von Paul Burkhard (1911-1977), Musikalische Komödie in 3 Akten, Libretto: Erik Charell und Jürg Amstein nach dem Lustspiel Der Schwarze Hecht von Emil Sautter; UA: 16. Mai 1950 München, Theater am Gärtnerplatz
Regie: Karl Absenger; Bühne: Karin Fritz; Kostüme: Götz Lanzelot Fischer
Dirigent: Anja Bihlmaier, Fassung mit zwei Klavieren: Jeffrey Goldberg und Claudia Lang (Klavier)
Solisten: Roland Glass (Albert), Sylvia Schramm-Heilfort (Karline), Susanne Thielemann (Anna), Muriel Wenger (Kati), Andreas Kindschuh (Fritz), Ulrike Euen (Berta), Frank Höhnerbach (Gustav), Monika Straube (Paula), Matthias Winter (Heinrich), Kerstin Randall (Lisa), Michael Schanze (Obolski), Johanna Stojkovic (Iduna), Martin Gäbler (Robert)
Besuchte Aufführung: 8. Dezember 2012 (Premiere)
Der Fabrikant Albert Oberholzer feiert seinen 60. Geburtstag. Nach und nach stellen sich die Verwandten zum Besuch ein. Unerwartet trifft auch Alexander Oberholzer ein, das schwarze Schaf der Familie, der als Zirkusdirektor Obolski arbeitet. Er wird von seiner Frau Iduna begleitet, die sofort die männlichen Verwandten von Albert in Verzückung versetzen. Von Obolskis Erscheinen ist Albert Oberholzers Tochter Anna derart begeistert, daß sie sich selber bereits im Zirkus sieht. Doch Iduna erzählt ihr von der Kehrseite des Artistenlebens und als die Geburtstags-Gesellschaft sich lautstark gegen Obolski empört, verläßt dieser mit seiner Frau den Schauplatz wieder. Anna hat indes auf Grund von Idunas Erzählung wieder erkannt, wo ihr wirklicher Platz im Leben ist.
Aufführung
Die Aufführung wurde auf den Bereich der Opern-Drehbühne verlegt, wobei die Zuschauerränge sich direkt auf der Bühne befinden. Dadurch wird eine familiäre Nähe zu den agierenden Personen und ihren Handlungen geschaffen. Musikalisch hat man sich für die Fassung mit zwei Klavieren ohne Orchester entschieden, die für Burkhard selber als die bevorzugte Version galt, da sie für ihn die Nähe zum Chanson ausdrückte. Das Bühnenbild stellt ein heimeliges Wohnzimmer der 50er Jahre mit typischer Kunstholz-Vertäfelung, Plattenschrank, Sofa, Eßtischgruppe und Panorama-Schiebetür zum Garten dar. In den Zirkuszwischenszenen wird der obere Teil des Wohnzimmer-Wandaufbaus angehoben und zur Seite verschoben, so daß rote Vorhänge, Glühbirnenpaneele und Zirkuswagen im Hintergrund erscheinen. Neben zahlreichen auftretenden Akrobaten wird auch ein Käfig aus dem Untergrund nach oben gefahren, in dem die als Tiger verkleideten Ehefrauen von Albert Oberholzers Brüdern umherlaufen.
Sänger und Orchester
Alle Sänger verstehen sich in dieser Inszenierung in erster Linie als meisterhafte Darsteller des komödiantischen Fachs. Allen voran läßt Muriel Wenger als Kati kein Auge vor Lachen trocken. Herrlich überspitzt, wie ihre Kommentare, ist auch ihr Gesang, wie sie im Duett mit der erfrischend bühnenpräsent agierenden Susanne Thielemann (Anna) eine gewollt komische Katzenmusik erklingen läßt. Sylvia Schramm-Heilfort glänzt in der Rolle der enervierten Ehefrau des Geburtstagskindes, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen scheint. Während Roland Glass (Albert) wunderbar mürrisch den ruhenden Pol der Familie zu verkörpern versucht, sind es insbesondere Andreas Kindschuh (Fritz), Frank Höhnerbach (Gustav) und Matthias Winter (Heinrich) mit ihrem Spiel, Iduna zu umgarnen, für Aufmerksamkeit sorgen. Unvergleichlich, herrlich leidend dabei, Frank Höhnerbach als hustender Gustav. Ulrike Euen (Berta), Monika Straube (Paula)und Kerstin Randall (Lisa) geben dabei zum Umfallen komisch interpretierte zeternde Ehefrauen der Brüder. Stargast Michael Schanze (Obolski) füllt seine Rolle mit leidenschaftlich mitreißendem, stark bühnenpräsentem Spiel und unangestrengtem Gesang in nahezu idealer Weise aus. Johanna Stojkovic (Iduna) brilliert dazu in der Arie O mein Papa mit lyrisch gehauchtem, warmem Timbre.
Fazit
Dieses Feuerwerk zündet auf den Punkt. Die herrlich überdrehten komödiantischen Leistungen der Sänger, die in der liebevoll detailreich und intelligent umgesetzten Kulisse agieren, verschaffen unvergeßliche Augenblicke ausgelassener Heiterkeit. Wie Obolski die Tanten-Tiger bändigt und wie Kati sich über das ewig nicht kredenzte Essen echauffiert sind Schenkelklopfer par excellence. Herrlich kontrastreich wirken dazu die bekannten, superb vorgetragenen Arien von Iduna, so daß man der Oper Chemnitz für die Aufnahme und vorbildlich umgesetzte Inszenierung dieses nicht oft gespielten Stückes nur ein großes Bravo! zurufen kann.
Dr. Andreas Gerth
Bild: Dieter Wuschanski
Das Bild zeigt: Das Ensemble des Feuerwerks