Coburg, Landestheater – DAS RHEINGOLD

von Richard Wagner (1813-1883); Oper in vier Szenen, Libretto von Richard Wagner; Uraufführung 22.9.1869 in München.
Regie: Detlef Altenbeck, Bühnenbild: Manfred Dittrich, Kostüme: Dorothea Katzer
Dirigent: Alois Seidlmeier, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Solisten: Alban Lenzen (Wotan), Franziska Rabl (Fricka), Sofia Kallio (Freia), Marek Reichert (Donner), Milen Bozhkov (Froh), Steffen Löser (Loge), Peter Felix Bauer (Alberich), Karsten Münster (Mime), Michael Lion (Fasolt), Patrick Simper (Fafner), Daphne Becka (Erda), Ulrike Barz (Woglinde), Katrin Dieckelt (Wellgunde), Petra Gruber (Floßhilde)
Besuchte Aufführung: 27.September 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
coburg-rheingold.jpgDie Rheintöchter Floßhilde, Wellgunde und Woglinde bewachen seit Ewigkeiten das magische Rheingold. Dem Zwerg Alberich gelingt der Raub, nachdem die Rheintöchter sein Liebeswerben verschmäht haben. Er kann durch Liebesverzicht den Ring formen und mit ihm das Nibelungenvolk unterwerfen.
Unterdessen haben die Riesenbrüder Fasolt und Fafner die Burg Walhall fertig gestellt. Wotan hatte ihnen als Gegenleistung die Göttin Freia zur Ehe versprochen und sucht Hilfe bei Loge, der ihn auf den Aufstieg Alberichs aufmerksam macht. Den Riesen ist die Macht Alberichs ein Dorn im Auge, sie sind bereit, Freia gegen das Gold zu tauschen.
Wotan gelingt im unterirdischen Nibelheim durch List, Alberich den Nibelungenschatz und Ring abzunehmen. Doch Alberich belegt den Ring mit einem Fluch.
Wotan möchte nur das Gold gegen Freia tauschen und den Ring für sich behalten. Die Riesen beharren jedoch auch auf dem Ring. In dieser Situation taucht die Urmutter Erda auf und warnt Wotan vor dem Fluch des Ringes. Nachdem Wotan auch den Ring an die Riesen übergeben hat, zeigt Alberichs Fluch erstmals seine Wirkung: Fafner erschlägt beim Teilen der Beute habgierig seinen Bruder Fasolt. Am Ende des Vorabends ziehen die Götter in Walhall ein.
Vorbemerkung zur Coburger Fassung
Die Beziehungen des Coburger Theaters zu Richard Wagner waren ausgezeichnet, denn schon früh bemühte man sich um die Aufführungsrechte für das kleine Coburger Hoftheater. Gegen dringend benötigtes Geld gab es die Autorisierung des Meisters für eine Coburger Fassung des Rienzi. Sie wurde von den Coburger Kapellmeistern auf weitere Werke Wagners ausgedehnt. Im Falle des Rheingoldes resultiert eine Reduzierung von 123 auf 42 Instrumentalisten, die maximale Kapazität des Orchestergrabens. Das erste Gastspiel einer Coburger Fassung (Tannhäuser) führte übrigens 1860 nach Bayreuth, da man dort den Meister nur dem Namen nach kannte.
Aufführung
Der Coburger Intendant Detlef Altenbeck sieht das Rheingold als Satyrspiel und zeigt eine Mischung aus Commedia dell’arte, Puppenspiel und Lustspiel. Der Grund des Rheines ist ein exklusives Badezimmer, mit überdimensionierter Wanne und einem Schaumbad aus Luftballons. Alberich betritt die Bühne durch die Abwasserrohre und läßt sich auf ein frivoles Spiel mit drei blonden Barbiepuppen ein. Der Raub des Goldes, als Lichteffekt dargestellt, überzeugt: Alberich nimmt einen goldenen Lichtschein mit. Dank der vielen Statisten, die mal die Kulissen schieben, ein anderes Mal die Bauarbeiter des Bauunternehmens Fasolt&Fafner darstellen, machen einen Szenenwechsel auf offener Bühne und greifen während der ellenlangen Erzählung Wotans zum Pausenbrot.
Vor den Toren Walhalls warten die Götter auf die Bauübergabe. Wotan, in grüner Samtuniform, sitzt am Tisch und hört alte Tonbänder ab. Er hat mit seinem Schicksal schon abgeschlossen. Seine Frau, Fricka, erscheint in einem Dirndl. Donner tritt als überdimensionierter Nußknacker auf, sein Götterkollege Froh als undefinierbarer Zwitter. Das Objekt der Begierde, Freia, könnte auch als schicke Bäuerin Furore machen. Karsten Münsters Mime trägt Hausmeistergrau.
Mime, der Feuergott, hat mit seinem rotglühenden Schatten genauso zu kämpfen wie Peter Pan. Am Schluß verschwindet er als roter Funken.
Sänger und Orchester
Unter der Leitung von Alois Seidlmeier spielte das Orchester nach einigen kleineren Blechpatzern einen grundsoliden Wagner. Daß hier nur eine kleine Besetzung am Werke war erkannte man eigentlich nur an den Blechbläsereinsätzen. Hut ab!
Unter den insgesamt für Stadttheaterniveau hervorragenden Stimmen sticht jedoch Steffen Löser (Loge) hervor. Sonst eher Operettensänger, gibt er dieser Charaktertenorpartie eine neue Dimension. Leider fehlte Alban Lenzen (Wotan) etwas die Tiefe und Marek Reichert (Donner) die Durchschlagskraft.
Fazit
Überhaupt zitiert Altenbeck gerne Hollywood, aber auch bekannte andere Ringinszenierungen.
Ein paar Buhrufer der zahlreich angereisten Wagner-Enthusiasten gingen im Jubel derer unter, die diesen erfreulich-heiteren Opernabend gerne als geschlossenen Ring fortgesetzt sähen. Schon wegen der Coburger Fassung unbedingt hörenswert und für die ganze Familie als Einführung in die Wagner-Welt hervorragend geeignet.

Oliver Hohlbach

Bild: Henning Rosenbusch
Das Bild zeigt: Die Götter als Kasperlepuppen (Satyrspiel).

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