von Giuseppe Verdi (1813-1901), Tragische Oper in drei Akten, Libretto von Francesco Maria Piave nach Le roi s’amuse von Victor Hugo.
UA: 11. März 1851, Venedig, La Fenice.
Regie: Linda Brovsky, Bühne: John Michael Deegan, Sarah J. Conly, Kostüme: Susan Memmot Allred, Licht: Andrew David Ostrowski.
Dirigent: Antony Walker, Pittsburgh Opera Orchestra and Choir, Choreinstudierung: Mark Trawka.
Solisten: Michael Wade Lee (Herzog von Mantua), Jasmine Muhammad (Gräfin Ceprano), Mark Delavan (Rigoletto), Adam Fry (Graf Ceprano), Joseph Barron (Graf von Monterone), Raymond Aceto (Sparafucile), Lyubov Petrova (Gilda), Samantha Korbey (Maddalena) u.a.
Besuchte Aufführung: 9. Oktober 2012 (Premiere)
Der gelangweilte Herzog von Mantua stellt allen Frauen nach, auch der Frau des Grafen Ceprano. Als sein Hofnarr Rigoletto es mit seinen Späßen wieder einmal zu weit treibt, verflucht Graf Ceprano den Herzog und Rigoletto. Auch die hintertriebenen Höflinge sind schon Opfer von hofnärrischem Spott geworden und entschließen sich, die geheime Geliebte Rigolettos zu entführen. Diese ist in Wahrheit Rigolettos Tochter Gilda, der der Herzog gerade erst nachgestellt hat – wobei er einen nachhaltig Eindruck bei Gilda hinterlassen hatte. Als der Herzog erfährt, daß sich Gilda in seinem Palast befindet, kann er sein Glück kaum fassen. Der entehrte Rigoletto plant furchtbare Rache: Er setzt den Mörder Sparafucile auf den Herzog an. Vorher will er seiner immer noch verliebten Tochter die Untreue des Herzogs aufzeigen. Ein katastrophaler Fehler: Gilda opfert sich für den Herzog und stirbt in den Händen ihres Vaters. Dieser muß erkennen, daß der Fluch des Grafen Ceprano seine Wirkung entfaltet hat.
Aufführung
Die Bühne stellt im historisierenden Stil das Mantua des 16. Jahrhunderts dar. Große Gebäude, Treppen und Gänge lassen sich auf verschiedene Art und Weise kombinieren und stellen so Hof und die Wohnung von Rigoletto dar. Davon abgesetzt erscheint die heruntergekommene Stube von Sparafucile. Auch die üppige Bühnenausstattung und die Kostüme sind ganz dem 16. Jahrhundert nachempfunden worden. Nebelmaschinen und Lichteffekte werden als weitere Gestaltungsmittel eingesetzt.
Sänger und Orchester
Das Orchester unter der Leitung von Antony Walker liefert eine solide Leistung ab und begleitet das Bühnengeschehen, ohne die Sänger zuzudecken. Wußte dieser ausgewogene Klang und die gut aufeinander abgestimmten Instrumentengruppen zu gefallen, hätte man sich an einigen Stellen aber durchaus auch ein Mehr an Klangvolumen gewünscht.
Eruptive Ausbrüche sind nur eine der Stärken von Mark Delavan (Rigoletto). Hier kann er ein beeindruckendes Stimmvolumen mit natürlicher Bühnenpräsenz kombinieren. Einziger Makel einer guten Leistung sind dabei die lyrische Passagen, in denen der Bariton seine Stimme öfter zu sehr eindunkelt und seinen Stimmklang somit arg verbreitet. Nicht nur in der Handlung ist Michael Wade Lee (Herzog von Mantua) sein Gegenspieler, auch wenn er gesanglich am Ende den Kürzeren zieht: Kann er mit klarer lyrischer Stimmführung noch in Questa o quella – Diese oder jene überzeugen, macht sich hier schon ein Mangel an Klangfülle bemerkbar. In Parmi veder le lagrime – Mir ist es, als sähe ich die Tränen kann er das noch kompensieren, was einer der Höhepunkte des Abends wird. Doch in Possente amor mi chiama – Mächtig ruft mich die Liebe ist die Stimme dann nicht fokussiert genug und auf der bevölkerten Bühne geht er unter. Ebenso wirken die hohen Spitzentöne nicht wirklich souverän.
Auch Adam Fry (Graf Ceprano) läßt Stimmvolumen vermissen, was seiner Rolle viel Angsteinflößendes nimmt. Lyubov Petrova (Gilda) gibt die schüchterne Tochter, die vor allem in der Mittellage mit guter Linienführung und fokussierter Stimme überzeugt. Leider weichen diese guten Eigenschaften in der Höhe einem Hang zum Forcieren, um auch hier gut hörbar zu sein. Immer wieder leiden die musikalischen Linien darunter, etwa in Caro nome – Teurer Name. Wirklich angsteinflößend erscheint Raymond Aceto (Sparafucile), dessen Auftritte sehr eindrucksvoll ist. So kann er etwa im dritten Akt ein-furchterregendes Stimmpotenzial präsentieren, wobei er aber nie die Kontrolle verliert. Auch lobend soll der Pittsburgh Opera Choir erwähnt werden: Selbst bei den verwinkelten Bühnenkonstruktionen folgen die Choristen stets akkurat dem Schlag des Dirigenten, vor allem in der Entführungsszene (1. Akt) sind die pianissimo-Stellen besonders hervorzuheben.
Fazit
Neben wenigen musikalischen Schwächen konnte leider auch die Regie nicht vollkommen überzeugen. Während die Darstellung der kaum verdeckten Gewaltbereitschaft der Höflinge eindrucksvoll gelang, blieben vor allem die Szenen mit Chorbeteiligung oft allzu statisch.
Malte Wasem
Bild: David Bachman
Das Bild zeigt: Maddalena (Samantha Korbey), Michael Wade Lee (Herzog von Mantua), Gilda (Lyubov Petrova), Rigoletto (Mark Delavan, von rechts)