von Giacomo Puccini (1858-1924), Libretto: Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, nach dem gleichnamigen Schauspiel von Victorien Sardou; UA: 14. Januar 1900 Rom, Teatro Costanzi
Regie: Jakob Peters-Messer, Bühne: Markus Meyer, Kostüme: Sven Bindseil
Dirigent: Frank Beermann, Robert-Schumann-Philharmonie, Opernchor Chemnitz
Solisten: Claudia Sorokina (Tosca), César Augusto Gutiérrez (Cavaradossi), Oliver Zwarg (Scarpia), André Eckert (Angelotti), Martin Gäbler (Mesner), Spoletta (André Riemer), Sciarrone (Andreas Kindschuh), Roland Glass (Schließer), Elžběta Laabs (Hirt)
Besuchte Aufführung: 4. Februar 2012 (Premiere)
Der von Polizeichef Scarpia eingekerkerte politische Gefangene Angelotti konnte aus der Engelsburg in die Kirche Sant’Andrea della Valle entfliehen. Hier ist sein Freund, der Maler Cavaradossi dabei, ein Altargemälde der Maria Magdalena zu vollenden. Tosca, die ihn hier aufsucht, ist eifersüchtig, daß er ein Bildnis der Marchesa Attavani für sein Altargemälde benutzt. Scarpia ist Angelottis Spur gefolgt und erkennt seine Verbindung zu Cavaradossi, den er verhaftet. Tosca wird von Scarpia in den Palazzo Farnese eingeladen, wo sie im Nebenzimmer Cavaradossis Verhört mitbekommt. Er soll Angelottis Versteck verraten. Tosca hört die Schreie des gefolterten Cavaradossi. Sie verrät daher Angelottis Versteck. Dann gibt Tosca scheinbar dem Drängen Scarpias, der sie begehrt, nach. Dafür verspricht er ihr, daß Cavaradossi nur zum Schein exekutiert werden würde. Als er seinen Preis einfordert, erdolcht ihn Tosca. Kurz vor der Hinrichtung weiht Tosca Cavaradossi in den Plan ein, daß er nur zum Schein exekutiert werden würde. Doch Cavaradossi wird wirklich erschossen, und Tosca stürzt sich von der Engelsburg in den Tod.
Aufführung
Die Aufführung ist optisch im Zeitgeist der Mussolini-Ära der 20er bzw. 30er Jahre des 20. Jh. angelegt. Dies äußert sich nicht allein in den Kostümen der staatlichen Handlanger, es wird auch im ersten Akt, im angedeuteten Interieur der Kirche, das Magdalenen-Bildnis von einem überdimensionalen Ausschnitt eines Porträts im Stil jener Zeit ausgedrückt. Davor erhebt sich auf mehreren Etagen ein Malergerüst. Links davon befindet sich eine Gittertür als Zugang zur Kapelle – Angelottis Versteck – mit einer Marienstatue im Hintergrund. Im zweiten Akt bildet ein steriler, schaukastenartiger und von Neonröhren an der Decke ausgeleuchteter Verhörraum mit Sitzgruppe den Mittelteil des Bühnenbildes. Darunter erstreckt sich eine Rampe in die eine Klapptür integriert ist, die zum Folterkeller führt. Im dritten Akt ist als Ausdruck der Verlies-Tristesse der Blick zur dunklen Feuerschutzwand offen, wobei im Verlauf des Aktes eine große Freitreppe aus der Versenkung auftaucht.
Sänger und Orchester
Tenor César Augusto Gutiérrez legt seinen Cavaradossi, ganz im Sinne der emotional aufwühlenden Handlung, darstellerisch als tief entschlossen handelnden, vorwärtsstrebenden Freigeist an, dem es auch an liebendem Feuer nicht mangelt. So leuchtet auch gesanglich sein Recondita harmonia – Wie sich die Bilder gleichen mit stählern glänzenden Höhen und das E lucevan le stelle – Und es blitzen die Sterne wird mit leidenschaftlich geschmeidigem Timbre in berückendem Legato vorgetragen. Claudia Sorokina empfiehlt sich mit ihrem sich weit öffnenden, lichten und ausdrucksvollen Sopran im Vissi d’arte – ich lebte nur der Kunst sowie insbesondere auch in den Duetten mit eleganter Phrasierung als packend bühnenpräsente Tosca. Nachdem beide Hauptprotagonisten im ersten Bild noch ein wenig an unterkühlter Interaktion kränkeln, gelingt ihnen die Wende im zweiten Akt. Insbesondere der von Oliver Zwarg verkörperte Scarpia sei hier hervorzuheben. So leuchtet er den Charakter in seiner ganzen Bandbreite vom tyrannischen, selbstverliebten Willkür-Despoten bis zum lüsternen Ekel-Intriganten gesanglich wunderbar überzeugend aus. Sein mit zupackendem Esprit in satter Fülle erglühender Baßbariton glänzt in klarer Diktion und dynamischer Wendigkeit. Überzeugend auch André Eckert (Angelotti) mit straffer Linienführung seines nuancenreichen, geschmeidigen Basses sowie Martin Gäbler (Mesner), dessen Baßbariton in natürlicher Phrasierung aufhorchen läßt.
Frank Beermann versteht es zudem, die äußerst ambitioniert aufspielende Robert-Schumann-Philharmonie zu einem raumgreifenden, aufpeitschend wuchtigen Klang zu führen. Zu loben ist auch der gut situierte Opernchor, der sauber abgestimmt ist.
Fazit
Die Inszenierung von Jakob Peters-Messer macht sich in Ausstattung und Charakterführung durchaus überzeugend die bedrückende Atmosphäre des Stückes zu eigen. Gepaart mit den spielerisch und gesanglich engagiert zu Werke gehenden Darstellern gelingt es, den bewußt verstörenden Charakter emotional aufwühlend hervorgehoben, so daß genügend Raum zur inneren Reflektion bleibt, auch lange nachdem der Schlußakkord verklungen ist.
Dr. Andreas Gerth
Bild: Dieter Wuschanski
Das Bild zeigt: Claudia Sorokina (Tosca) und César Augusto Gutiérrez (Cavaradossi)