von Gaetano Donizetti (1797-1848); Dramma buffo in drei Akten; Libretto: Giovanni Domenico Ruffini und Gaetano Donizetti; UA: 1843, Paris.
Regie: Nicholas Broadhurst, Bühne und Kostüme: Okarina Peter, Timo Dentler, Dramaturgie: Uwe Sommer
Dirigent: Peter Kuhn, Opernchor und Bielefelder Philharmoniker, Choreinstudierung: Hagen Enke
Solisten: Jacek Janiszewski (Don Pasquale), Meik Schwalm (Doktor Malatesta), Seil Kim (Ernesto), Daniela Bruera (Norina), Statisterie des Stadttheaters Bielefeld
Besuchte Vorstellung: 30. November 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Der geizige Don Pasquale möchte heiraten, um dadurch die Heiratspläne seines Neffen und Erben Ernesto mit der mittellosen Norina zu durchkreuzen. Sein Freund Doktor Malatesta soll ihm eine junge und reiche Ehefrau suchen. Doch Malatesta schlägt sich auf die Seite des jungen Glücks. Er gibt Norina unter falschem Namen als seine tugendhafte Schwester aus, in die sich Don Pasquale sofort verliebt. Ein falscher Notar vollzieht die Trauung. Doch nach der Hochzeit verwandelt sich die liebevolle Norina in einen Hausdrachen. Don Pasquale möchte sie unter allen Umständen loswerden. Der Plan Malatestas geht auf und Ernesto bekommt seine Norina.
Aufführung
Die bezwingende Komik des Sujets, gepaart mit dem Gespür für die feinen Nuancen menschlichen Zusammenlebens lassen ahnen, warum Donizetti seinem Werk bewußt die Gattungsbezeichnung Dramma buffo statt opera buffa gab. Humor und Boshaftigkeit, ein infames Spiel um Soll und Haben, finden hier ihren Nährboden und genau dies oblag der Idee der Inszenierung von Nicholas Broadhurst. Handlungsträger sind vier Personen, die in ihrem Charakter unterschiedlicher nicht sein können und deren Seelenabgründe erkennbar werden. Von Beginn an spart die Inszenierung nicht an theatralischem Witz. So entlockt Don Pasquale bereits im ersten Akt dem Publikum etliche Lacher durch seine Darbietung als alter, geiziger und kränklicher Mann. Etwas zu unerwartet und schnell kommt im zweiten Akt der Übergang der zurückhaltenden Norina vor der Hochzeit und ihrem furienähnlichen Ausbruch nach der Eheschließung mit Don Pasquale. Überaus überzeugend sind die sehr stimmige Bühnenmaschinerie und die überraschend eingesetzten Effekte, wie beispielsweise das plötzliche Verschwinden von Ernesto, als Don Pasquale das junge Glück im dritten Akt in flagranti im Garten erwischen wollte. Das Bühnenbild ist modern gehalten: Es wechselt zwischen einem Raum mit dem Krankenbett Don Pasquales und einer Art Aufenthaltsraum mit Spind-Schränken und einem mittig plaziertem Fließband sowie großem tresorähnlichem Schrank.
Sänger und Orchester
Das Orchester unter der Leitung von Peter Kuhn spielt leiser als gewohnt. Dieses jedoch geschieht in der Absicht, den melodischen Hauptgedanken der Sänger auf der Bühne ihren Raum zu lassen. Bewußt kommt entgegen der von Donizetti vorgesehenen drei Posaunen und vier Hörner nur eine reduzierte Instrumentierung zum Einsatz. Die an einigen Stellen vorgenommenen dynamischen, wie auch instrumentellen Eingriffe in die Partitur finden durch die Inszenierung ihre Erklärung. Die gut aufeinander eingestimmten Musiker verstanden es, die Parameter Rhythmik, Harmonik und Melodik so gekonnt umzusetzen, daß diese großartigen Musik, die so unverwechselbar dem Geist der Komödie dient, nicht ihres Sinnes beraubt wird. Von den Sängern überzeugte allen voran Jacek Janiszewski (Don Pasquale) durch seine theatralische Leistung, die die Gefühle des Publikums zwischen Humor, Schadenfreude und Mitleid schwanken lassen. Es ist ein Augen- und Ohrenschmaus, und es gebührt Respekt, wie er trotz der teilweise extremen körperlichen Verrenkungen mit einer Leichtigkeit sauber und in der Intonation präzise singt. Meik Schwalm (Doktor Malatesta) hält mit kräftiger Bariton-Stimme eine gesangssichere Linie und unterstreicht damit sehr gut den Handlungscharakter seiner Figur. Die Tenorstimme von Seil Kim (Ernesto) ist leiser als die seiner Gesangspartner, doch sie besticht durch Zartheit und Emotion und ist dem Charakter seiner Rolle angemessen. In den mehrstimmigen Passagen fügt sich seine Stimme vortrefflich ein und gibt dem Klangbild eine besondere Nuance. Die Sopranistin Daniela Bruera (Norina) überzeugt durch eine überaus ausdrucksstarke, brillante Stimme. In den Arien, wie auch in den Duetten glänzt sie durch mitfühlenden Gesang und überzeugt zudem mit ihrer theatralischen Leistung. Der Bielefelder Opernchor unterstreicht das Gesamtklangbild durch kleine, aber fein gesetzte Chorpartien.
Fazit
Eine eindrucksvolle Aufführung, die von Anfang bis Ende anzusehen und anzuhören eine Freud ist. Die Aufführungszeit vergeht so schnell, daß hier wirklich einem der Gedanke kommt: „Oh, das war´s schon“! Die Inszenierung ist gelungen und wirklich empfehlenswert.
Britta Wandschneider
Bild: Matthias Stutte
Das Bild zeigt von links nach rechts Janiszewski (Don Pasquale), Schwalm (Doktor Malatesta), Daniela Bruera (Norina).