BEATRICE ET BENEDICT – Weimar, Deutsches Nationaltheater

von Hector Berlioz (1803-1869) Opéra-comique in 2 Akten, Libretto vom Komponisten, nach der Komödie Much Adoe About Nothing (1599) nach W. Shakespeare, deutsche Dialogfassung unter Verwendung der Shakespeare Übersetzung von Frank Günther, UA: 9. August 1862 Baden-Baden, Neues Theater

Regie: Gabriele Wiesmüller, Bühne: Volker Thiele

Dirigent: Benjamin Shwartz, Staatskapelle Weimar, Opernchor des deutschen Nationaltheaters Weimar

Solisten: Sebastian Campione (Don Pedro), Wieland Lemke (Claudio), Eric Fennell (Benedict), Bernd Lange (Leonato), Elisabeth Wimmer (Hero), Ulrika Strömstedt (Beatrice), Sayaka Shigeshima (Ursule), Andreas Mattersberger (Somarone).

Besuchte Aufführung: 16. Februar 2013 (Premiere)

Kurzinhalt

Im Prinzip basiert die Handlung dieser Oper auf Shakespeares Viel Lärm um Nichts, das um die große Intrige um Hero und Claudio gekürzt ist. Umgesetzt wird die Handlung durch ausgedehnte gesprochene Dialoge zwischen den Musiknummern. Die siegreich heimgekehrten Soldaten der sizilianischen Armee sind auf Brautschau: Claudio liebt Hero, während Benedict und Beatrice heillos zerstritten sind. Ihre geistreichen, genüßlich zelebrierten Streitereien belegen, daß wahre Liebe nicht möglich ist. Das weckt den Ehrgeiz der Gesellschaft, nach einigen Wirrungen und Intrigen Don Pedros wird eine Doppelhochzeit gefeiert.

Aufführung

Blickfang des Bühnenbildes ist das Bühnenportal, das mit hunderten farbig glänzenden Luftballons geschmückt ist. Im Hintergrund auf der Drehbühne steht eine große „Liebestonne“, ein kreisförmiger Raum mit scheinbar unendlich vielen Türen, die zusammen mit der Drehbewegung viele Auftritts-Möglichkeiten bieten – für die Liebespaare oder für Amor, der mit seinen Pfeilen nicht sehr treffsicher ist. Die Rampe bleibt meist leer, für die Hochzeitsfeier werden Tische und Stühle aufgestellt. Auch die Kantatenprobe findet in diesem Raum statt – mit einer gelungenen Personenführung des Chors, einem etwas überspannten Chorleiter und Freibier als Belohnung. Die gediegenen Kostüme passen eher in unsere Zeit, als in eine mystische Vergangenheit.

Sänger und Orchester

Die hohen Anforderungen an die Gesangspartien halten den Vergleich mit anderen Werken von Berlioz stand. Besonders erfolgreich hierbei ist Ulrika Strömstedt als Beatrice, die mit klarer leuchtender hoher Stimme eine Empfehlung als Dido in den Trojanern abgibt. Ebenso überzeugend Elisabeth Wimmer als Hero – die beiden Stimmen klingen sehr ähnlich, letztere ist nur etwas tiefer timbriert. Eric Fennell ist ein solider französischer Tenor, der mit kräftigem Strahlen überzeugen kann. Wieland Lemke ist eher ein Spielbariton, kann den Schnörkeln in der Gesangslinie ohne Probleme folgen. Bernd Lange (Leonato) und Sebastian Campione (Don Pedro) sind altgediente belastbare Bässe, die solche Rollen mit gesanglichen Mitteln zu Charakterstudien formen. Zwar ist Ursule nur eine Nebenrolle. Sie ist aber mit der spielfreudigen Sayaka Shigeshima besetzt, die über einen klangvollen Alt verfügt, doch eher als Soubrette durchgeht. Lobenswert die Leistung des Andreas Mattersberger  als Somarone, der nicht nur über einen eleganten und elastischen Baß verfügt, sondern auch als stotternder Kapellmeister einen mit heftigem Gelächter quittierten Höhepunkt des Abends in der Kantatenprobe erzielt. Dafür benötigt man einen gut disponierten Chor, denn richtig „falsch“ zu singen ist wahrlich eine Kunst. Garant des Erfolges ist eine für spielerisch wirkende Details aufgelegte Staatskapelle Weimar, die unter Benjamin Shwartz den richtigen Schwung findet, um die französischen Manierismen à la Berlioz als Klangwunder zu zelebrieren.

Fazit

Diese Aufführung ist ein Beweis für die These, daß Shakespeares Werke unverwüstlich sind, selbst in moderner Übersetzung, solange sie von der Regie ernst genommen werden. So ist es höchst bedauerlich, daß dieses musikalisch und schauspielerisch anspruchsvolle Werk sich auf den Opernbühnen nicht durchsetzen konnte – und wohl auch weiterhin im Schatten von Berlioz Trojanern bleiben wird, obwohl die Idee, den Dialogtext durch Schauspieler pointiert und witzig vortragen zu lassen, viel Potential birgt. Dem schloß sich das Publikum in einer wahren Beifallsorgie an.

Oliver Hohlbach

Bild: Anke Neugebauer

Das Bild zeigt Sayaka Shigeshima (Ursule), im Gespräch mit Elisabeth Wimmer (Hero), Ulrika Strömstedt (Beatrice) hört zu.

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