LL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA – DIE RÜCKKEHR DES ODYSSEUS INS VATERLAND – Köln, Oper

von Claudio Monteverdi (1567-1643) Oper mit einem Prolog und drei Akten, gekürzt, sonst 5 Akte, Libretto: Giacomo Badoaro

Regie: Bernd Mottl, Friedrich Eggert: Bühne/Kostüme, Licht Andreas Grüter, Dramaturgie: Georg Kehren/Silke Leopold

Dirigent: Konrad Junghänel, Gürzenich-Orchester Köln und Gäste

Dmitry Egorov (Die menschliche Hinfälligkeit/Pisandro), Wolf Matthias Friedrich (Zeitgott/Nettuno), Claudia Rohrbach (Fortuna/Minerva), Ji-Hyun An (Amor/Juno), Peter Gijsbertsen (Jupiter/Eurimaco), Claudia Rohrbach (Fortuna/Minerva), Mirko Roschkowski (Ulisse), Katrin Wundsam (Penelope), Gustavo Quaresma (Telemaco) Hilke Andersen (Ericlea), Young Doo Park (Antinoo), John Heuzenroeder (Anfinomo), Regina Richter (Melanto) Miljenko Turk (Eumete), Robert Wörle (Iro)

Besuchte Aufführung: 29. Februar 2012 (B-Premiere)

Kurzinhalt

Im Prolog beklagt sich die menschliche Hinfälligkeit beim Zeitgott, bei Fortuna und Amor darüber, daß die Zeit vergänglich sei, daß Sicherheit ihm fehle und daß er unter Amors Tyrannei leide.

Penelope wartet seit zwei Jahrzehnten auf die Rückkehr ihres Gatten Ulysse (Odysseus). Dieser war nach Troja gegangen, um den Ehebrecher Paris zu bestrafen. Doch auch nachdem Troja gefallen war, kehrte er nicht zurück. Das erfüllt Penelope mit großer Trauer. Nettuno stellt Ulysse bei der Heimreise große Hindernisse in den Weg. Inzwischen wird Penelope von Freiern umschwärmt, die sie verleiten wollen, ihr Ehegelöbnis zu brechen. Aber Ulysse kommt doch schließlich zu seiner Gattin, die alle Feier abgewiesen hatte.

Aufführung

Auf einer runden Scheibe steht ein Haus, das durch Drehung der Scheibe seine Vorderfront und das Innere zeigt. Vor dem Haus gibt es eine grüne Wiese. Das Innere zeigt ein Schlafzimmer mit einem Ehebett. Ins Haus gelangt man durch eine Tür, die auf eine Allerweltstürklingel geöffnet wird. Die Götter treten überall auf: im Zuschauerraum, auf der Galerie, rund um die Bühne und schließlich kommt Minerva auf eine Gondel herabgeschwebt. Auch ein riesiger, schwarzer Adler schwebt über der Bühne. Der ist allerdings unbemannt. Die Bühnenfiguren tragen moderne Kleidung, die Freier von Penelope kommen mit feinen, bunten Anzügen daher. Penelope trägt schwarz. Im Unterrock steht sie schließlich ihrem heimgekehrten Ulysse gegenüber. Dieser trägt eine verdreckte Uniform heutiger Soldaten. Zum Schluß erscheint er mit einer Kalaschnikow, mit der er die Freier tötet. Beim Wiedersehen seiner Gattin Penelope sind seine Hände und Unterarme noch voller Blut.

Sänger und Orchester

Unter Konrad Junghänels Leitung spielten Streicher des Gürzenich Orchesters mit Gästen. Letztere bedienten Cembalo, Orgel, Harfe, Gitarre, Blockflöten, Chitarrone (Theorbe), Lira da Gamba und Zinken. Sie saßen  beidseits der Bühne. Die unvollkommen auf uns gekommene Partitur hatte Junghänel eingerichtet. Dabei kürzte er (es fehlte die Auseinandersetzung der Götter über den trojanischen Krieg) und wählte die Instrumente zur Begleitung aus. Das tat er sehr kenntnisreich. So wurde die Orgel manchmal nur für einen halben Takt eingesetzt, z.B. wenn Penelope von Ulysse sang. Überhaupt war das Orchester in seiner Flexibilität und Dynamik das Beste dieser Aufführung. Aber auch die Sänger entsprachen durchweg diesem Niveau. Katrin Wundsam (Penelope) setzte von Anfang ihren gefühlvollen Sopran sehr geschickt im dramatischen Verlauf ihrer Gesänge ein, wobei die Akkuratesse ihrer Koloratur untadelig blieb. Mit großem Pathos schwankte ihr Vortrag zwischen resignativer Trauer, Erinnerungsmomenten und inbrünstiger Sehnsucht nach dem Gatten. Ihre Freude bei der Wiedererkennung Ulysses Illustratevi o cieli, – erstrahlet o Himmel, erblühet ihr Fluren (letzte Szene) übertrug sich mit dem Schwung ihrer Begeisterung auf die Zuschauer.

In schönstem Gegensatz war Regina Richter, als Melanto in der 50iger Jahre Mode gekleidet,  zur trauernden Gattin. Ihre meist im Dreiertakt angelegten Gesangspartien legte sie mit intonationssicherem, hellem Sopran aufs Schönste an. Ihr Partner Peter Gijsbertsen (Eurimaco) hatte allerdings seine Not mit der Intonationstreffsicherheit der Koloratur und in den Höhenlagen. Als Jupiter aber war er fehlerlos. Claudia Rohrbach (Minerva) glänzt mit ihrem strahlenden Sopran. Aber auch Ji-Hyun An (Amor) rangierte mit ihr auf gleichem Niveau. Schließlich war Robert Wörle (Iro) als Vielfraß in seiner Tölpelhaftigkeit mit seinen Gesangsparodien unübertrefflich, und Miljenko Turk (Eumete) bewies wieder einmal die Gediegenheit seines Singens. Mirko Roschkowskis (Ulisse) gestaltet mit seiner lyrischen Tenorstimme die ausgedehnten Gesangslinien souverän und die Genauigkeit seiner Koloratur kam der Leidenschaftlichkeit und Niedergeschlagenheit seiner Darstellung sehr zustatten. Zuletzt sei noch Wolf Matthias Friedrich (Nettuno) erwähnt, der mit polternden Schritten und machtvollem, voluminösen, dabei akkurat geführten Baß seine Partie hervorragend hinlegte.

Fazit

Eine von der musikalischen Gestaltung des Dirigenten und des Sängerensembles sehr gute Aufführung. Hinsichtlich der Götterdarstellung und der Kostüme, insbesondere von Ulysse, hätte etwa mehr Würde dem künstlerischen Wert diese Oper gutgetan.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Mirko Roschkowski (Ulisse), Peter Gijsbertsen (Eurimaco), Gustavo Quaresma (Telemaco), Regina Richter (Melanto), Katrin Wundsam (Penelope) v.l.n.r.

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