Koblenz, Theater der Stadt – ARIADNE AUF NAXOS

von Richard Strauss (1864–1949); Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel; Libretto: Hugo von Hofmannsthal; UA: 25. Oktober 1912, Hoftheater, Kleines Haus, Stuttgart
Regie/Bühnenbild: Annegret Ritzel, Kostüme: Gera Graf, Annegret Ritzel
Dirigent: Karsten Huschke, Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Solisten: Dirk Diekmann (Haushofmeister), Alexander Polakovs (Musiklehrer), Monica Mascus (Komponist), Ana Rupčić (Primadonna/Ariadne), John Charles Pierce (Tenor/Bacchus), Günther Dittrich (Offizier), Gustavo Martin-Sanchez (Tanzmeister), Michael Hamlett (Perückenmacher), Marco Kilian (Lakai), Estelle Kruger (Zerbinetta) u.a.
Besuchte Aufführung: 16.11.2008 (Premiere)

Kurzinhalt
koblenz-ariadne-auf-naxos.jpgDer reichste Herr von Wien hat viele Gäste zu einem Opernabend in sein Haustheater eingeladen. Doch nicht nur die Opera seria Ariadne auf Naxos, sondern auch eine Komödie soll an diesem Abend aufgeführt werden. Der Komponist bangt um die Wirkung seines ernsten Stückes, wenn Zerbinetta mit ihrer Komödiantengruppe direkt im Anschluß auftritt. Doch damit nicht genug: Der Hausherr läßt befehlen, daß beide Werke gleichzeitig dargeboten werden, damit die Aufführung rechtzeitig zum Feuerwerk vorbei ist und das Opernszenario der „wüsten Insel“ etwas aufgepeppt wird. Zerbinetta leitet ihre Begleiter an, sich bei der erstbesten Möglichkeit in die Vorstellung zu mischen. Das Spektakel kann beginnen.
Ariadne wurde von ihrem Geliebten Theseus auf einer wüsten Insel zurückgelassen. Sie klagt mit den Nymphen über ihre Einsamkeit und erwartet den Götterboten Hermes, der sie ins Totenreich geleiten soll. Zerbinetta und ihre Truppe brechen in diese Szene herein und versuchen, Ariadne zu erheitern, doch diese läßt sich nicht von ihrer Ansicht abbringen. Plötzlich verkündigen die Nymphen die Ankunft des jungen Gottes Bacchus, den Ariadne für den erwarteten Todesboten hält. Sie sinkt schließlich in seine Arme, und Zerbinetta ruft höhnisch ins Gedächtnis, mit ihrem Kommt der neue Gott gegangen Recht behalten zu haben. Schließlich mündet die Darbietung in das geplante Feuerwerk.
Aufführung
Familiär – dieses Wort beschreibt wohl am treffendsten die Koblenzer Premiere von Strauss’ Oper. Nur 180 Karten waren überhaupt zu erwerben, das Parkett war unbestuhlt und diente als Bühne für die Aufführung (s. auch Abb.). Das war deshalb nötig, da die eigentliche Bühne nach einem aufwendigen Umbau noch nicht wiedereröffnet war. So beobachteten die Zuschauer das Vorspiel der Oper von den Rängen aus, das Orchester spielte im Graben; die Pause, die mit 45 Minuten ungewöhnlich lange dauerte, nutzten die Bühnentechniker zum kompletten Umbau: Das Orchester wurde im hinteren Teil des Parketts positioniert, der Orchestergraben wurde überbaut und mit rund 60 Stühlen für die „reichen Wiener Gäste“ (ausgesuchte Gäste aus dem Publikum) ausgerüstet, dazwischen und von den Rängen aus wurde – zur Bühne hin – gespielt. Der Vorteil: Die genannten auserwählten Besucher waren hautnah am Geschehen, und das Koblenzer Theater war eine Kulisse, wie sie echter nicht hätte sein können. Ob die Sicht auf den Opernakt auch von den anderen Plätzen aus ein Vergnügen war, bleibt fraglich.
Die Kostüme im zweiten Teil charakterisierten etwas zu offensichtlich die gegensätzlichen Gruppen: einerseits die in antiken Gewändern gekleideten Schauspieler der ernsten Oper, andererseits die Komödiantengruppe, die mit knalligen Farben, viel Glitzer und stellenweise sogar im lapidaren Hawaiilook (inklusive Badelatschen und Liegestühlen) über die Bühne hüpfte. Mit solch plakativen Mitteln und einer sehr intensiven Arbeit mit der Lichttechnik suchte Annegret Ritzel, den Umstand der „Übergangsbühne“ zu kompensieren, was soweit auch gelang.
Sänger und Orchester
Durchgängig positiv überrascht war man von den Solisten des Abends. Ana Rupčić (Primadonna/Ariadne), zeigte eindrucksvoll durch exzellente Dynamik und Sicherheit auch in großen Sprüngen ihre Erfahrung als Sängerin. Stellenweise war sie etwas schwer verständlich. Estelle Kruger mimte sauber und mit klarer Stimme den oft erzählenden Charakter von Zerbinettas Part. Sie war besonders stark in den Höhen. John Charles Pierce sang fundiert die anspruchsvolle Rolle des Gottes Bacchus. Auch besonders hervorzuheben ist Monica Mascus, die sauber, kräftig und mit sehr guter Dynamik einen hervorragenden Komponisten darstellte. Auch die anderen Rollen, wie z.B. Alexander Polakovs als Musiklehrer oder die drei Nymphen, waren gut besetzt – eine Freude, zuzuhören.
Das Orchester, geleitet von Karsten Huschke, meisterte die unterschiedlichen Stile der Oper sehr gut, war flink und vielseitig, und überzeugte im Zusammenspiel mit dem Ensemble.
Fazit
Ein exklusiver aber durchaus origineller Abend, der durch gut besetzte Rollen und interessante Raumkonzeption bestach. Sowohl die Sänger Hauptrollen, als auch das Orchester, der Dirigent und die Regie durften einen tosenden Applaus entgegennehmen. Bravo.
Julia Korst
Bild: Sonja Rothweiler
Das Bild zeigt: Theater als Kulisse: Karsten Huschke dirigiert das Staatsorchester Rheinische Philharmonie dort, wo in Koblenz sonst die Zuschauer sitzen. Ana Rupčić (Ariadne) überblickt die Szene von oben.

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