LE NOZZE DI FIGARO – FIGAROS HOCHZEIT – Duisburg, Deutsche Oper am Rhein

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Commedia per musica (Opera buffa)  in vier Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte nach Beaumarchais UA: 1. Mai 1786 Wien, Burgtheater

Regie: Michael Hampe, Bühne/Kostüme: German Droghetti, Licht: Manfred Voss, Dramaturgie Dr. Hella Bartnig

Dirigent: Axel Kober, Duisburger Philharmoniker, Chor der Deutschen Oper am Rhein, Choreinstudierung: Gerhard Michalski

Solisten: Laimonas Pautienius (Graf Almaviva), Sylvia Hamvasi (Gräfin Almaviva), Anett Fritsch (Susanna), Adam Palka (Figaro), Annika Kaschenz (Cherubino), Marta Márquez (Marcellina), Bruce Rankin (Basilio), Sami Luttinen (Bartolo) u.a.

Besuchte Aufführung: 1. Dezember 2012 (Premiere)

Kurzinhalt: s. Figaros Hochzeit in Köln

Aufführung

Das erste Bild zeigte ein Rokoko-Zimmer mit je einer Tür in jeder Wand. Links ein Lehnstuhl, in der Mitte ein Bettgestell, auf der rechten Seite einige Reinigungsgegenstände und daran angelehnt ein Spiegel. Im zweiten Bild ein geräumiges Zimmer mit Bett, dessen Kopfende sich an die rechte Wand anlehnte, davor eine Sitzbank. Gegenüber eine hohe, glasverspiegelte Gartentür, durch die das Tageslicht hereinflutete. Davor ein Rokoko-Sitzsofa mit Anrichtetischchen. Eine hohe Tür mit doppeltem Flügel an der Hinterwand stellt den Eingang dar, daneben eine Tapetentüre, eine weitere neben dem Bett. In einer Ecke Frisier-Utensilien. Das dritte Bild stellte den Gerichtssaal dar, rechts eine Balustrade fürs Gericht, links gegenüber ein erhöhtes Schreibpult. Zwei hochlehnige, gepolsterte Stühle vor der Balustrade. Drei hohe Pforten von dunkelbrauner Farbe mit eingelassenen, goldumrandeten Kassetten. Zum fürstlichen Empfang und zum Tanz des Fandango wurden die sechs Kronleuchter angezündet, die eine festliche Stimmung verbreiteten. Zum Schluß ein Piniengarten mit französischen Bosketten, rechts und links verwunschene Orte, in der Mitte ein Gang mit einer steinernen Bank.

Die Kostüme entsprachen der Zeit des 19. Jahrhundert.

Sänger und Orchester

Aus Sami Luttinens (Bartolo) La vendetta è un piacer serbato ai saggi – Die Rache ist ein den Weisen vorbehaltenes Vergnügen merkt man seine unterdrückte Wut heraus. Sie wirkt ansteckend, besonders, wenn man sich an andere gähnend langweiligen Inszenierungen von Figaro-Inszenierungen erinnert.

Als erste erscheint, elegant und leichtgeschürzt, Annika Kaschenz als Cherubino wie sie sich mit Non so più cosa son – ich weiß nicht mehr, wer ich bin vorstellt. Ihr warmherziger Sopran läßt sie besonders schön in den hohen Tönen erblühen. Die unsicheren Schritte ins Erwachsenenleben mit Voi che sapete – Ihr, die ihr wißt macht sie etwas zu verzagt, aber dennoch ihrer Jugendlichkeit durchaus entsprechend gut. Sehr gute einstudierte Ensembles, noch etwas unsicher beim ersten Terzett: Basilio (überwältigend in Gehabe und Aussehen mit schulterlangem, grauen Haaren), Susanne, Graf: Cosa sento – was höre ich, aber umso sicherer gesanglich und darstellerisch übereinstimmend in den Finali des zweiten und letzten Akts. Überragend das Orchester im dritten Finale im: Ecco la marcia – da ist der Marsch, der dann mit dem Fandango fortgesetzt wird. Hier zeigen die Musiker unter der Leitung von Axel Kober eine hohe tänzerische Eleganz, die man bei anderen Aufführungen kaum je antreffen kann, und das Briefchen zum Stelldichein gelangt sichtbar fürs Publikum, doch unbemerkt zum Grafen. Die Regie zeigte sich hier sehr geschickt, wie überhaupt sie durch deutliche Hand- und Armbewegungen der Darsteller, genau in der Abfolge der Musik den Handlungsablauf derart verständlich macht, daß man die ohnehin merkwürdigen Übertitel unbeachtet läßt. Vervollständigt wird alles durch die gemessenen Tanzschritte der Festgesellschaft. Große Anmut gepaart mit Spannung bringt ungeschmälertes Vergnügen!

Sylvia Hamvasi (Gräfin Almaviva) füllt Porgi, armor qualche ristoro – gib Liebe etwas Linderung mit dem Glanz ihres jugendlichen Soprans. Während sie in dieser Kavatine noch etwas unsicher wirkt, strahlt ihre lyrische Stimme in Dove sono i bei momenti – wo sind die schönen Augenblicke geblieben umso mehr Wärme aus. Laimonas Pautienius gestaltet die verliebte, immer verärgerte und ungeduldige Rolle des Grafen sehr eindrucksvoll, doch seine Stimme ist oft zu gaumig. Anett Fritsch, ausgerüstet mit sicherer Sopranstimme, hüpft als reizende Susanna mit viel spritzigem Temperament über die Bretter. Der Lorbeer gehört aber zweifellos Adam Palka (Figaro), der nach anfänglicher Unsicherheit zur großen Form bei seinen letzten Arien aufläuft. Die Deutlichkeit seiner Aussprache und die sichere Tongebung lassen nichts zu wünschen übrig.

Fazit

Mozarts Musik war in dieser Bühnenumgebung regelrecht zu Hause. Die in seiner Musik aufgezeigte Gestik wurde von Michael Hampe akribisch in die Tat umgesetzt, etwas, was man unter den vielen Aufführungen dieser Oper kaum je geboten bekommt. Großer Applaus für Sänger und das Regie-Team.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Hans Joerg Michel

Das Bild zeigt: Sylvia Hamvasi (La Contessa di Almaviva), Anett Fritsch (Susanna)

Als erste erscheint, elegant und leichtgeschürzt,

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