Koblenz, Stadttheater – OTELLO

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Dramma lirico in vier Akten, Libretto: Arrigo Boito; UA: 5. Februar 1887, Teatro alla Scala, Mailand
Dirigent: Anton Marik, Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Chor und Extrachores Theater Koblenz, Knabenchores, Kinderchor und Mädchenkantorei der Liebfrauenkirche, Einstudierung: Jan Rozehnal
Regie: Annette Wolf, Bühnenbild: Siegfried E. Mayer, Kostüme: Gera Graf
Solisten: John Charles Pierce (Othello), Alexander Polakovs (Jago), Emilio Ruggerio (Cassio), Max An (Rodrigo), Michael Burt (Lodovicio), Tobias Pfülb (Montano), Marco Kilian (Ein Herold), Irma Berzani (Desdemona), Suk Westerkamp (Emilia)
Besuchte Aufführung: 13. Dezember 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
koblenz-othello.jpgNach dem Sieg über die Türken kehrt Othello nach Zypern zurück. Abgesehen von Rodrigo und Jago herrscht großer Jubel über die Rückkehr des Statthalters. Jago verleitet den Hauptmann Cassio dazu, sich zu betrinken, worauf Othello diesen vom Dienst suspendiert. Daraufhin schickt Jago Cassio zu Othellos Geliebter Desdemona, um über diese Begnadigung zu erlangen. Jago veranlaßt Othello, das Gespräch der beiden zu belauschen und schürt so dessen Eifersucht. Als Othello weitere Beweise verlangt, erzählt Jago, Cassio habe im Traum von Desdemona gesprochen. Im übrigen habe er ein Taschentuch in ihrer Hand gesehen. Cassio ersucht Jago wegen Desdemonas Fürbitte bei Othello, der das Gespräch belauscht. Dabei kommt Jago auf Cassios Liebschaft mit Bianca zusprechen, worauf dieser ihm Desdemonas Taschentuch zeigt, das er für ein Geschenk Biancas hält. Othello erkennt Desdemonas Taschentuch und ist nun nicht mehr zu bremsen. Er will Jagos Ratschlag befolgen, seine Geliebte in ihrem Bett (also am Ort ihrer Sünde) erdrosseln. Desdemona läßt sich in Todesahnung von Emilia ihr Brautkleid bringen und bereitet sich zur Nacht. Als Othello ins Schlafzimmer kommt, bittet sie ihn vergeblich um Gnade. Desdemona kann aber noch um Hilfe rufen. Beim Eintritt der Helfer ersticht sich Othello neben dem Leichnam seiner Frau.
Aufführung
Beim Betreten des Saales erwartet den Zuschauer auf der Bühne bereits das Orchester hinter einem dünnen Vorhang, der die Schlacht gegen die Türken zeigt. Der Raum öffnet sich in einen Innenhof mit Arkaden. Links führt eine Treppe nach vorn auf die Bühne, während rechts der Umgang in einem Gerüst über den Musikern endet.
In seinem Dialog mit Rodrigo wird diesem vom ganz in schwarz gekleideten Jago das Gesicht geschwärzt, worauf der heimliche Verehrer Desdemonas in Gelächter ausbricht. Das Taschentuch, Symbol von Treue und Verrat, ist in der dritten Szene noch ein Band der Liebe, mit dem beide es, umgreifend, mit ihrem
e tu m’amavi per le mie sventureund du liebtest mich meiner Leiden wegen singen. Im zweiten Akt werden während des Dialogs mit Othello, in afrikanischem Gewand, beim Schachspiel Jago die schwarzen Figuren zugeteilt. Othello wirft bei seinen Worten Otello ha sue leggi supremeOthello hat seine höchsten Gesetze das Brett zu Boden. Im dritten Aktes streift Othello sein bisheriges Gewand ab: auch er ist unter seinem Mantel ganz in Schwarz gehüllt.
Sänger und Orchester
Die Rheinische Philharmonie musizierte unter ihrem Dirigenten Anton Marik einen kraftvollen, fein nuancierten Verdi, bereichert um ein routiniertes Sängerensemble. Vor allem Alexander Polakovs (Jago) und Irma Berzani (Desdemona) brillierten in ihren Hauptrollen, während die großenteils nasale und gepreßt wirkende Stimme von John Charles Pierce (Othello) gewöhnungsbedürftig ist. Auch Max An (Rodrigo) und Emilio Ruggerio (Cassio) meisterten ihre Partien mit stimmlicher und schauspielerischer Sicherheit. Durch den fehlenden Orchestergraben neigte die Musik an mancher Fortissimo-Stelle zum Überdimensionalen, doch konnten sich die Sänger gegenüber den Klangmassen behaupten.
Fazit
Musikalisch ein sehr empfehlenswerter Abend, schauspielerisch ist er es weniger. Auf der einen Seite wird ein äußerst ausgereifter Verdi musiziert, wogegen das Agieren der handelnden Personen an manchen Stellen eher statisch wirkt. Das Programmheft bietet einen guten Überblick über Komponist und Librettist so wie den Kontext des Othello von Shakespeare bis Verdi.
Daniel Rilling

Bild: Kai Myller
Das Foto zeigt Michael Burt (Lodovicio), John Charles Pierce (Othello) und Marco Kilian (Herold)
sowie im Hintergrund die Rheinische Philharmonie.

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