von Georg Friedrich Händel (1685-1759), Opera seria in drei Akten. Libretto: unbekannter Bearbeiter nach Carlo Sigismondos Capece L’Orlando und Lucovico Ariostos Orlando ovvero la gelosa pazzia. UA: 27. Januar 1733 London, King’s Theatre Haymarket
Regie: Eva-Maria Höckmayr, Bühne: Nina von Essen, Kostüme: Birgit Künzler, Dramaturgie: Dr. Christian Kipper, Licht: David Hedinger
Dirigent: Michael Wendeberg, Luzerner Sinfonieorchester
Solisten: Szymon Chojnacki (Zoroastro), Marie-Luise Dressen (Orlando), Simone Stock (Dorinda), Caroline Vitale (Medoro), Madelaine Wibom (Angelica)
Besuchte Aufführung: 25. Mai 2012 (Premiere)
Es ist Mittelalter. Der Zauberer Zoroastro versucht Orlando für Heldentaten zu gewinnen und ermahnt ihn, zunächst auf die Liebe zu verzichten. Orlando liebt Angelica, die Königin von Catai. Er findet die Idee der Heldentaten gut, möchte aber keineswegs der Liebe entsagen. Angelica liebt den hübschen Medoro. Sie versteckt ihre Gefühle vor Dorinda und auch vor Orlando, bis es irgendwann gleichwohl offensichtlich ist. Medoro ist hin und her gerissen, da er der Schäferin Dorinda schon viel versprochen hatte. Von Angelicas läßt sich Medoro schnell für eine gemeinsame Zukunft überreden. Sie beschließen gemeinsame Flucht, da sie sich vor Orlando nicht mehr sicher fühlen. Die unglückliche Schäferin träumt weiterhin von Medoro, während Orlando der Liebe wegen seinen Verstand gänzlich verliert. Im Wahnsinn tötet er Medoro, Angelica stürzt er von der Felswand, beide können jedoch von Zoroastro gerettet werden. Nach diesen anstrengenden Taten schläft Orlando ein. Während er träumt, wird Zoroastros Gebet für Orlandos Heilung erhört. Nachdem der geheilte Ritter aufwacht, geben ihm seine Gewissensbisse keine Ruhe. Von Freunden getröstet, verzichtet er auf die Liebe und widmet sich den Heldentaten.
Aufführung
Noch vor geschlossenem Vorhang liegt Zoroastro im Silberglanzanzug und blonden Haaren. Mit dem Orchestervorspiel öffnet sich der Vorhang und der Zauber beginnt: Zoroastro hebt das magische Tuch und enthüllt das Modell der Bühne. Er dreht das Modell, daraufhin dreht sich auch die Bühne. Auf der runden Drehbühne befindet sich eine in einem quadratischen Metallrahmen eingeschlossene Terrasse. Zwei Treppen führen hinauf. Unterhalb der Terrasse befindet sich noch ein mit Vorhängen verschlossener Raum. Rechts im Eck vor der Drehbühne liegt die Ritterrüstung, auf der anderen Seite stehen einige Stühle. Das Licht ist intensiv, die Gegenstände sind hauptsächlich schwarz.
Zoroastro hebt eine kleine Puppe, es erscheint die Schäferin im gleichen Kostüm wie die Puppe. Weitere Figuren werden dazu gestellt und der Zauberer überläßt die Geschichte der eigenen Entwicklung. Die vier Darstellerinnen schmusen und küssen sich.
Während des Spiels kommen Statisten als Schäferinnen, die Doppelgänger der Angelica und des Medoro hinzu. Die Schäferinnen tragen luftige Kleider aus Tüll, Angelicas Kostüm ist glitzernd in Gold.
Die Atmosphäre ist faszinierend durch edle Stoffe, kunstvollen Lichteinsatz, äußere Schlichtheit und eine am Libretto angelehnte Inszenierung. Interessant ist die Szene gelöst, als Orlando Angelica tötet: sie wird erst mit schwarzem Band gefesselt. Während Orlando schläft, trägt der Zauberer Angelicas Doppelgängerin auf der Schulter die Treppe hinunter und legt sie zu den anderen Ermordeten hinzu.
Sänger und Orchester
Das gesamte Solistenensemble sowie die Statisten lieferten ein spannendes Spektakel. Szymon Chojnacki gab einen solide, elastisch und angenehm singenden Zoroastro. In der ruhigen Tiefe sowie auch in schnellen Passagen sang er mühelos Tra caligini profonde – wie im dichten Nebel irrt der Kopf (2. Akt). Den meisten Applaus erntete Marie-Luise Dressen in der Titelrolle. Ihr Ausdruck und Spiel waren absolut beeindruckend. Mit ihrer Stimme gab sie Orlandos Hoffnung, seinem Trotz sowie Passion – auch in der Wahnsinnsarie – den passenden Ausdruck. Simone Stock stellte eine naive Schäferin Dorinda dar, die überzeugend nach und nach einsichtiger wird. Ihre klare Stimme war für diesen Charakter absolut passend. Angenehme Koloraturen und Verzierungen kamen in Quando spieghi i tuoi tormenti – Wenn sie von ihren Qualen singt bestens zur Geltung. Überzeugend agierte und sang Caroline Vitale (Medoro) die anspruchsvolle Hosenrolle. Ihre nur leicht vibrierende Stimme verkörperte gute Intonation, Tragfähigkeit und Schnelligkeit. Madelaine Wibom (Angelica) gelang in flotter Bühnenpräsenz scheinbar mühelos die Darstellung des problematischen Charakters einer jungen Regentin.
Fazit
Der Abend war unterhaltsam und klangschön gestaltet. Das Orchester fügte sich in den Gesang und die optischen Gegebenheiten lenkten insgesamt nicht von der Musik ab. Leider gab es einige Kürzungen und geänderten Ablauf der Szenen. Der Schlußapplaus war der voller Begeisterung.
Ruta Akelyte Hermann
Bild: Ingo Höhn
Das Bild zeigt: Caroline Vitale (Medoro) li., Simone Stock (Dorinda) re.
von Georg Friedrich Händel (1685-1759), Opera seria in drei Akten. Libretto: unbekannter Bearbeiter nach Carlo Sigismondos Capece