COSÌ FAN TUTTE – SO MACHEN ES ALLE (FRAUEN) – Oper Köln, Palladium

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Commedia per musica in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 26. Januar 1790 Wien, Burgtheater

Regie: Tatjana Gürbaca, Bühne/Kostüme: Ingrid Erb, Licht Andreas Grüter, Dramaturgie: Tanja Fasching

Dirigent: Konrad Junghänel, Gürzenich-Orchester und Chor, Chorleitung Andrew Ollivant

Solisten: Sabina Cvilak (Fiordiligi), Katrin Wundsam (Dorabella), Miljenko Turk (Guglielmo),

Matthias Klink (Ferrando), Claudia Rohrbach (Despina), Carlo Lepore (Don Alfonso)

Besuchte Aufführung: 24. November 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Er geht um eine Wette bzgl. der Treue der Verlobten von zwei Offizieren und dem lebenserfahrenen Don Alfonso, der daran nicht glaubt. Sollten sie recht haben, daß ihre Verlobten ihnen treu blieben, würde er ihnen einhundert Zechinen geben. Das Spiel beginnt. Den beiden Bräuten wird vorgetäuscht, daß die Offiziere einen Befehl zu einem Kampfeinsatz erhalten hätten. Beide kehren als verkleidete Albaner zurück und können tatsächlich beide Frauen täuschen. Kurz bevor sie Erfolg zu haben scheinen, entlegen sich die Offiziere ihrer Maskerade. Die Frauen sind höchlichst erschrocken. Doch dann versprechen alle einander ewige Treue. Don Alfonso aber triumphiert.

Aufführung

Drei Holzwände bilden ein enges Zimmer. Türen sind nicht sichtbar. Die Eintretenden kommen quasi durch die Wand, die aus Papier die Holzwand imitierte. Dagegen  kriechen die verkleideten Albaner durch einen Schlitz der Hinterwand in Bodennähe herein. Später werden die Zimmerwände entfernt. Auf der leeren Bühne erscheinen zuweilen Soldaten in Uniformen der Grande Armee, ähnlich den Garden beim Kölner Karneval.

Don Alfonso  zeigt sich in braunem Mantel, die beiden Offiziere in hell-beigen auf Taille geschnittenen  Anzügen. Später haben sie als Albaner Feldanzüge angelegt. Die beiden Damen sind in gleichen, weißen Kleidern mit je fußlanger Schleppe gewandet. Gegen Openende entledigen sie sich der Oberteile. Darunter kommt ein Unterrock zum Vorschein. Despina tritt in grau-schwarzem Putzkleid auf. Als Arzt erscheint sie im weißen Kittel und das Notarkostüm besteht aus weißer Bischofsmütze und breiter Stola.

Sänger und Orchester

Flott legt Konrad Junghänel mit dem zahlmäßig reduzierten Gürzenich-Orchester die Ouvertüre hin. Die reizvollen Motive der Flöten, Oboen und Klarinetten kommen akkurat und sauber daher.

Terzette sind in dieser Oper ja reichlich vorhanden. Das schönste von allen ist dabei der Dreiergesang Don Alfonsos mit Dorabella und Fiordiligi, wie sie ihre guten Wünsche den auf einem Schiff wegfahrenden Geliebten nachschicken. Orchester wie Sänger vermitteln eindrucksvoll die Wehmut des Abschiedsschmerzes zusammen mit den „Wellen“ der Streicher und der klagenden Bläser.

Mit  Smania implacabile – meine große innere Unruhe zeigt Katrin Wundsam (Dorabella) ihren persönlichen Trennungsschmerz klar an, doch  ihre Stimme entbehrt einiges an Dynamik, denn in stets gleicher Lautstärke kommen die Dreiklangsaufschwünge in  Darò all’Euminide – ich werde den Euminiden geben daher.

Die berühmte Arie Come scoglio immota resta – wie der Felsen unerschütterlich steht gilt mit ihren abenteuerlichen Intervallen von klein A bis zum zweigestrichenen E oder B als eines der schwersten Gesangsstücke Mozarts. Die junge slowenische Sopranistin Sabina Cvilak (Fiordiligi) beherrscht hier und auch an anderen Stellen ihren Part gut. Aber eine solche Riesenarie verlangt leider noch viel mehr als richtige Töne, die sie allerdings mit Bravour bewältigte. Es fehlt die heiße Leidenschaftlichkeit, die diese Arie fordert. Die Spitzentöne kommen zu forciert, manchmal werden sie geradezu scharf und unbeherrscht herausgeschleudert. Im schnellen Teil werden die Koloraturen verschliffen und auf die Kadenz-Triller muß man verzichten. Beide Sängerinnen zeigen allerdings bei den Duetten ein gutes, harmonisches und rhythmisches Zusammengehen ihrer Stimmen.

Bei Matthias Klink (Ferrando) ist Un‘ aura amoroso – ein liebevoller Hauch (Ende 1. Akt) in den besten Händen: Mit lyrischer Tenorstimme artikuliert er klar und ausdrucksstark. Die bei Mozart so wichtige dynamische Abstufung (laut-leise) schattiert er vorzüglich. Die Innigkeit, die genau phrasierten Intervallschritte und die Abstufungen bei imitierenden Stellen zeugen von einem überlegten Singen. Er zeigt, wie Mozart klingen soll. In der Rolle der Despina ist Claudia Rohrbach zu Hause. Miljenko Turks (Guglielmo) Bariton kommt klar herüber. Im Duett mit Sabina Cvilak sind beide bestens aufgelegt. Carlo Lepores (Don Alfonso) Baß ist an vielen Stellen zu kehlig und seine Artikulation kaum verständlich, was umso erstaunlicher ist, da er als  einziger aus Italien kommt.

Fazit

Sängerisch zeigte das Ensemble eine annehmbare Leistung. Leider war durch die Inszenierung manches davon, besonders im ersten Akt, so überlagert, daß dabei Mozarts Musik ins Abseits gedrängt wurde.

Dem Publikum hat’s gefallen, es klatschte viel und lang.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Ferrando (Matthias Klink), Despina (Claudia Rohrbach), Fiordiligi (Sabina Cvilak), Dorabella (Katrin Wundsam), Guglielmo (Miljenko Turk), Don Alfonso (Carlo Lepore)

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