von Giuseppe Verdi, Opera in vier Akten; Libretto: Antonio Ghislanzoni
UA: 24. Dezember 1871, Opernhaus Kairo
Regie: Ewa Teilmans, Bühne: Oliver Brendel
Dirigent: Marcus R. Bosch, Choreinstudierung: Frank Flade
Pawel Lawreszuk (Der König), Sanja Anastasia (Amneris), Irina Popova (Aida), Kor-Jan Dusseljee (Radames), Woong-jo Choi (Ramphis), Bastian Everink (Amonasro), Sung-Jin Kim (Ein Bote), Michaela-Maria Meyer (Eine Oberpriesterin)
Besuchte Aufführung: 3.September 2008 (Premiere: 31.08.2008)
Kurzinhalt
Die äthiopische Prinzessin Aida wird am Hof der Ägypter als Sklavin gefangen gehalten. Dort verliebt sie sich in den Heerführer Radames, der ihre Liebe ebenso erwidert. Doch auch Amneris, die Tochter des Pharao, liebt Radames und sieht in Aida eine Rivalin. Als Aidas Vater Amonasro von den Ägyptern gefangen wird bittet er seine Tochter, von Radames die Kriegspläne der Ägypter gegen sein Volk in Erfahrung zu bringen. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu Radames und ihrer Heimat bekommt sie die geheimen Pläne von ihm heraus und drängt ihn zur Flucht. Amneris bespitzelt die beiden und, getrieben von Eifersucht, verrät sie Radames. Dieser wird wegen des Verrats an seinem Lande von den Hohepriester zum Tode verurteilt. Weil sie ohne ihn nicht leben will, beschließt Aida mit ihm zusammen zu sterben.
Aufführung
Die Bühnengestaltung erwies sich als ein Spagat zwischen Moderne und Tradition. Sehr kreativ ging Oliver Brendel (Bühne) hier ans Werk. Neben Eigentümlichkeiten des ägyptischen Reiches fanden auch zeitgenössische Symbole ihren Platz, so etwa eine Statue von Stalin als Kriegssymbol, oder Panzer und Kriegsbomber. Zu Beginn zeigte die Bühne sich in warmen Orange- und Rottönen, zu dem eine Wüstenlandschaft im Hintergrund durch ein Video simuliert wurde. Kriegsflieger und Bombenangriffe stimmten auf die Kriegsthematik des Stückes ein. Ein auf dem Kopf stehender Obelisk symbolisierte das ägyptische Reich. Mehrere Male wurde die Bühne umgebaut und auf die Stimmung der Szenen zugespitzt. Dabei war es der sparsame Einsatz von Requisiten und Bühnenelementen, der hohe Effekte erzielte. Die Mischung aus traditionellen und modernen Elementen setzte sich bei den Kostümen fort: die Hohepriester und der Pharao trugen ägyptische Gewänder, Radames Offizierskleidung nach amerikanischem Vorbild und Aida ein schwarzes, modernes Kleid.
Sänger und Orchester
Sanja Anastasia (Amneris), die durch ihre Diva-artige Verkleidung schon ins Auge fiel, spielte ihre Rolle als eifersüchtige Herrscherin hervorragend. Nur ihre Stimme konnte diese Leistung noch übertreffen. Das warme Timbre ihres Mezzosoprans erzeugte einen unglaublich satten Klang und war einer der Höhepunkte des Abends. Ebenso hervorstechend war Kor-Jan Dusseljee als zweite Besetzung des Radames. Sein klarer, metallischer Tenor tröstete ein wenig über seinen emotionslosen Ausdruck hinweg. Schauspielerisch konnte er leider nicht ganz überzeugen, da er seine Rolle sehr steif und unbeweglich spielte. Um so mehr schauspielerisches Können ging von Irina Popova (Aida) aus, die brillant die Verzweiflung und Zerrissenheit ihrer Rolle zur Schau stellte. Ihr schillernder Sopran wirkte zwar teilweise etwas zittrig, paßte aber sehr gut zu der Darstellung Aidas. Eine besondere Überraschung war die gesangliche Leistung von Bastian Everink (Amonasro), dessen ausnehmend voluminöser und gebieterischer Bariton eine wahre Bereicherung für das Stück war.
Besondere Akzente setzte die Regisseurin Ewa Teilmanns auch durch den Einsatz von Breakdance und artistischen Einlagen am Hof der Prinzessin Amneris. Hier wurde die Mischung von Moderne und Tradition besonders spürbar. Die ursprünglichen Ballettszenen wurden durch modernen Tanz ersetzt. Die Hip-Hop-Tänzer griffen sogar traditionelle ägyptische Tanzweisen auf. Sie verliehen dem Wesen Amneris als schaulustige Gebieterin, die sozusagen „die Puppen tanzen läßt“, Authentizität.
Ebenso erwähnenswert ist die Leistung des Chores, der sich in Aachen schon einen großen Namen gemacht hat. Besonders die religiösen Hymnen, zur Anbetung der Götter, wurden hervorragend umgesetzt. Der Chor interpretierte besonders die a-cappella Partien durch harmonische Einheit und abgestimmte Intonation genau richtig. Auch die Begleitung des Orchesters unter der Leitung von Marcus Bosch, die sich den Sängern perfekt unterordnete, ist zu loben.
Fazit
Ein bewegendes Stück, das den Sprung in die Moderne schafft, ohne dabei die Tradition einzubüßen. Optik und Akustik stehen sich hier in nichts nach und sorgen für ein sehens- und hörenswertes Stück.
Melanie Joannidis
Bild: Stadttheater Aachen