von Georg Friedrich Händel (1685-1759), Libretto: Charles Jennens: UA: 13. April 1742 Dublin
Dunedin Consort & Players, Dirigent: John Butt
Susan Hamilton (Sopran), Clare Wilkinson (Mezzosopran), Nicholas Mulroy (Tenor), Mathew Brook (Bass), Annie Gill (Alt), Robert Davies (Bariton)
Besuchte Aufführung: 8. September 2012, Verdener Dom
Man kann mit Fug und Recht behaupten, daß das Bremer Musikfest ein musikalischer Höhepunkt im norddeutschen Raum ist, und da es zum 23. Mal in diesem Jahr stattfindet, läßt sich auch von einer festen Einrichtung sprechen. Vom 1. bis 22. September 2012 macht das Musikfest mit seinen 34 Veranstaltungen, 810 Künstlern, 26 Spielstätten um und in Bremen, mit 26730 Karten und einem Etat von 3,1 Millionen Euro auf sich aufmerksam.
Zu den verschiedenen Besonderheiten, die das Musikfest charakterisieren, wie das Arp-Schnitger-Orgelfestival und das Musikfest surprise, gehört auch, daß eine Aufführung im Verdener Dom im nahegelegenen Niedersachsen stattfindet. In diesem Jahr fand das Dunedin Consort & Players aus Schottland seinen Weg in den festlich erleuchteten Dom für eine Sternstunde der Aufführung des Oratoriums Messiah von G.F. Händel.
Kurzinhalt
Messiah ist Händels Oratorium, das ausschließlich auf dem Neuen Testament beruht. Händel wollte mit seinen musikalischen Mitteln keine Dramatik heraufbeschwören. So sind Rezitative und Arien nicht – wie in der Oper – durch ihre inhaltliche Funktion voneinander getrennt, sondern nach dem Kriterium musikalischer Steigerung komponiert. Es gibt keine handelnden Personen. Jeder der drei Teile des Oratoriums zeigt eine andere Seite des Bildes des zu erwartenden Erlösers der Menschheit. Der erste Teil befaßt sich mit der Verheißung und Geburt, der zweite mit der Passion und Himmelfahrt und der dritte mit dem Jüngsten Gericht.
Sänger und Orchester
Ein außergewöhnliches Ensemble war hier zu hören, das kammermusikalisch besetzt musizierte. Mit je sechs ersten und zweiten Geigen, zwei Violen, zwei Violoncelli, einem Kontrabaß, zwei Trompeten, Orgel, Cembalo und Pauke wurde ein höchst durchsichtiger Klang erzeugt, der sich deutlich von größer besetzten Aufführungen unterschied. Pro Stimme standen drei Ausführende zum Publikum gerichtet und sangen fast auswendig, sich selbständig aneinander orientierend, auch wenn ihr musikalischer Leiter, John Butt, vom Cembalo aus dirigierte. Solisten wie Chormitglieder beherrschten eine vollendete Koloraturtechnik und trugen ihre Passagen geschmeidig und rasch vor. Angesichts des hohen musikalischen Niveaus ist es schwierig, einzelne Chornummern hervorzuheben, doch eine Besonderheit soll hier Erwähnung finden. Die Solisten bildeten in den beiden zentralen Chören des Hallelujah! (Ende 2. Teil) und des Worthy is the lamb that was slain – Würdig ist das Lamm, das da starb (Schlußchor mit anschließendem Amen) auch einen kleinen Chor.
Susanne Hamilton brachte die Sopranpartien entspannt und intensiv im Ausdruck in der Arie I know that my redeemer liveth – Ich weiß, daß mein Erlöser lebet. Clare Wilkinson gestaltete mit ihrem warmen und reifen Mezzosopran vor allem die beiden Arien He was despised – Er ward verschmähet und If God be for us – Wenn Gott ist für uns eindringlich. Nicolas Mulroy ließ seinen runden und bruchlos geführten Tenor in der Arie Comfort ye my people – Tröste dich, mein Volk erklingen und sang zusammen mit der aus dem Chor heraustretenden Altistin Annie Gill O death, where is thy sting – O Tod, wo ist dein Stachel ein stimmiges Duett. Der Bassist Mathew Brook sang sprachlich und musikalisch überzeugend, besonders in der Arie But who may abide the day of his coming? – Doch wer wird ertragen den Tag seiner Ankunft? und war höchst präsent in der einzigen instrumental-solistischen, lebhaften Trompetenarie des Werkes The trumpet shall sound – Sie schallt, die Posaune. Zum Schluß soll auch der aus dem Chor heraustretende Bariton Robert Davies nicht vergessen werden, der die berühmte Arie Why do the nations so furiously rage – Warum toben die Heiden gelungen konzentriert darstellte.
Fazit
Welch großartige, kraftvolle und wie in einem Atem gesungene Aufführung – nie ließ die Spannung während der dreistündigen Aufführung nach. Jeder Chorsatz, jede Arie, jedes Orchesterstück wurde sorgfältig gestaltet. Die Zuhörer im gut besetzten Dom klatschten stehend und lang anhaltend begeistert Beifall.
Carola Jakubowski
Bild: Carola Jakubowsk
Das Bild zeigt: Verdener Dom