von Gaetano Donizetti (1797-1848), Oper in zwei Akten, Text von Felice Romani, UA: 12. Mai 1832 Mailand, Teatro della Canobbiana
Regie: Guy Montavon, Bühne/Kostüme: Hank Irwin Kittel
Dirigent: Anja Bihlmaier, Robert-Schumann-Philharmonie, Opernchor Chemnitz
Solisten: Johanna Stojkovic (Adina), Richard Carlucci (Nemorino), Peter Schöne (Belcore), Kouta Räsänen (Dulcamara), Susanne Thielemann (Giannetta)
Besuchte Aufführung: 10. März 2012 (Premiere)
Nemorino hat sich in Adina verguckt, ist jedoch zu schüchtern, ihr seine Liebe zu gestehen. Da kommt der Wunderarzt Dulcamara mit einem vermeintlichen Liebetrank gerade recht, insbesondere da der Draufgänger Belcore, der Offizier eines Trupps Soldaten, seiner Angehimmelten den Hof macht. Der Liebestrank, eine Flasche Wein, tut bei Nemorino seine Wirkung, und er tritt gegenüber Adina gelassen auf. Als Alcina aus Trotz jedoch Belcore die Hand zum Ehebund reichen will, wird Nemorino bange und er bittet um einen Tag Aufschub (da sich erst dann die Wirkung des Trankes entfalten soll). Am Hochzeitstag verbreitet sich die Nachricht, daß Nemorino reich geerbt haben soll und sogleich umwerben ihn die Dorfschönen, die ihn zuvor verhöhnt hatten. Doch Adina gelingt es schließlich, ihre wahre Liebe zu Nemorino eingestehend, Nemorino aus einem verpflichtenden Kontrakt mit Belcore freizukaufen und alle wollen schließlich Dulcamaras Zaubertrank, verschafft er doch augenscheinlich Liebe und Reichtum.
Aufführung
Die Szene im ersten Akt der Koproduktion mit den Theater Erfurt wird in eine italienische Nudelfabrik der Fa. Adina verlegt. Dabei wird die Fabrikationsstätte im Hintergrund von einer großen Stellwand mit Firmenschildern und großer Tür sowie an den Seiten mit einer Stahlleiter und einer Stiege zu einer oberen Etage dargestellt. Auf der Bühne simulieren ein Laufband und große verschiebbare Tische die Teigherstellungs- und Verpackungsstationen. Im zweiten Akt wandelt sich die Nudelfabrik zu einem offenen Sternenhimmel im Hintergrund sowie zur Produktionsstätte des Zaubertranks von Dulcamara mit ausgewechseltem Namensschild. Während im ersten Akt Dulcamara in einem fantasievollen, einer Rikscha ähnlichen Verkaufsstand anreist, ziehen die Soldaten mit umgehangenen Propeller-Flugzeugen ein.
Sänger und Orchester
Erfrischender Höhepunkt des Abends war Richard Carlucci. Die Rolle des Nemorino ist ihm mit unglaublich lebendiger Bühnenpräsenz wie auf den Leib geschrieben. Leicht nimmt man ihm den einfältigen Bauerntölpel ab, der mit grimassenreicher Mimik die Lacher auf seiner Seite hatte. Auch gesanglich ist der Tenor in den Vordergrund zu stellen. Die Romanze Una furtiva lagrima – Heimlich aus ihrem Auge sich eine Träne stahl ist mit eindringlich belcantischer Stimmnuancierung unter Auskostung warm aufleuchtender Höhen vorgetragen. Im gesanglichen Ausdruck fällt leicht dahinter Sopranistin Johanna Stojkovic als Adina ab. In der Mittellage gut situiert und sicher in der Phrasierung, kommt sie bei den oberen Tönen schnell in Bedrängnis, so daß der stimmliche Glanz teilweise spröde ermattet und Längen nicht ausgehalten werden. Dies wird insbesondere in den Duetten deutlich, in denen ihre eindrucksvolle Stimme schnell zu ermüden scheint. Von stimmlich breit aufgestelltem Kaliber hingegen schafft es Kouta Räsänen mit seinem facettenreichen, schlank angelegten und wendigen sowie im Duktus lupenreinen Baß, dem Quacksalber Dulcamara gehörig Aufmerksamkeit zu verschaffen. Obwohl von leicht nordisch angehaucht unterkühltem Spiel, gelingt es Räsänen auch im Liebestrank, als gesanglich sichere Bank von Chemnitz, wie z. B. im Udite, udite, o rustici – Hört, hört, ihr Leute! die Hörer in seinen Bann zu ziehen. Peter Schönes Belcore besticht mit der taufrischen Leuchtkraft seines Baritons, der nicht allein im Duett mit Nemorino durch seine wendig-schlanke Grundlinie von sich hören lassen kann. Die Leistungen des Solisten-Ensembles werden durch Susanne Thielemanns (Giannetta) Vortrag abgerundet, deren sirrend-schwebend ambitionierter Sopran leichte Blüten gesanglicher Schmeicheleien verteilt.
Licht und Schatten bestimmen das Spiel der Robert-Schumann-Philharmonie unter Anja Bihlmaier. Bisweilen erscheinen Passagen zu straff und pastos schemenhaft in den Melodiebögen, z. T. jedoch auch zu fahrig und ohne mitreißenden Elan. Hervorzuheben sei der in sattem Klang durchstrukturierte, gut temperierte Opernchor.
Fazit
Die Inszenierung von Guy Montavon bietet zwar kein Ideen-Feuerwerk, jedoch handwerklich solide Kost mit einigen gekonnt umgesetzten Ideen, die vor allem durch die guten gesanglichen Leistungen der Solisten und des Opernchores das Werk italienisch al dente auf den Punkt serviert.
Dr. Andreas Gerth
Bild: Dieter Wuschanski
Das Bild zeigt: Johanna Stojkovic (Adina), Richard Carlucci (Nemorino), Peter Schöne (Belcore)