von Paul Hindemith (1895-1963), Große Oper in sieben Bildern,. Libretto: Paul Hindemith, UA: 28. Mai 1938, Stadttheater Zürich
Regie: Matthias Hartmann, Bühne: Johannes Schütz, Kostüme: Victoria Behr, Dramaturgie: Michael Küster, Licht: Jürgen Hoffmann, Video: Andi A. Müller
Dirigent: Daniele Gatti, Orchester und Chor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Jürg Hämmerli
Solisten: Emily Magee (Ursula), Sandra Trattnigg (Regina), Stefania Kaluza (Gräfin Helfenstein), Thomas Hampson (Mathis, der Maler), Reinaldo Macias (Albrecht von Brandenburg), Andreas Hörl (Lorenz von Pommersfelden) u.a.
Besuchte Aufführung: 16. Juni 2012 (Premiere)
Es geht um den Künstler Matthias Grünewald, der Anfang des sechzehnten Jahrhunderts zur Zeit der Bauernkriege unter dem Mainzer Erzbischof den Isenheimer Altar schuf.
Auf der Suche nach einem Unterschlupf betritt der verfolgte Bauernanführer Schwalb mit seiner Tochter Regina das Kloster. Mathis bedient sie und verhilft ihnen beim Eintreffen der Soldaten zur schnelleren Flucht mit seinem eigenem Pferd. Die Verfolger bedrängen die Mönche, doch Mathis gesteht, daß er den Aufständischen geholfen hat. Mathis’ Auftraggeber, der Kardinal Albrecht, wird von seinem Vergehen unterrichtet und entläßt den Maler aus seinem Dienst.
Kardinal Albrecht wird von Martin Luther aufgefordert zu heiraten und sich dem protestantischen Glauben zuzuwenden. Dafür käme die bürgerliche Ursula in Frage, diese aber liebt Mathis.
Mathis und Regina fliehen, und im Wald wird Mathis von Visionen gepeinigt. Daraufhin gestaltet er sein Meisterwerk, den Isenheimer Altar. Regina ist geschwächt, wird von Ursula gepflegt und stirbt in der Werkstatt des Malers.
Kardinal Albrecht bietet Mathis an, erneut in seinen Dienst zu treten. Doch Mathis schlägt das Angebot aus.
Aufführung
Die Bühne bleibt karg und schwarz, aber in der Mitte befindet sich eine weiße, raumgroße, quadratische Vertiefung im Boden. Lediglich ein Becher mit Pinseln, ein Mallappen und einige Kunstblumen liegen auf dem Boden verstreut. Eine quadratische schwarze Wand steht schräg in der Mitte, so, wie wenn der Maler darauf gearbeitet hätte. Im sparsamen Bühnenbild treten die Kostüme der Solisten besonders farbintensiv und ansprechend hervor: Die bodenlangen Kleider der Sängerinnen, ein feuerrotes Kardinalsgewand, ein graues Kostüm für Mathis und auch die Bauern in grau mit Farbmützen. Die Staatskämpfer tragen imposante Rüstungen. Eine besonders ästhetische Wirkung gibt neben Ursulas blauem Kleid, ihr Haarschmuck.
Mit grausamen Details wird hier der Graf ermordet. Die Verbrennung der protestantischen Bücher erfolgt mit Rauch und echtem Feuer im hintersten Teil der Bühne: Man sieht durch eine Türöffnung hindurch, wie die Flammen immer wieder emporzüngeln. Die Mathis-Visionen werden durch eine Video-Übertragung umgesetzt, während derer sich einige Solisten abwechselnd auf den Stuhl vor die Kamera setzen. Neben anderen Bildprojektionen auf einer großen Leinwand sind sie singend mit unschön verformten Gesichtern zu sehen.
Sänger und Orchester
Das Orchester der Oper Zürich spielte zeitweise transparent, dann wieder mit großer Lautstärke, und arbeitete verschiedene Klangfarben und dynamische Einzelheiten wirkungsvoll heraus. Oft klangen die Chöre angenehm mild hinter der Bühne. Im sechsten Bild steigerte der Chor seine Lautstärke ins Gigantische. Die nahezu vollständig debütierenden Sänger brillierte neben guter Aussprache und Intonation mit wohlklingenden Stimmen und setzten sich recht gut gegenüber dem Orchester durch. In der Hauptrolle Thomas Hampson mit seiner prächtigen Stimme. Mit großer Musikalität und sauberster Intonation kam jeder Ton und jedes Wort deutlich von seinen Lippen. Emily Magee (Ursula) legte mit ihrer lyrischen Stimme willkommene Glanzstücke hin. Im Duett Vertrautheit, die mich beglückte im dritten Bild kamen ihre Empfindungen deutlich heraus. Reinaldo Macias (Albrecht) zeigte neben der klangschönen Stimme auch schauspielerisches Talent. Jede seiner Bewegungen und sein Gesang ging unter die Haut, vor allem während seiner Auseinandersetzung mit der schönen Ursula über eine mögliche Heirat. Es gelang ihm den liebenden und gleichwohl entsagenden Charakter lebendig zu gestalten. Mit großer Stimme glänzte Stefania Kaluza (Gräfin Helfenstein) im vierten Bild. Sandra Trattnigg (Regina) sang mit großem Volumen und zeigte eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz.
Fazit
Insgesamt wurde sehr intensiv musiziert, so daß man sich im Publikum manchmal nach mehr Ruhe sehnte. Schauspielerisch gab es wenig Abwechslung, da der Gesichtsausdruck der Sänger stets traurig blieb. Zudem wirkten deren Bewegungen oft träge, da sie meist nur langsam einherschritten oder manchmal ganz still dastanden. Anzumerken ist zudem, daß das Libretto nicht annähernd so viel Brutalität aufweist wie man hier zu sehen bekam. Mit wiederholtem Beifall würdigte das Publikum die Aufführung.
Ruta Akelyte Hermann
Bild: Suzanne Schwiertz
Das Bild zeigt: in der Mitte Emily Magee (Ursula) und Gregory Reinhart (Riedinger) rechts mit Herren Chor