von Giacomo Puccini (1858-1924), Il Tabarro, Libretto: Giuseppe Adami nach dem Schauspiel La Houppelande (1910) von Didier Gold, Suor Angelica, Libretto: Giovacchino Forzano, Gianni Schicchi, Libretto: Giovacchino Forzano nach einer Episode aus La Commedia Divina (1321)
UA: 14. Dezember 1918 New York, Metropolitan Opera
Regie: Sebastian Baumgarten; Bühne: Alexander Wolf; Video: Philip Bußmann, Kostüme: Marysol del Castillo; Dramaturgie: Klaus Angermann; Licht: Susanne Reinhardt
Dirigent: Karen Kamensek, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, Chor/Kinderchor der Staatsoper, Einstudierung: Dan RatiuSolisten: Il Tabarro: Brian Davis (Michele), Kelly God (Giorgetta), Vincent Wolfsteiner (Luigi), Edward Mout (Tinca) u.a.
Suor Angelica: Miriam Gordon-Stewart (Suor Angelica), Khatuna Mikaberidze (La Principessa), Julie-Marie Sundal (La Badessa) u.a.
Gianni Schicchi: Stefan Adam (Gianni Schicchi), Ania Vegry (Lauretta), Julie-Marie Sundal (Zita); Sung-Keun Park (Rinuccio) u.a.
Besuchte Aufführung: 2. Juni 2012 (Premiere)
Il Trittico besteht aus drei Operneinaktern. In Il Tabarro geht es um Giorgetta, die sich aufgrund des Todes ihres Kindes von ihrem Mann Michele entfremdet hat. Giorgetta verliebt sich in Luigi und will mit ihm in die Stadt ziehen. Michele ahnt die Untreue und tötet Luigi. In Suor Angelica wird Schwester Angelica in ein Kloster verbannt, weil sie mit einem unehelichen Kind Schande über die Familie gebracht hat. Wegen einer Erbangelegenheit besucht Angelicas Tante das Kloster. Angelica erfährt, daß ihr Sohn gestorben ist. Vor Leid tötet sie sich und fordert Erlösung durch die Mutter Gottes. In Gianni Schicchi geht es um eine geldgierige Familie, die vom gestorbenen Buoso enterbt wurde. Weil noch niemand vom Tode weiß, haben der clevere Schicchi und seine Tochter Lauretta die Idee, einen Doppelgänger das Testament neu diktieren zu lassen. Daraufhin täuscht Schicchi nicht nur den Notar, sondern auch die Verwandtschaft, indem er das Herzstück des Erbes sich selbst vermacht.
Aufführung
Das Bühnenbild stellt für die erste Oper ein Schiff dar, auf dem die Piraten Giorgetta und Michele leben. Dementsprechend sind die Protagonisten gekleidet: Kopftuch, Augenklappe, kommunistische Sterne, lange Mäntel und Gewänder – in allen Farben und auch etwas schmuddelig. Die Nonnen in der zweiten Oper treten in gleicher orangener Uniform auf. Die Bühne dreht sich und an den Wänden des Schiffes sind funkelnd-leuchtende Heiligenfiguren zu erkennen. Durch Video werden Heiligenscheine, der rennende oder ballspielende Sohn von Angelica, die Mutter Gottes oder Angelica, wie sie wieder mit ihrem Sohn vereint ist und in den Himmel emporsteigt auf einer Leinwand gezeigt. Die Erben-Familie in der dritten Oper wirkt aufgrund ihres Aussehens obszön und überheblich: aufgetürmte Frisuren, schwarz und weiß als Kontraste, hell geschminkte Gesichter und rote Münder. Gegen Ende hin zieht sich die Familie die Kleider aus und auf einmal tragen die Männer weibliche Unterwäsche. Ein Fadenvorhang dient hier als eingesetzte Requisite, auf die wiederum Dinge projiziert werden. Sowohl ein goldenes Amulett, als auch eine Aktenzeichen-Projektion wandern durch alle drei Teile – Habgier und Krimi in einem.
Sänger und Orchester
In Il Tabarro dominiert die Dreiecksgeschichte schauspielerisch und gesanglich: Kelly Gods (Giorgetta) Gesang ist anmutig und weitgespannt, ihre Höhen exakt und erschütternd. Im Duett mit Vincent Wolfsteiner (Luigi) spürt man ihre verzweifelte Liebe durch dynamische Fixpunkte. Brian Davis‚ (Michele) Stimme ist durchdringend und absolut: Ich will nicht, daß ein anderer dich anfaßt!, Der Tod kann nur noch das Ziel sein. Miriam Gordon-Stewart bringt als Suor (Schwester) Angelica eine bravouröse Leistung. Ihr Gesang ist sanft, voller Liebe und Hoffnung und gleichzeitig laut und lamentierend, verzweifelt und dramatisch: Wie süß enden all meine Leiden, wenn ich dir in den Himmel folgen kann. In Gianni Schicchi setzt Ania Vegri als Lauretta mit der berühmten Arie O mio babbino caro das erwartete gefühlvolle Ausrufezeichen, das mit Bravos belohnt wird. Am meisten Lob verdient Karen Kamensek, die das Orchester dirigiert. Zielstrebig und nicht mit Gefühl überladen leitet sie die Musik, so daß sie sich in Gänze entfalten kann – jede Dynamik und alle Tempi werden mit Bravour umgesetzt.
Fazit
Für diesen Dreiteiler verdient allein die organisatorische Leistung ein großes Lob – die Größe des Ensembles fällt erst so richtig beim jubelnden, nicht abnehmenden Applaus auf. Insgesamt ein runder, beeindruckender Opernabend.
Frederike Arns
Bild: Thomas M. Jauk
Das Bild zeigt: Miriam Gordon-Stewart (Suor Angelica), Julie-Marie Sundal (La Badessa) in Sour Angelica