ARIADNE AUF NAXOS – Baden-Baden, Festspielhaus

von Richard Strauss (1864-1949), Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, UA: erste Fassung: 25. Oktober 1912, Hoftheater Stuttgart, zweite Fassung: 4. Oktober 1916 Wien, Hofoper

Regie/Bühne. Philippe Arlaud; Kostüme. Andrea Uhmann

Dirigent: Christian Thielemann, Sächsische Staatskapelle Dresden

Solisten: Eike Wilm Schulte (Musiklehrer), Sophie Koch (Komponist), Renée Fleming (Ariadne/Primadonna), Robert Dean Smith (Bacchus/Tenor), Jane Archibald (Zerbinetta), Nikolay Borchev (Harlekin), Kenneth (Roberson Scaramuccio), Stephen Humes (Truffaldin), Kevin Conners (Brighella), Christian Baumgärtel (Tanzmeister), Roman Grübner (Lakei), David Jerusalem (Perückenmacher), Michael Ventow (Offizier), Christina Landshamer (Najade), Rachel Frenkel (Dryade), Lenneke Ruiten (Echo), René Kollo (Haushofmeister, Sprechrolle)

Besuchte Aufführung: 18. Februar 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

In einem Vorspiel wird berichtet, daß ein reicher Wiener eine Oper und eine Komödie zur Aufführung in sein Haus bestellt hat. Komponist und Musiklehrer sind erbost über die Anordnung des Hausherrn, Oper und Komödie gleichzeitig aufzuführen, damit das anschließende Feuerwerk pünktlich um 9 Uhr beginnen könnte. Wahrer Grund dieser Kombination war aber, die öde Insel, auf der die Oper spielt, durch die lustigen Komödianten zu beleben.

Die Oper zeigt die von ihrem Geliebten Theseus verlassene Ariadne auf der Insel Naxos. Ariadne sucht nur noch den Tod. Zerbinetta und ihre Truppe beobachtet sie in ihrem Schmerz. Schließlich gewinnt Ariadne durch Bacchus ihre Lebensfreude zurück.

Aufführung

Die Bühne ist eingerahmt von runden Säulen, die perspektivisch in den Bühnenhintergrund sich einander annähern. Zu Opernanfang sind nur die ersten Säulen sichtbar. Zwischen ihnen befindet sich ein Flügel, der noch mit einem Holzgestell gesichert ist, das dann im Lauf des Vorspiels zum Teil entfernt wird. Später wird die Bühne nach hinten erweitert. Treppen steigen aufwärts in den Hintergrund. Dort sitzt auf Stühlen die zuschauende Festgesellschaft. Zum Opernende öffnet sich der Hintergrund und gibt den Blick frei auf das Meer mit einem strahlenden Vollmond, der sich im Wasser spiegelt. Die Lichtregie bereichert die Szenen durch unterschiedliche Farben.

Sänger und Orchester

In der Ouvertüre läßt Christian Thielemann sehr detailliert die einzelnen Motive des Komponisten, des Bacchus usw. aus der folgenden Oper hören. René Kollo (Haushofmeister) gestaltet seine Sprechrolle äußerst dynamisch und mit genauester Aussprache. Die Artikulationsdeutlichkeit ist besonders auffallend ausgeprägt bei Sophie Koch (Komponist), was bei der komplizierten Gesangslinie kein leichtes Unterfangen und nur bei profilierten Sängerinnen anzutreffen ist. Entzückend gelingt ihr … du Venussohn gibst süßen Lohn für unser Sehnen mit Straussens schwelgerischer Harmoniefolge. Ihre Spitzentöne sind ohne Forcieren in untadeligem An- und Abschwellen (messa di voce) gestaltet.

Nach der dynamisch eindrucksvoll gestalteten Zwischenmusik zeigt die erste Begegnung mit Christina Landshamer (Najade), Rachel Frenkel (Dryade), Lenneke Ruiten (Echo) ein exakt singendes Ensemble, das seinen Höhepunkt im dreifachen, deutlichen Triller von großer Ebenmäßigkeit hat.

Schon bei ihrer Erinnerung an den untreuen Theseus kommt Renée Flemings berückend lyrischer Sopran in der Rolle der Ariadne zur Geltung. Ihre beseelten Spitzentöne, besonders in der Passage …ein Schönes war Ariadne-Theseus und freute sich im Licht (zweigestrichenes B) des Lebens sind umwerfend. Was bei ihrem Gesang ins Auge fällt und was ihn auf das Schönste unterstreicht sind ihre adäquaten Bewegungen teils des Körpers, teils ihre Hand- und Armbewegungen. Alles ist ungemein anmutig. Ihr Eröffnungsgesang zur Oper gestaltet sie dabei in großer Natürlichkeit, und es gelingt ihr, über den langen Gesang die Spannung zu halten. Wie schnell kann da eine gewisse Langatmigkeit sich breit machen, was man in sonstigen Aufführungen leider oft erlebt. Ihr begeisterter Aufschwung bei der Begrüßung von Bacchus Du wirst mich befreien läßt dies wohl viele Zuhörer mitempfinden.

Jane Archibalds (Zerbinetta) Gesang: Großmächtige Prinzessin, der zur Opera buffa überleitet, gestaltet sie mit viel Energie und Effekten. Leider ist ihre Wortverständlichkeit nicht vom Besten und die mit Spannung erwarteten Triller zum Rondo: als ein Gott kam jeder gegangen hat nicht den rechten Glanz, da sie die Trillerketten nur wenig ausgestaltet. Robert Dean Smith (Bacchus) besitzt eine klare Tenorstimme, seine Artikulation ist ohne Makel, doch die Spitzentöne kommen ein wenig gepreßt. Aber der Melodiefluß ist deutlich und hat viel Charme.

Das Trio von Najade, Dryade und Echo Töne, töne, süße Stimme wird überwältigend eindringlich und gefühlvoll von den Dreien und der subtil begleitenden Sächsische Staatskapelle Dresden gestaltet. Auch nach Opernende klingt die berührende Melodie noch lange nach.

Fazit

Eine ungemein großartig gelungene Aufführung mit Gesang auf höchstem Niveau. Der frenetische, nicht endend wollende Applaus des ausverkauften Hauses bestätigte die Einmaligkeit.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt: Echo (Lenneke Ruiten), Dryade (Rachel Frenkel), Najade (Christina Landshammer), Ariadne (Renee Fleming) und Bacchus (Robert Dean Smith) v.l.n.r.

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