von Giovanni Battista Martini (1706-1784), Farsetta per musica, Intermezzo, Libretto: Girolamo Gigli, ergänzt mit-Werken von Niccolo Jommelli (Piccolo Sinfonia), John Kander (Money, Money aus Cabaret) und Georg Friedrich Händel (Stille Amare aus Tolomeo), datiert 1737
Regie: Alexander Brendel, Bühne: Arne Walther
Dirigent: Felice Venanzoni, Capella Sagittariana Dresden
Solisten: Christa Mayer (La Dirindina), Aaron Pegram (Don Carissimo), Valer Barna-Sabadus (Liscione)
Besuchte Aufführung: 4. März 2012 (Premiere)
Ein Intermezzo ist eigentlich eine Zwischenaktmusik, die im 16. und 17. Jahrhundert als „komischer Einfall“ zwischen den Akten höfischer Schauspiele und Opern eingeführt wurde. Diese Farsetta hier, also eine kurze Posse, handelt von der Beziehung einer nicht üben wollenden, angehenden eitlen Operndiva zu ihrem Lehrer, der zudem äußerst eifersüchtig auf ihren Liebhaber ist. Als sich der Erfolg der Diva anbahnt, wollen alle ihren Anteil am Erfolg.
Aufführung
Das von Arne Walther geschaffene Einheitsbühnenbild bietet eine Vielzahl an geschickt ineinander verschachtelten Spielflächen. Eine kleine Spielfläche an der Rampe wird nach hinten durch eine große Schrankwand und zwei Treppenhäuser begrenzt. Darüber befindet sich ein Podium von dem die Tanzgruppe Geldscheine herunter werfen kann. In der Schrankwand finden sich viele Verstecke für die Liebhaber der Diva. Dominante Requisiten sind ein rotes Sofa, ein Beistelltisch und ein Teppich, die immer wieder rasch zur Seite geräumt werden. Die Kostüme haben einen modernen Freizeit-Schnitt, aber nehmen manchmal Rückgriff auf barocke Kostüme; für die Tänzer, die in Money, Money auftreten, greift man auf die zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhundert zurück.
Sänger und Orchester
Um den erfahrenen Barock-Dirigenten Felice Venanzoni gruppieren sich neun Musiker, neun barocke Spezialisten, die an der Semperoper unter dem Namen Capella Sagittariana Dresden auftreten. Das Zusammenspiel ist präzise, die barocken Perlen werden im flotten Tempo mitreißend abgespult. Money, Money entwickelt sich zu einer Tanzeinlage in Broadway-Manier – unter Verwendung barocker Musikinstrumente und Klangwelten. Die Sänger waren hier kaum in der Lage, eine dominante Rolle einzunehmen, und zogen sich alsbald zurück. Christa Mayer, mit ihrem schweren dramatischen Sopran im Wagner-Fach zu Hause, hatte mit ihrer Technik keine Probleme, Höhen und Koloraturen der eitlen Operndiva La Dirindina mit großem Volumen und viel Lautstärke mit Wucht vorzutragen. Valer Barna-Sabadus ist die Entdeckung dieser Produktion. Man kann ihn als Sopranist bezeichnen, denn er erreicht auch die Höhen eines Soprans und kann hier auch noch Koloraturen voll aussingen. Was noch fehlt ist etwas mehr Klangvolumen, um mehr Lautstärke zu bekommen, um damit dem Liebhaber Don Carissmo Glaubwürdigkeit zu verleihen. Aaron Pegram war bislang an der Semperoper für kleine Nebenrollen zuständig. Hier zeigt er, daß sein Atem auch für große Rollen ausreicht und als Spielbariton spritzig und witzig die Rolle des hysterischen Lehrers Don Carissimo gestalten kann.
Fazit
Ein erheitertes Publikum dankt mit reichlich Beifall für eine lohnende Ausgrabung und kurzweilige slapstickartige Produktion. Aber ob Money, Money aus dem Musical Cabaret in eine barocke Oper mit einem barocken Orchester paßt, sollte sich jeder selbst beantworten. Die Einlege-Arie für Altkastrat Stille Amare – Bittere Tropfen aus Händels Tolomeo wurde schon mehrfach eingespielt und macht einen Vergleich zwischen Martini und Händel möglich. In dieser Produktion singt diese Arie nicht Valer Barna-Sabadus, ein hochbegabter Nachwuchs-Altist, sondern Christa Mayer, die daraus eine Glanznummer einer Wagner-Diva macht – aber auch die Frage aufwirft, ob und wie Wagner-Sänger im Barockfach oder Musical sich auskennen.
Oliver Hohlbach
Bild: Matthias Creutziger
Das Bild zeigt: Christa Mayer (La Dirindina), Valer Barna-Sabadus (Liscione