DER FLIEGENDE HOLLÄNDER – Köln, Opernhaus

von Richard Wagner (1813-1883), Romantische Oper  in drei Aufzügen, Libretto: Richard Wagner

UA: 2. November 1843 Dresden, Hoftheater

Regie: Dietrich W. Hilsdorf, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer, Licht: Nicol Hungsberg, Dramaturgie: Georg Kehren

Dirigent: Markus Poschner, Gürzenich Orchester Köln, Chor der Oper

Solisten: Lars Woldt (Daland), Erika Sunnegardh (Senta), Thomas Piffka (Erik), Jeongki Cho (Der Steuermann Dalands), Samuel Youn (der Holländer), Gabi Dauenhauer (Samiel)

Besuchte Aufführung: 3. Mai 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Der norwegische Seefahrer Daland kommt in Kontakt mit dem sogenannten Holländer, der dazu verdammt ist, auf ewig die Meere zu befahren, bis die Liebe einer Frau ihn von seinem Fluch befreien kann. Daland, der von den großen Schätzen an Bord des Holländer-Schiffs weiß, lädt diesen zu sich nach Hause ein, um ihn mit seiner Tochter Senta bekannt zu machen. Senta, die von dem sagenhaften Holländer schon viel gehört hat, träumt davon, ihn zu erlösen. Ihre Freundinnen und vor allem der Jäger Erik, der sie liebt, haben wenig Verständnis dafür. Zufällig hört der Holländer ein Gespräch, in dem Erik, der Senta nicht verlieren will und sie an das ihm einst gegebene Treueversprechen erinnert. Der Holländer, der sich betrogen fühlt, kehrt bitter enttäuscht zu seinem Schiff zurück und lichtet die Anker. Senta hingegen steigt auf die Klippen und stürzt sich ins Meer, wodurch der Holländer erlöst wird. Daraufhin versinkt sein Schiff.

Aufführung

In der im 19. Jahrhundert spielenden Aufführung gab es auf der überwiegend düsteren Bühne zwei Bilder, die – je nach Szene – mit Hilfe einer Drehbühne wechselten. Zum einen den großen Saal im Hause des Kapitäns Daland und dessen Tochter Senta (der im zweiten Aufzug auch als Spinnerei dient) mit hohen Fenstern auf der rechten Seite, durch die schummriges Licht fiel und man außerdem eine finstere Schiffsanlegestelle mit einem Fluchtpunkt auf der halblinken Seite sehen konnte. Während der Ouvertüre betrat Senta nachts den großen Saal des Hauses, sah das wohl gerade erst aufgehängte Bild des Holländers und begann – fasziniert von seiner Ausstrahlung – das Bild zu küssen. Beim ersten Auftritt des Holländers im ersten Aufzug wurde eine stumme Rolle hinzugefügt: Aus dem Nebel und der Finsternis schlich sich langsam eine Frau hervor, die sich wenig später entblößte. Der Holländer trug einen zerfetzten Mantel und Senta ein langes weißes Kleid. Als der Holländer am Ende des dritten Aufzugs sich von ihr verraten fühlte, stürzte sich Senta nicht (wie im Libretto angegeben) ins Meer, sondern wollte sich mit Eriks Gewehr erschießen. Dieser stürzte sich entsetzt auf sie, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, löste jedoch dabei den tödlichen Schuß aus.

Sänger und Orchester

Die Aufführung fand auf einem musikalisch sehr hohen Niveau statt. Das selbstbewußt spielende Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Markus Poschner, GMD der Bremer Oper, war von Anfang an hochkonzentriert; Orchester und Sänger traten als Einheit auf. Die einzelnen Rollen waren sehr passend besetztund zeigten auch am Ende der kräfteraubenden romantischen Oper keinerlei Ermüdungserscheinungen: Der Baß-Bariton Samuel Youn verausgabte sich in der Rolle des Holländers und bot den Zuhörern ein mächtiges Stimmvolumen, wie man es nur selten erlebt. Hervorzuheben ist ferner seine große schauspielerische Darstellung. Exzellent war auch die Leistung von Lars Woldt (Daland), der brillant und mit Durchschlagskraft die Partie mit Tiefenschärfe meisterte. Nie schrill und auch in hohen Lagen absolut sicher und klar war die glanzvolle Stimme der schwedischen Sopranistin Erika Sunnegärdh (Senta). In den Nebenrollen erstrahlte die helle und agile Stimme des Tenors Thomas Piffka (Erik). Einziger kleiner Wehmutstropfen waren ein paar etwas unsaubere Einsätze des Männerchors – stets bereichernd waren hingegen die wohlklingenden und hellen Stimmen im Frauenchor.

Fazit:

Fesselnde Spannung vom ersten bis zum letzten Ton, eine Aufführung, die alle hohen Erwartungen halten konnten.  Donnernder Applaus des Publikums, wie man ihn selten erlebt. Spontanen Applaus und laute Bravo-Rufe gab es auch für den Intendanten Uwe Eric Laufenberg, der gerade seinen Weggang von der Oper, hervorgerufen durch Querelen der Administration, zurückgezogen hat.

Roman Bonitz

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Samuel Youn (der Holländer), Erika Sunnegardh (Senta)

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