von Richard Strauss, Text: nach Oskar Wilde, Drama in einem Aufzug; UA: 9. Dezember 1905, Hoftheater Dresden
Regie: Reinhild Hoffmann, Bühne: Dieter Hacker
Dirigent: Marcus R. Bosch, Sinfonieorchester Aachen
Solisten: Hubert Delamboye (Herodes), Sanja Anastasia (JHerodias), Anne Lünenbürger (Salome), Bastiaan Everink (Jochanaan), Louis Kim (Narraboth), Ein Page des Herodias (Mélanie Forgeron)
Besuchte Aufführung: 19. Oktober 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Salome liegen die Männer zu Füßen. Doch sie begehrt nur den Propheten Jochanaan. Als sie merkt, daß ihre Verführungskünste bei ihm keinen Erfolg haben, will sie sich rächen. Auch ihr Stiefvater Herodes begehrt Salome. Er fordert sie auf, für ihn zu tanzen. Als Gegenleistung verspricht er ihr, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Salome willigt ein und verlangt nach ihrem Tanz den Kopf des Propheten Jochanaan auf einem Silbertablett. Herodes muß sein Versprechen halten: er läßt Jochanaan enthaupten. Er beobachtet, wie Salome den Kopf des Jochanaan küßt und ist so abgeschreckt, daß er sie töten läßt.
Vorbemerkung
Das Vorbild der Oper ist das Drama von Oskar Wilde. In der Literatur galt die Gestalt der Salome lange als das Vorbild der gefährlichen Frau, der femme fatale. Strauss’ Oper greift dieses Motiv auf, vor allem durch die Akzentuierung der erotischen Betörung, die er von Wilde übernimmt.
Aufführung
Die Bühne war komplett schwarz und strahlte dementsprechend etwas Bedrohliches aus. Der einzige Lichtblick blieb ein erleuchtetes Loch im Hintergrund, das den Mond darstellte. Der Boden war leicht gekippt, so daß die Ausführenden in der Schräge agierten. Die vordere Ecke des Bodens war grau bemalt und mit Blumen und Ornamenten verziert. Alles in allem spiegelte die Bühne eine bedrückende Atmosphäre wider, die sich dem Inhalt des Stückes anpaßte. Die Kostüme unterstrichen den Charakter ihrer Rolle. Salomes Verkleidung griff die Attribute einer femme fatale auf: rote krause Haare und ein schwarzes kurzes Kleid. Herodias als lüsterner Vamp in schwarzem Kostüm und roter Unterwäsche, Herodes in grünem Samtanzug und Narraboth als Heerführer in Militärkleidung. Jochanaans Kostüm war nicht ganz verständlich: er trug einen langen Mantel, war darunter nackt bis auf eine silberne Unterhose und weiß angemalt. Was damit zum Ausdruck gebracht werden sollte, blieb unklar.
Sänger und Orchester
Die Inszenierung konzentrierte sich sehr auf die Darstellung des psychologischen Konfliktes von Salome. Daher war die Leistung Anne Lünenbürgers (Salome) besonders hervorstechend. Sie spielte die Rolle mit sehr viel Gespür fürs Detail. Jede ihrer Bewegungen wirkte überlegt und grazil, so daß sie eine gewisse Faszination ausstrahlte. Diese wurde vor allem durch ihre Stimme unterstrichen. Mit ihrem facettenreichen hellen Sopran brillierte sie sowohl in den Höhen, als auch in den Tiefen. Ebenso überzeugend verkörperte Bastiaan Everink (Jochanaan) seine Rolle. Sein voluminöser strahlender Bariton paßte sehr gut, da er die Erhabenheit des Propheten herausstellte. Beide zeigten sowohl durch Schauspiel als auch durch gesangliches Können, wie man Besessenheit in Szene setzen kann. Bei Salome war es die Besessenheit von Jochanaan und seiner erotischen Anziehungskraft auf sie. Ständig versuchte sie ihn zu berühren und wich ihm nicht von der Seite. Jochanaan fiel besonders durch seine Besessenheit von Gott auf, die er dadurch zum Ausdruck brachte, daß er wie ein Gekreuzigter mit dem Gesicht zum Boden lag und betete. Im Zusammenspiel hoben sich der fromme Prophet und die lüsterne femme fatale gut voneinander ab. Auch Hubert Delamboyes (Herodes) Auftritt konnte überzeugen. Er wirkte gesanglich sehr königlich durch einen klaren und metallischen Tenor. Die Darstellung seiner Frau wurde von Sanja Anastasia (Herodias) übernommen. Sehr schrill und grotesk setzte sie ihre Rolle in Szene. Ihr kräftiger, warmer Mezzosopran wurde von ihr sehr lautmalerisch eingesetzt und paßte zur Rolle der dekadenten, sexhungrigen Königin.
Die gesamte musikalische Leistung des Abends ist sehr zu loben. Unter der Leitung von Marcus R. Bosch ordnete sich das Orchester sehr gut den Sängern unter und stellte sein Können durch hohe Beweglichkeit und angepaßte Stimmungswechsel unter Beweis. Das Ende der Oper bestach durch Anne Lünenbürgers hypnotisierenden Blick während sie den toten Kopf Jochanaans küßte und hinterließ das Publikum schockiert.
Fazit
Höhepunkt des Abends waren eindeutig Anne Lünenbürgers und Bastiaan Everinks schauspielerische und gesangliche Leistung, was vom Publikum mit großem Beifall und Bravorufen gefeiert wurde. Eine sehr düstere Inszenierung, die von der ersten bis zur letzten Minute fesselte.
Melanie Joannidis
Bild: Carl Brunn
Das Bild zeigt: Anne Lünenbürger (Salome) versucht Bastiaan Everink (Jochanaan) zu verführen.
Im Vordergrund Mélanie Forgeron (Ein Page).