Klavierabend mit Murray Perahia
Franz Schubert: Moments musicaux D 780 Frédéric Chopin: Impromptu Nr.2 Fis-Dur Op. 36, Scherzo h-Moll op.20 Nr.1
Ludwig van Beethoven: cis-Moll op.27/2 Robert Schumann: Faschingsschwank aus Wien.
Besuchte Aufführung: 21. September 2012
Am 22. September ging in diesem Jahr das höchst erfolgreiche und beliebte Musikfest Bremen mit einer bejubelten Offenbach-Gala (Marc Minkowski, Les Musiciens du Louvre) zu Ende. Die Veranstalter konnten ebenso von einer alle Erwartungen übertroffene Auslastung wie über eine konstante Publikumsresonanz berichten.
Einen Tag zuvor fand ein Klavierabend mit dem aus Amerika stammenden und weltweit für seine hochsensiblen Interpretationen bekannte Starpianisten Murray Perahia in der Glocke, dem Konzerthaus in Bremen, statt.
Interpretation des Künstlers
Eine klanglich ausdifferenzierte Wiedergabe gelang Perahia mit Beethovens Klaviersonate cis-Moll, doch an manchen Stellen fehlte etwas das Schwebende in seiner Interpretation. Beim dritten Satz hätte man sich die rollende Bewegung der arpeggierten Akkorde deutlicher gewünscht.
Schumanns Faschingsschwank aus Wien, technisch eine große Herausforderung, gestaltete der Pianist ausbalanciert, transparent, stilsicher in der Wiedergabe. Er ließ die vielfältigen Motive schnell verwehen, so daß sie zu keiner längeren Kantilene zusammenfanden, womit er Schumanns Klavierkunst ihren unverwechselbaren Charakter gab. Nach der Pause spielte Perahia Schuberts die sechs stimmungsvollen Moments musicaux mit perlenden Läufen, wobei er die einzelnen Motive genußvoll hervortreten ließ. Das leis Hingehauchte der einzelnen Stimmungssplitter konnte man durch die vorgelegte Geschwindigkeit leider nur ahnen. Bei der komplexen Fantasie in Chopins Impromptu Fis-Dur arbeitete Perahia die einzelnen Teile deutlich heraus, blieb jedoch nachdenklich in seiner Wiedergabe. Das letzte Stück, das Scherzo h-Moll, war der Höhepunkt des Abends. Der Pianist konnte trotz rasanter Schnelligkeit der Wiedergabe dem wiegenden Rhythmus lyrischen Ausdruck verleihen. Es gelang ihm, die unheimliche Dramatik der Komposition so auszuleuchten, daß die Zuhörer gebannt blieben. Als Zugabe gönnte der Pianist dem höchst aufmerksamen und begeistert klatschendem Publikum das Impromptu As-Dur op. 90 Nr. 4 von Franz Schubert.
Fazit
Wer Murray Perahia schon häufiger in seiner unglaublich ausdrucksstarken Klavierkunst erlebt hat, der wird den Eindruck teilen, daß der Pianist an diesem Abend seiner sonst so leidenschaftlichen Spielfreude nicht den angemessenen Ausdruck geben konnte, wirkte er doch bei aller großartigen Professionalität an diesem Abend gehandicapt. Als Hinweis, warum das so war, könnte man vermuten, daß die kurzfristige Programmänderung dies andeuteten, die vielleicht ein Zeichen seiner künstlerischen Verantwortung gewertet werden waren.
Carola Jakubowski
Bild: Musikfest Bremen