von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte
UA: 29. Oktober 1787, Teatro di Praga
Regie: Justin Way, Bühne: Kimm Kovac, Kostüme: x, Licht: Marcus Dilliard
Dirigent: Antony Walker, Pittsburgh Opera Orchestra, Pittsburgh Opera Choir, Choreinstudierung: Mark Trawka
Solisten: Michael Todd Simpson (Don Giovanni), Wayne Tigges (Leporello), Caitlin Lynch (Donna Anna), Hao Jiang Tian (Komtur), Sean Panikkar (Don Ottavio), Jennifer Holloway (Donna Elvira), Sari Gruber (Zerlina), Joseph Barron (Masetto)
Besuchte Aufführung: 9. November 2012
Don Giovanni stellt so ziemlich jeder verfügbaren Frau hinterher. Bei seinen Eroberungszügen und der nachträglichen Festhaltung seiner Erfolge geht ihm der Diener Leporello zur Hand. Doch bei Donna Anna fährt der Vater dazwischen, den Don Giovanni im Duell tödlich verletzt. In der Folge verläßt ihn das Glück: Donna Anna und ihr Geliebter Don Ottavio, das bäuerliche Brautpaar Zerlina und Masetto sowie seine ehemalige Geliebte Donna Elvira machen sich auf die Jagd nach dem Frauenheld. Kann sich Don Giovanni zunächst den Zugriffen noch entziehen, bezahlt er am Ende für sein Treiben mit dem Leben und fährt zur Hölle.
Aufführung
Der größte Teil der Oper ist in einem abgetrennten Halbkreis angesiedelt, der sich doppelt deuten läßt: Zum einen erinnert er an die Stierkampf-Arenen in der Gegend, in der die Oper spielt. Gerade die Häuserwand mit einer zusätzlichen Balustrade erinnert aber auch an einfacheres Theater, was an die ursprüngliche Herkunft des Don Juan-Stoffs erinnern soll. Die Unterhaltungen von Don Giovanni und Leporello spielen vor einer Wand, welche den Protagonisten die Wahl läßt, ob sie dahinter liegende Bühne für die nächste Szene durch die mit ‚Sonne‘ überschriebene Tür betreten wollen oder ob sie die ‚Schatten‘-Tür wählen. In verworrenen Situationen werden zusätzliche Säulengänge herabgefahren, so daß den Protagonisten zusätzliche Möglichkeiten eingeräumt werden, ihr Versteckspiel zu betreiben.
Sänger und Orchester
Die gesamte Handlung wird von der Hauptfigur dominiert. Und so ist dann auch Michael Todd Simpson (Don Giovanni) der zentrale Fixpunkt dieser Aufführung: Ein Bariton mit kraftvollem Volumen, der scheinbar mühelos frei erklingt. Zudem gibt er einen beeindruckenden Schauspieler, nur die Fecht-Szene zu Beginn kann auch er nicht retten. Doch sonst spielt er den Strippenzieher und dominiert seine Gegenüber szenisch und musikalisch. Einzig zu kritisieren ist der teilweise zugerufene Ton in Fin ch’han dal vino – Froh zu dem Feste. Dafür ist Deh, vieni alla finestra – Komm ans Fenster mit wunderbar freier Stimme und langer Linienführung ein Hochgenuß: Einer der wenigen Momente, in denen das gesamte Auditorium keinen Ton von sich gibt. Ähnlich sein Diener Wayne Tigges (Leporello): In seinem dunkel gefärbten, breit geführten Klang kann man die Durchtriebenheit herauszuhören, mit der er zu Werke geht. Besonders im zweiten Akt gibt er so einen standhaften Gegner gegen die deutlich größere Gruppe seiner Gegenspieler. Zudem dominiert er auch das Ende musikalisch: Auch wenn zunächst die Moral gesiegt hat, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß sich sein neuer Herr ähnlichen Spielen hingibt.
Caitlin Lynch (Donna Anna) zeigt im ersten Akt bei Fuggi, crudele, fuggi – Flieh, Grausamer einen auch in der Höhe klaren Sopran. Leider bekommt sie im zweiten Akt zunehmend Probleme in der Höhe. Bei Non mi dir, bell’idol mio – Sag nicht, mein Geliebter hört man doch deutliche Intonationsprobleme. Jennifer Holloway (Donna Elvira) startet mit sehr dünnen Ton, wird bei Ah, fuggi il traditor – Flieht den Verräter dann aber deutlich dramatischer, ohne lamentierenden Gehalt einzubüßen. Im weiteren Verlauf der Oper zeigt sie dann eine sehr solide Leistung. Sari Gruber (Zerlina) behält leider über die gesamte Oper einen sehr dünnen Ton bei und macht sich damit zum hilflosen Opfer von Don Giovanni.
Sean Panikkar (Don Ottavio) gibt einen glaubwürdigen Liebhaber mit strahlend-juvenilem Klang. Besonders bei Dalla sua pace – Von ihrem Frieden überzeugt, wo er trotz Zurücknahme ins Pianissimo eine enorme Tragfähigkeit der Stimme zeigt. Hao Jiang Tian (Komtur) fehlt leider das Klangvolumen, um wirklich furchteinflößend auf der Bühne zu wirken. Joseph Barron (Masetto) stellt einen wunderbaren Bauern mit dunkel gefärbtem Klang dar.
Das Pittsburgh Opera Orchestra unter der Leitung von Antony Walker beschränkt sich zumeist auf die Rolle des soliden Begleiters. Nur an wenigen Stellen vernimmt man das Orchester eigenständig und mit Spielfreude. Schade, da einige Stellen durchaus eindringlich gestaltet sind und großes Potential andeuten: Etwa die Begleitung zu Leporellos erster Arie oder die Höllenfahrt Don Giovannis.
Fazit
Die Regie schafft es immer wieder, überraschende Momente und unvorhersehbare Entwicklungen in das Bühnengeschehen einzubauen: Das Publikum amüsiert sich hervorragend und quittiert vieles mit großer Heiterkeit. In Verbindung mit der musikalischen Leistung – vor allem der Titelfigur und seines Dieners – ein unterhaltsamer Opernabend!
Malte Wasem
Bild: David Bachman
Das Bild zeigt: Leporello (Michael Todd Simpson), Don Giovanni (Wayne Tigges)