Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein – RUSALKA

von Antonín Dvořák (1841-1904), Lyrisches Märchen in drei Akten, Text von Jaroslav Kvapil
UA: 31. März 1901, Prag
Regie: Jiří Nekvasil, Bühne/Kostüme: Daniel Dvořák, Licht: Volker Weinhart, Choreographie: Eva Zamazalová
Dirigent: John Fiore, Düsseldorfer Symphoniker und Chor der Deutschen Oper am Rhein,
Einstudierung: Christoph Kurig
Solisten: Nataliya Kovalova (Rusalka), Corby Welch (Prinz), Hans-Peter König (Wassermann), Renée Morloc (Jezibaba), Victoria Safronova (Fremde Fürstin), Bruno Balmelli (Heger), Katarzyna Kuncio (Küchenjunge)
Besuchte Aufführung: 6. Dezember 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
dusseldof-rusalka.jpgDie Nixe Rusalka hat sich in einen Prinzen verliebt. Er ist sterblich. Um ihm anzugehören, muß auch sie Mensch werden. Trotz der Warnungen des Wassermannes wendet sich Rusalka um Rat an die Hexe Jezibaba. Diese kann Rusalkas Wunsch erfüllen, aber der Preis ist hoch: Fortan ist Rusalka stumm – und bricht ihr Liebster die Treue, soll er dafür sterben, Rusalka aber verflucht sein. Der Prinz nimmt Rusalka mit auf sein Schloß. Bald ist ihm seine stumme Braut unheimlich. Als er die Leidenschaft einer fremden Fürstin sucht, flieht Rusalka zurück in die Wälder. Sie ist nun weder Nixe noch Mensch, sondern zu einer Existenz zwischen diesen Welten verdammt. Der Prinz, der ihr gefolgt ist, stirbt in Rusalkas Armen. Sie vergibt ihm, aber ihrem eigenen Los kann sie nicht entfliehen.
Aufführung
Die Handlung wird bis ins Detail verfolgt, sieht man einmal davon ab, daß der Prinz hier nicht durch Rusalkas Kuß stirbt, sondern sich im See ertränkt. Rusalka, Wassermann und Hexe bewegen sich in einer mal naiven, mal surrealen Märchenwelt. Die Oberflächlichkeit der Menschen wird mit grotesken Formen und grellen Farben gezeichnet. Eine Personenregie findet nahezu nicht statt.
Sänger und Orchester
Die überzeugendste Leistung des Abends bietet Renée Morloc als Jezibaba. Dank einer durch alle Lagen bruchlos geführten Stimme kann sie auf das bei dieser Partie beliebte Bellen und Kreischen verzichten. Nataliya Kovalova hat für die Titelrolle ein breites Spektrum an Klangfarben parat. Doch scheint sie sich bei lyrischen Passagen wie dem mit vorbildlich gestützten leisen Tönen versehenen Lied an den Mond wohler zu fühlen als bei dramatischen: Hier muss sie sich hörbar anstrengen, was ihrem herben Timbre den Glanz nimmt. Für Corby Welch, bisher hauptsächlich in Mozart-Partien hervorgetreten, ist die Rolle des Prinzen eine Nummer zu groß: Er kann sich mitunter kaum gegen das Orchester durchsetzen und zeigt gegen Ende deutliche Ermüdungserscheinungen. Auch die von dem smarten Amerikaner gewohnte Spielfreude ist gehemmt – vielleicht durch die Konzentration auf den tschechischen Text? Hans-Peter König ist bei aller Stimmgewalt und Baßschwärze stets ein elegant phrasierender Wassermann. Victoria Safronova sieht als Fremde Fürstin zwar ungemein sexy aus, ihre schwere, unflexible Stimme verführt aber kaum. Den Publikumsbonus holen sich Bruno Balmelli und Katarzyna Kuncio als Komödiantenduo, das Leben in Jiři Nekvasils statische Personenführung bringt.
Die Balletteinlagen von Eva Zamazalová sind hübsch anzusehen, im Gedächtnis bleibt jedoch höchstens die Choreographie von Jezibabas Dämonen. Die eigentliche Schwäche der Aufführung liegt, man wagt es nach der triumphalen, gerade wiederaufgenommenen Lady Macbeth von Mzensk kaum auszusprechen, bei John Fiore und den Düsseldorfer Symphonikern. Musiziert wird gehetzt und unter weitgehendem Verzicht auf dynamische Abstufungen, was den lyrischen Stimmen im Ensemble das Leben noch schwerer macht. Der Farbenreichtum der Partitur und das – von Fiore im übrigen selbst beschworene – bei aller Dichte der Orchestrierung luftige Klangbild bleiben auf der Strecke. Ein Ansatz, der Fiore zum guten Schluß noch einige Buhs einbringt. Punkten kann die Inszenierung da schon eher mit der Ausstattung. Was sich aber am Ende einprägt, ist das Spiel mit Licht, Schatten und Projektionen, durch die das Produktionsteam, vor allem in der Schlußszene, Bilder von märchenhafter Schönheit schafft.
Fazit
Kurzer wohlwollender Applaus verabschiedet eine unspektakuläre, weihnachtsmärchentaugliche Aufführung mit einigen schönen Bildern, die Fragen nach der Besetzungspolitik der Rheinoper aufwirft. Für die Wiederaufnahme in Duisburg sind dramatischere Stimmen in den Hauptpartien angekündigt. Dies dürfte dem unsensiblen Dirigat entgegenkommen.

Dr. Eva Maria Ernst

Bild: Eddy Straub
Das Bild zeigt Nataliya Kovalova (Rusalka) und Hans-Peter König (Wassermann)

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