von Gustave Charpentier, Libretto: Gustave Charpentier, UA: 2. Februar 1900, Paris.
Regie: Christof Loy; Bühne: Barbara Pral, Kostüme: Ursula Renzenbrink, Dramaturgie: Thomas Jonigk, Licht: Volker Weinhart, Chor: Gerhard Michalski
Musikalische Leitung: Jonathan Darlington
Solisten: Sylvia Hamvasi (Louise), Sergej Khomov (Julien), Marta Márquez (La Mère), Sami Luttinen (Le Père), Marta Márquez (La première) u v. a.
Besuchte Aufführung: 27.September 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Louise lebt bei ihren Eltern zu Hause und arbeitet als Schneiderin. Sie möchte mit dem Dichter Julien ein neues Leben, fern von ihrem Elternhaus, beginnen. Ihre strengen Eltern verhindern den Kontakt zur Außenwelt. Julien aber bleibt hartnäckig, Paris und die Freiheit sind greifbar nah. Sie wird zur Musenkönigin von Montmartre gekrönt, da holt sie die Wirklichkeit wieder ein. Der Vater ist schwer krank, die Tochter kehrt zu ihm zurück. Sie bekennt sich zu ihrer Liebe zu Julien. Als sie das Elternhaus erneut verlassen will, stellt sich ihr der Vater in den Weg. Von draußen ertönt der Gesang der Stadt; Louise geht aus dem Haus. Der alte Mann verflucht die verführerische Großstadt.
Die Aufführung
Ein Wartesaal mit ein paar Stühlen, weiße Wände mit kleinen Lampen daran. Links und rechts eine Tür. Dieses Bühnenbild ändert sich während der vier Akte kaum, nur die Personen die auftreten wechseln ständig. Direkt zu Beginn sitzen Louise (Sylvia Hamvasi) und ihre Mutter (Marta Márquez) nebeneinander im Wartesaal, dem Publikum zugewandt. Fast drei Minuten lang herrscht Stille. Niemand sagt etwas. Das Motiv des Wartens durchzieht die gesamte Oper. Warten auf ein besseres Leben, auf den Ausbruch und auf die Liebe. Diaprojektionen an die weißen Wände des Wartesaals zeigen das Leben Louises, wie sie es sich mit Julien gewünscht hätte. Zu sehen sind Fotos von Julian und Louise in der Stadt Paris beim Einkaufsbummel, vor Sehenswürdigkeit und im Alltag.
Später wird sie sogar zur Musenkönigin gekrönt. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich eine Unmenge von Personen auf der Bühne: der Chor der Oper, der Düsseldorfer Kinderchor und alle Solisten. Ein riesiges Fest wird gefeiert. Mit liebevollen Details wird das zuvor so karge Wartezimmer ausgeschmückt. Luftballons, Scheinwerferlicht, Kerzen und Konfetti. Die Mutter stört die Feierlichkeiten und bittet ihre Tochter nach Hause, genauso schnell wie die Bühne bunt gefüllt wurde, leert sie sich wieder und alles ist wieder wie vorher. Alles Illusion wie sich später herausstellen wird.
Die Sänger
Sylvia Hamvasi als Louise spielt ihre Rolle als unterdrückte Tochter und sehnsuchtsvoll liebende Frau sehr überzeugend und glaubwürdig. Ihre Stimme paßt sich den jeweiligen Emotionen an, mal singt sie beleidigt trotzig, mal flehend oder liebevoll. Ein Sopran, dessen Facetten den Zuhörer beeindrucken. Auch Sami Luttinen als Vater begeistert durch seine schauspielerische Leistung und seinen ausdauernden Gesang. Marta Márquez hingegen kommt mit ihrer Stimme nicht an die Leistung der beiden heran. Sie scheint sich zwischenzeitlich nicht genug gegen das Orchester durchsetzen zu können.
Fazit
Christof Loy schuf mit seiner Inszenierung den perfekten Raum der Illusion. Alles, was Louise bei ihrem inneren Kampf um Freiheit durchlebt, ist Illusion, pure Einbildung. Sogar Julien wird bei Loy zur Einbildung. Bei ihrem Versuch auszubrechen, wird sie verrückt und ist in psychiatrischer Behandlung. Der behandelnde Arzt wird zum Geliebten, die Krankenschwestern zu Arbeitskolleginnen. Der Wartesaal beim Arzt zu den Straßen von Paris. Eine sehr interessante Sichtweise, die aufgrund ihrer konsequenten Umsetzung durchaus eine neue Sichtweise auf die Handlung der Oper ermöglicht. Die Oper wird ohne Pause durchgespielt und erfordert nicht nur von den Sängern, sondern auch vom Publikum Ausdauer.
Nach der Oper ist das Publikum erschöpft, aber auch begeistert. Die Sänger werden bejubelt und auch der Regisseur wird begeistert empfangen. Auch die Duisburger Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Jonathan Darlington erhielten für ihre durchweg gute Leistung anhaltenden Applaus. Ein Opernabend der sich lohnt!
Katharina Rupprich
Bild: Eduard Straub
Das Bild zeigt Sylvia Hamvasi als Louise.