier (Pamina)

Veröffentlicht unter Opern, Salzburger Festspiele