von Giuseppe Verdi (1813-1901), Dramma in 4 Akten, Libretto: Salvatore Cammarano nach El Trovador von Antonio García Gutiérrez, UA: 19. Januar 1853 Rom, Teatro Apollo
Dirigent: Renato Palumbo, Orchester und Chor des Teatro Comunale di Bologna, Choreinstudierung: Lorenzo Fratini
Regia: Paul Curran, Bühne/Kostüme: Kevin Knight, Licht: Bruno Poet
Solisten: Roberto Frontali (Graf Luna), Maria José Siri (Leonora), Andrea Ulbrich (Azucena), Roberto Aronica (Manrico), Luca Tittoto (Ferrando), Elena Borin (Ines), Cristiano Cremonini (Ruiz), Michele Castagnaro (Zigeuner), Enrico Picinni Leopardi (ein Bote)
Besuchte Aufführung: 27. Dezember 2012 (Premiere 18.12.2012)
Weil eine Zigeunerin für die Erkrankung des neugeborenen Grafensohns als Hexe verantwortlich gemacht wird, wird sie auf den Scheiterhaufen gebracht. Ihre Tochter Azucena ist außer sich, raubt das Baby, um es gleichfalls auf den Scheiterhaufen zu werfen. Aber in ihrer Verwirrung schleudert sie ihren Sohn ins Feuer. Doch den Grafensohn erzieht sie als ihr eigenes Kind. Jahre später kämpft Luna, der ältere Grafensohn, als Oberbefehlshaber des spanischen Königs von Aragonien gegen den aufständischen Graf Urgel, dessen Soldaten Manrico führt. Dieser, aber auch Graf Luna, lieben Leonore, Hofdame der aragonischen Prinzessin. Luna und Manrico wissen nicht, daß sie Brüder sind. Als Manrico zusammen mit seiner Mutter von Luna gefangengenommen wird, will Leonore ihn dadurch befreien, daß sie Luna die Ehe verspricht. Gleichzeitig nimmt sie Gift. Doch die Wirkung des Gifts setzt zu früh ein, so daß Luna alles errät und Manrico dem Todeskommando übergibt. Von der bevorstehenden Exekution in Kenntnis gesetzt, verrät Azucena Luna, daß Manrico sein Bruder ist. Doch es ist zu spät, Manrico wird im gleichen Augenblick exekutiert.
Aufführung
Auf einer schwarzen, in etwa zwanzig Stufen ansteigenden Treppe lagern Soldaten von Graf Luna in roten Uniformen. Diese Treppe wird in ihrer Position immer wieder verändert. Z.B. wird sie in zwei Teile geteilt, wo im entstandenen freien Raum die Handlung abläuft. Die Treppe endet oben auf einer Ebene. Im freien Raum wird im zweiten Bild (Teil 2) die Fassade einer Kirche sichtbar. Aus der Mitteltür treten die Schwestern mit ihren weit ausladenden, weißen Hauben heraus, mittendrin Leonora in schlichtem Kleid. Zu Anfang war sie in weißem Kleid mit weitausgestelltem Rock gekleidet. Während Graf Luna die rote Soldatenuniform trägt, erscheint Manrico im grau-blauem Tschako mit hohen Schaftstiefeln. Azucenas Kleid besteht aus einem weiten, bunten Rock mit breiter Schärpe, in dem sie ihre weitgeschnittene, weiße Bluse hineingesteckt hat. Darüber trägt sie einen buntgestickten Mantel.
Sänger und Orchester
Während in Deutschland Verdis Troubadour wenig Aufführungen hat, liebt man ihn in Italien seit der triumphalen Uraufführung in Rom unentwegt. Diese „blutrünstige“ Oper mit den zwei Männern, die eine Frau lieben und dafür alles wagen, eingebettet in eine für uns kaum nachzuvollziehende Fehde aus dem Spanien des 15. Jahrhunderts, gehört zu Verdis populärer Trilogie, zusammen mit La Traviata und Rigoletto, war aber lange Zeit die beliebteste der dreien. Die darin zu erlebenden Chöre wurden überall nachgesungen. Bei der Aufführung hier waren die Chöre vielleicht auch das beste des ganzen Abends. Sie agierten und sangen in dynamisch aufwühlender Weise und harmonierten mit dem Orchester auf das perfekteste. Renato Palumbo führte das Orchester in der ausgewogensten Form, und was am Bewundewertesten war: es übertönte die Sänger an keiner Stelle. Roberto Frontali stellte Graf Luna eindrucksvoll dar, doch seine kehlige und vibratoreiche Stimme gab seinen Arien nicht so recht das Format, das man sonst von ihm kennt. Sein Gegenspieler Manrico, den an diesem Abend der Koreaner Ji Myung Hoon für den erkrankten Roberto Aronica errsetzte, hat eine biegsame, gut geführte Tenorstimme. Sie ließ ihn alle schwierigen Stellen gut darstellen. Auch die beiden hohen C’s am Opernende, die übrigens nicht original von Verdi sind, auf die aber das italienische Publikum wartete, kamen deutlich ohne sichtliche Kraftanstrengung. Es war klar, daß er dafür mit Extrabeifall bedacht wurde. Andrea Ulbrich (Azucena) hatte bei ihrer Auftrittsarie Stride la vampa – die Flamme lodert in ihrer Stimme einen Ausrutscher, weswegen sie beim Schlußbeifall einige Buhs einstecken mußte. Sonst gelang ihr jedoch eine überragende stimmliche und darstellerische Leistung. Mit großem Volumen und großer Tongenauigkeit erlebte man die Uruguayerin Maria José Siri (Leonora). Ihr strahlender Sopran, der auch in den höchsten Höhen deutlich und tonschön war, ließ sie zum Star des Opernabends werden.
Fazit
Viel Applaus beendete diesen Troubadour im ehrwürdigen Bologneser Theater.
Dr. Olaf Zenner
Bild: Rocco Casaluci
Das Bild zeigt: Roberto Frontali (Graf Luna), Maria José Siri (Leonora), Roberto Aronica (Manrico) und Chor (v.l.n.r)