von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in drei Akten, Libretto: Francesco Maria Piave nach einem Drama von Victor Hugo, UA: 11. März 1851 Venedig, Teatro La Fenice
Regie: Thomas Krupa, Bühne: Simeon Meier, Kostüme: Sabine Moncis, Dramaturgie: Heiko Voss
Dirigent: Fabrice Bollon, Orchester: Philharmonisches Orchester und Opernchor, Choreinstudierung: Bernhard Moncado
Solisten: Mario Sofroniou (Der Herzog), Juan Orozco (Rigoletto), Aleksandra Zamojska (Gilda), Jin Seok Lee (Sparafucile), Sally Wilson (Maddalena), Orietta Battaglione (Giovanna), Neal Schwantes (Der Graf von Monterone), Alejandro Lárraga Schleske (Marullo), Aaron Judisch (Matteo Borsa), Younjin Kim (Der Graf von Ceprano), Susana Schnell (Die Gräfin von Ceprano) u.a.
Besuchte Aufführung: 17. März 2012 (Premiere)
Rigoletto ist der bucklige Hofnarr am Hof des Orgien feiernden Herzogs von Mantua. Um seine Tochter Gilda vor den Ausschweifungen des Herzogs zu beschützen, hält Rigoletto diese in seinem Haus versteckt. Doch die Höflinge, die Gilda für die Geliebte des Narren halten, kommen dahinter und entführen sie an den Hof, wo Gilda sich dem Herzog hingibt, in den sie schon vorher heimlich verliebt war. Der gedemütigte Rigoletto beschließt nun, den Herzog durch den Auftragsmörder Sparafucile aus der Welt zu schaffen. Sein Plan jedoch geht schief, anstatt des Herzogs tötet er Gilda, die in einem Sack eingehüllt liegt, was er nicht wußte. Als Rigoletto den Irrtum entdeckt, bricht er zusammen – der Fluch des Grafen Monterone, der den Narren traf, als dieser sich über Monterones vom Herzog entehrte Tochter lustig machte, hat sich erfüllt.
Aufführung
In der Freiburger Aufführung sind neben Rigoletto alle Unterdrückten oder sonst vom Leben gestraften wie Clowns geschminkt: Sparafucile und seine Schwester Maddalena, Graf von Monterone sowie Graf von Ceprano und der Page der Herzogin. Rigolettos körperliche Behinderung ist kein Buckel, sondern, wie auch bei Sparafucile, eine Wampe. Das rücksichtslose Verhalten der Männer bei Hofe gegenüber den Frauen, die als bloße Lustobjekte fungieren, wird unmißverständlich deutlich, wenn etwa während der berühmten Arie La donna è mobile im Schatten des von einem Scheinwerfer angestrahlten Herzogs eine seiner Gespielinnen angeschlagen torkelt und schließlich umfällt. Das in allen drei Akten gleiche Drehbühnenbild besteht aus einem Baum und drei weißen Häusern, von denen zwei nach hinten gekippt sind. So hat man gleichsam von unten Einblick in Rigolettos Haus, das mit menschengroßen lebenden Puppen ein Kinderzimmer für das Teengirl Gilda darstellt.
Sänger & Orchester
Mario Sofroniou bleibt darstellerisch als Herzog gegenüber dem übermächtigen Rigoletto Juan Orozcos blaß, so daß sich die Machtverhältnisse zwischen den Figuren auf merkwürdige Weise umdrehen. Hebt sich Sofronious Tenor beim ersten Auftritt kaum vom auftrumpfenden Opernchor des Theater Freiburg ab, ist er stimmlich ab dem zweiten Auftritt dann aber voll da. So verstrahlt er in Parmi veder le lagrime – unter Tränen hindurchsehen warmen tenoralen Höhenglanz und hat mit dem hohen C in La donna è mobile – die Frau ist wankelmütig keine Probleme. Gerade diese Arie aber begleiten Fabrice Bollon und das an diesem Abend nicht ganz von wackelnden Einsätzen freie, aber schmissig agierende Philharmonische Orchester Freiburg beinahe zu zurückhaltend, wenngleich der triumphale Gestus hier vermutlich mit Absicht ausgespart wurde, in Übereinstimmung mit der Inszenierung, die den Herzog in ein negatives Licht taucht. Juan Orozcos Rigoletto stemmt sich mit aller stimmlichen Kraft, die auch vor häßlichen Tönen nicht Halt macht, gegen seine Außenseiterposition. Neben Aleksandra Zamojska als Gilda liefert er an diesem Abend die intensivste Darbietung. Zamojska zieht nicht nur in ihrer Gualtier Maldè-Arie mit weichem Timbre und plastischer Präsenz sämtliche Register, die einem lyrischen Sopran zur Verfügung stehen. Jin Seok Lee gibt einen konturenscharfen Sparafucile, Sally Wilson im Skelettkostüm eine vokal eindrucksvolle Maddalena. Ähnliches gilt für die Giovanna von Orietta Battaglione und den Monterone von Neal Schwantes.
Fazit
Nicht unbedingt einen unvergeßlichen, aber doch einen höchst kurzweiligen Premierenabend bot der Freiburger Rigoletto, in dem alle Beteiligten zum Gelingen der klingenden Umsetzung von Verdis prachtvoller Musik beitrugen. In den großen Applaus mischten sich vereinzelte Buhs für die Regie.
Aron Sayed
Bild: Maurice Korbel
Das Bild zeigt: Juan Orozco und Aleksandra Zamojska