Leipzig, Oper – JENUFA

von Leoš Janáček (1854-1928) ; Oper in drei Akten ; Libretto: vom Komponisten nach dem Drama von Gabriela Preissová ; UA: 21.Januar 1904, Brünn, Brünner Fassung, Sir Charles Mackerras und John Tyrrell;
Regie: Dietrich Hilsdorf, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer, Licht: Christoph Kliefert, Dirigent: Axel Kober, Gewandhausorchester und Chor der Oper Leipzig, Einstudierung: Christian Hornef Solisten: Diane Pilcher (die alte Buryja), Raymond Very (Laca Klemen), Thomas Ruud (Stewa Buryja), Susan Maclean (Küsterin Buryja), Marika Schönberg(Jenufa), Jürgen Kurth (Altgesell), Roman Astakhov (Richter), Kathrin Göring (seine Frau), Jennifer Porto (Karolka), Jean Broekhuizen (eine Magd), Bonnie Cameron (Barena), Susanna Andersson (Jano), Eliza Rudnicka (Tante), Ines Reintzsch (Stimme Sopran), Andreas David (Stimme Bariton)
Besuchte Vorstellung: 29. November 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
leipzig-jenufa.jpgDen Kern des Dramas bildet das Schicksal Jenufas, die von ihrem Geliebten Stewa schwanger im Stich gelassen wird. Das Kind kommt zur Welt, doch der leichtsinnige Vater bekennt sich weder zu Jenufa noch zu seinem Sohn. Als der ewig zurückgewiesene Laca sich anbietet, Jenufa zu heiraten, sieht ihre Stiefmutter, die Küsterin Buryja, eine Chance, Ruf und Ehre wiederherzustellen und tötet Jenufas Kind. Am Tag der Hochzeit, zu der auch Stewa und seine Verlobte Karolka geladen sind, wird die Kindesleiche entdeckt. Die Küsterin, von Gewissensqualen gepeinigt, gesteht ihr Verbrechen. Schweren Herzens gibt Jenufa Laca frei, doch dieser bekennt sich heroisch zu ihr und seiner Liebe.
Aufführung
Dietrich Hilsdorf entführt das Publikum zu Beginn der Oper in ein schlichtes und einfach wirkendes Milieu, ohne dabei an eindrucksvoller Ausstattung zu sparen. Das Gegenteil ist der Fall. Vor allem im ersten Akt strömen unzählige Feinheiten und Details vor einer Fensterlandschaft auf den Zuschauer ein, welche dem Bühnengeschehen pulsierendes Leben einhauchen, es aber gelegentlich auch erschweren den Überblick zu bewahren. Das Herz der ersten beiden Akte bildet eine Figur der Jungfrau Maria mit Kind, die immer wieder zum Bezugspunkt von Gebeten und Vorwürfen wird und im letzten Akt der Oper nur noch im fernen Hintergrund wahrzunehmen ist. Hilsdorf versetzt das Geschehen des zweiten Akts in einen anmutigen, liebevoll ausgestatteten Kirchenraum und weicht somit vom Libretto ab. Allerdings schadet dies nicht dem dramatischen und ergreifendem Charakter dieser Szenen. Eindrucksvoll mündet die Oper in einem dritten Bühnenbild, dem Restaurant Zur Mühle, welches mit seinen farbenfrohen und sorgsam verzierten Gemälden eine warme Atmosphäre erzeugt und einen starken Kontrast zu der schlicht und dunkel gekleideten Braut bildet. Gekrönt durch ein Feuer endet die Oper explosiv und voller Emotionen.
Sänger und Orchester
Die Sänger überzeugten nicht nur durch energischen Körpereinsatz, sondern auch durch ihre lebendige Darbietung von Gefühlen. Insbesondere Susan Maclean gewann die Herzen der Zuschauer aufgrund ihres professionellen Auftretens sowie ihrer schauspielerischen Leistung.
Susan Maclean (Küsterin) und Marika Schönberg (Jenufa) begeisterten das Publikum mit ihren facettenreichen, kräftigen und sicher eingesetzten Stimmen und bildeten somit den gesanglichen Höhepunkt des Abends. Leider konnten sich nicht alle Sänger derart brillieren. Besonders Thomas Ruud (Stewa) aber auch Raymond Very (Laca) gingen gelegentlich im mächtigen Orchesterklang verloren. Ebenso mangelte es vereinzelt an Textverständlichkeit im Chor. Doch seine Darstellung war lebendig. Lobenswert ist das Miteinandersingen der Künstler, die sich stimmlich nicht zu überbieten versuchten. Anerkennung ist auch Axel Kober und dem Gewandhausorchester zuzusprechen. Zwar erschien dieses an einigen Stellen zu dominant, überzeugte jedoch insgesamt im Zusammenspiel mit den Sängern, sowie mit Homogenität und klanglicher Vielfalt.
Fazit
Trotz dieser eindrucksvollen Aufführung stellt sich die Frage, ob auf einige Details besser verzichtet werden sollte, um somit eine intensiviere Struktur und größere Klarheit zu gewinnen.
Dietrich Hilsdorf glückte eine eindrucksvolle und glaubwürdige Inszenierung, die vom Publikum mit Bravorufen und tosendem Applaus belohnt wurde. Trotz einiger übervoller Szenen bringt die Aufführung den dramatischen und gesellschaftskritischen Charakter des Dramas von Gabriela Preissova sehr gut auf die Bühne und ist somit wärmstens zu empfehlen. Bravo.

Jasmin Maseberg
Bild: Andreas Birkigt
Das Bild zeigt den Chor mit Solisten, im Vordergrund li Susan Maclean (Küsterin Buryja) und re Thomas Ruud (Stewa)

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