KING ARTHUR – Aachen, Stadttheater

von Henry Purcell (1659-1695), Drama in fünf Akten, Libretto: John Dryden, UA: 1691 London

Regie/Bühne: Albrecht Hirche, Kostüme: Franziska Grau

Dirigent: Volker Hiemeyer Solisten: Pawel Lawreszuk (King Arthur), Katharina Hagopian (Emmeline), Astrid Pyttlik (Philidel/Sirene), Jorge Escobar (Grimbald), Joey Zimmermann (Merlin), Elke Borkenstein (Osmond), Katrin Stösel (Matilda/Sirene)

Besuchte Aufführung: 1. April 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

König Arthur von Britannien und der Sachsenkönig Oswald sind Feinde und kämpfen mit Hilfe ihrer Magier um die Herrschaft. Während eines Täuschungsmanövers entführt Oswald Arthurs blinde Braut Emmeline, da er in sie verliebt ist. Zauberer Merlin findet ein Mittel, das Emmeline wieder sehen läßt. Kurz darauf versucht Oswalds Magier Osmond Emmeline gefügig zu machen. Arthur kann sich währenddessen einen Weg durch den Zauberwald bahnen und Osmond rechtzeitig gefangen nehmen. Im Zweikampf besiegt er Oswald und schwört Britannien ein guter König zu sein.

Aufführung

Der Zauberspruch ABRACADABRA war als Überschrift an die hintere Wand plakatiert. Ein dreidimensionales Zauberdreieck diente als Schauplatz der gesamten Handlung. Die Kostüme waren sehr konträr und plakativ: Arthur und die Ritter des Chores trugen Kapuzenshirts mit knielangen Kitteln, darauf aufgeklebt die Anfangsbuchstaben ihrer Namen (A für Arthur beispielsweise). Emmeline trug ein lachsfarbenes, enganliegendes Kleid. Die Kostüme der bösen Geister  waren aufwendige Ganzkörperanzüge: Grimbald erschien beispielsweise in einem braunen Luftpolstersack als Exkrementhaufen. Die gesprochenen Dialoge wechselten zwischen der englischen Originalsprache und einem umgangssprachlichen Deutsch, das mit sexuellen Anspielungen gespickt war (z.B. Augen zu, jetzt kommt Harry).

Sänger und Orchester

Im Gegensatz zur Inszenierung wurde die musikalische Darbietung werkgetreu umgesetzt und konnte von Anfang an überzeugen. Volker Hiemeyer dirigierte der Ouvertüre in einem gemäßigten Tempo, das im großen und ganzen beigehalten wurde. Der Zusammenklang von Streichern und Cembalo harmonierte sehr gut miteinander und gab der Musik den barocken Klang eines Kammerorchesters. Der blecherne Klang der Trompeten sorgte für den königlichen Glanz, wurde aber so reguliert, daß er nicht den Gesang übertönte. Eindrucksvoll präsentierte sich auch der Chor, der ein stattliches Klangvolumen auf die Bühne brachte. Die Intonation in Männer- und Frauenstimmen wirkte ausgewogen und harmonisch sicher im Zusammenklang mit dem Orchester. Die männlichen Sänger waren leider nur mäßig. Pawel Lawreszuk (King Arthur) sang im dritten Akt in der sogenannten Frostszene die berühmte Arie des Cold Genius. Mit knarrendem Stimmeinsatz markierte er  im Liegen das Zittern und Frieren eher dezent portato. In den Höhen war seine Stimme ausdruckslos und klang heiser. Auch seinem männlichen Gesangspartner Patricio Arroyo (Relius) fehlte die stimmliche Ausdruckskraft: mit seiner hell geprägten Tenorstimme sang er solide, aber ohne besonders aufzufallen. Im Gegensatz dazu präsentierten sich die Frauenstimmen. Besonders hervorragend war Astrid Pyttliks (Philidel/Sirene) gesangliche Präsentation. Ihre seidene Sopranstimme hob den Luftgeist Philidel gesanglich hervor. Dabei agierte sie rhythmisch sehr genau und artikulierte den Text auch in den Höhen sehr deutlich. Im vierten Akt präsentierte sie die Sirenen-Arie Two daughters of this aged stream – Töchter des uralten Flusses sind wir im Duett mit Katrin Stösel (Matilda/Sirene). Die Stimmen der beiden Sopranistinnen vermischten sich durch ihr ähnliches Timbre gut miteinander, dabei sangen sie die parallel laufenden Melodien sehr synchron. Ebenfalls erwähnenswert ist Katharina Hagopian (Emmeline), deren samtige Sopranstimme gut zu der Rolle der blinden Emmeline paßte. Die Vielseitigkeit ihrer Stimme zeigte sie besonders im zweiten Akt. In den Tiefen drückte ihre Stimme hier viel Wehmut und Schwere aus, in den Höhen sang sie legato und sotto voce, was die Unschuld und Hilflosigkeit einer Blinden gut wiedergab.

Fazit

Die Inszenierung war eine Mischung aus derben Scherzen, sexistischen Anspielungen und plakativer Kritik an der Sparpolitik im Kulturbereich. Bühnenbild und Kostüme wirkten chaotisch, und man fragte sich, was das alles mit dem Arthus-Stoff zu tun hatte. Glücklicherweise konnte die Musik im großen und ganzen überzeugen. Allen voran waren der Chor wie auch das  Orchester in Kammerbesetzung ein Erlebnis. Der Gesang von Astrid Pyttlik und Katharina Hagopian wurde vom Publikum mit besonders deutlichem Applaus gewürdigt.

Melanie Joannidis

Bild: Wil van Iersel

Das Bild zeigt: Von links: Joey Zimmermann (Merlin), Karsten Meyer (King Arthur), Pawel Lawreszuk (King Arthur Gesang), Julia Brettschneider (Emmeline), Katharina Hagopian (Emmeline Gesang). Vorne: Astrid Pyttlik (Philidel)

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