Frankfurt, Oper – DIE RÄUBER –IL MASNADIERI

von Giuseppe Verdi, Melodramma tragico in vier Akten, Libretto: Andrea Maffei nach Friedrich Schillers Schauspiel Die Räuber (1781), UA: 22. Juli 1847, London.
Regie: Benedikt von Peter, Bühne: Annette Kurz, Kostüme: Ursula Renzenbrink, Licht: Olaf Winter,
Dirigent: Matthias Köhler, Frankfurter Museumsorchester, Chor der Oper, Einstudierung: Matthias Köhler
Solisten: Olga Mykytenko (Amalia), Magnus Baldvinsson (Graf von Moor/Pastor Moser), Alfred Kim (Carlo), Ashley Holland (Francesco), Michael McCown (Kammerherr Arminio), Hans-Jürgen Lazar (Rolla).
Besuchte Aufführung: 30. November 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
frankfurt-die-raeuber.jpgVorgeschichte: Die Brüder Carlo und Francesco sind zerstritten. Der Zweitgeborene Francesco haßt seinen Bruder und nutzt dessen Abwesenheit, um einen Keil zwischen den Erstgeborenen und den schwerkranken Vater zu treiben. Francesco kann den Vater dazu bewegen, seinen Sohn zu verstoßen und setzt nun alles daran, die alleinige Macht an sich zu reißen.
Nach der gefälschten Nachricht, daß sein Sohn Carlo im Kampf gefallen sei, trifft den kranke Vater schwer. Francesco übernimmt das Regiment. Doch nun will er auch Amalia, Carlos großer Liebe, besitzen.
Carlo gründet mit seinen Gefährten eine Räuberbande. Im Wald trifft er auf seine Geliebte Amalia, welche vor Francesco geflohen ist. Er erfährt, daß sein Vater noch lebt und will Rache üben. Die Räuber brechen ins Schloß ein und jagen Francesco hinaus. Erst jetzt begreift der Vater, daß sein Sohn tatsächlich noch lebt. Carlo ist hin und her gerissen zwischen seiner Liebe und seiner Familie und fühlt sich gefangen in einer ausweglosen Situation.
Aufführung
Der Bühnenraum ist nach hinten gekippt und alle Akteure müssen aufpassen nicht hinunter zu fallen. Scheinwerfer und Mikrophonständer stehen überall herum und vermögen es nicht, den ansonsten leeren, schiefen Raum zu füllen. Erst nach der Pause wird das Bühnenbild belebter. Bäume und Äste werden mit Seilwinden langsam von der Decke gelassen, Nebel steigt auf, ein Lagerfeuer wird entzündet und die Räuber sitzen in ihren zerschlissenen Kleidern auf einer Lichtung. Francesco ist zunächst in schwarzem Anzug, später dann in rosafarbenem Paillettensakko gekleidet und zeigt so die größte sichtbare Wandlung der Charaktere.
Klavier und Sänger
Tumult vor der Eingangshalle der Oper. „Wir streiken!“ Das Frankfurter Museumsorchester demonstrierte – wie viele Orchester in ganz Deutschland – gegen die Abkopplung vom öffentlichen Dienst und verweigerte die Opernaufführung. Das bedeutete Verdi ohne Orchester an diesem Opernabend.
Den musikalischen Teil übernimmt am Klavier der Repetitor Felice Venanzoni. Er wird zum Held des Abends, denn ohne ihn hätte die Premiere ausfallen müssen. Brillant meisterte der Pianist die Oper und bekam am Ende des Abends natürlich den meisten Applaus von den Zuschauern.
Die Besetzung der Hauptrollen konnte neben ihm jedoch ebenfalls bestehen. Olga Mykytenko in der Rolle der Geliebten Amalia und Alfred Kim (Carlo) gaben sängerisch und schauspielerisch ein tolles Paar ab, auch wenn er sie am Ende aus Verzweiflung tötet. Eindrucksvoll und stimmgewaltig ist vor allem Ashley Holland (Francesco), ein Bösewicht und Intrigant zum fürchten. Der Chor unter der Leitung von Matthias Köhler gelingt es, den Konflikt zwischen dem Hauptmann und den Räubern hörbar und spürbar zu machen. Ihr Gesang und die Eindringlichkeit ihrer Stimmen ist schließlich auch für Carlo die Initialzündung, eine Räuberbande zu gründen. Alle übrigen Solisten können ebenfalls überzeugen, obgleich ihnen vielleicht doch manchmal die Begleitung und Unterstützung des Orchesterapparates gefehlt hat.
Fazit
Auch wenn der Abend ursprünglich anders geplant war, war zumindest der musikalische Teil von Verdis Oper absolut hörenswert. Der Inszenierung fehlte es zeitweise an einem zu erkennenden roten Faden, die komplizierte Handlung der Oper sollte durch einen szenischen Eingriff direkt zu Beginn der Oper vereinfacht werden. Ob dies gelungen ist, bleibt fraglich. Ein besonders guter Regieeinfall ist es allerdings, den Herzinfarkt des Vaters ins Publikum zu verlegen: Ein Ruf des Vaters und dann Amalias Sorgenschreie. Das Licht strahlt auf das Publikum im Opernsaal und jeder fragt sich, was gerade passiert.
Insgesamt konnte die Inszenierung vor dem vielleicht schon ohnehin schon überstrapazierten Publikum nicht ganz bestehen. Buhrufe und kräftiger Applaus mischen sich, als das Regieteam die Bühne betritt. Trotzdem ist der Besuch der Oper empfehlenswert, vor allem wenn Verdis wunderbare Orchestermusik von einem Ensemble zu hören sein wird.

Katharina Rupprich
Bild: Barbara Aumüller
Das Bild zeigt: Räuber im Wald an Lagerfeuer Alfred Kim (Carlo, knieend), Hans-Jürgen Lazar (Rolla, liegend), Herrenchor und Statisterie der Oper Frankfurt (Räuber)

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