von Paul Burkhard (1911-1977), Musikalische Komödie in drei Akten nach einem Lustspiel von Emil Sautter; UA: 16. Mai 1950, Theater am Gärtnerplatz, München
Dirigent: Ulrich Wagner, Badische Staatskapelle; Regie: Peer Boysen, Ausstattung: Ulrike Schlemm
Solisten: Ulrich Schneider (Vater Albert Oberholzer), Ks. Tiny Peters (Mutter Karline Oberholzer), Berit Barfred Jansen (Tochter Anna), Gideon Poppe (Robert, ein junger Gärtner), Anna Maria Dur (Kati, die Köchin), Armin Kolarczyk (Alexander Oberholzer alias Obolski), Kirsten Blaise (Iduna), John Pickering (Onkel Fritz), Daniela Köhler (Tante Berta), Walter Donati (Onkel Gustav), Sabrina Kögel (Tante Paula), Ks. Tero Hannula (Onkel Heinrich), Natalia Melnik (Tante Lisa)
Besuchte Aufführung: 20. Dezember 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Zu Vater Oberholzers sechzigstem Geburtstag werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Tochter Anna und Köchin Kati wollen ein Ständchen einstudieren, das vom Klingeln der ankommenden Gäste immer unterbrochen wird. Überraschend taucht auch der verschollen geglaubte Onkel Alexander auf, der sich mittlerweile Obolski nennt. Dieser und seine Frau Iduna (welcher ganz nebenbei die männlichen Gäste sehr zugeneigt sind) ziehen mit einem Zirkus durch die Welt, wovon Anna sofort begeistert ist. In der allgemeinen Empörung über Annas Wunsch, zum Zirkus zu gehen, „verpufft“ die Überraschung von Onkel Fritz: ein Feuerwerk. Nun führt Obolski seine Nichte in die Welt des Zirkus ein. Die Onkels treten als Clowns auf, die Tanten als fleischfressende Raubkatzen. Annas Geliebter, der Gärtner Robert, ist nicht begeistert von dieser neuen Zirkuswelt. Er will viel eher mit Anna eine Familie gründen. Nachdem Iduna unter vier Augen Anna von den Schattenseiten der Zirkuswelt berichtet, trifft diese die Entscheidung, bei ihrer Familie zu bleiben und Onkel Obolski verläßt mit seiner Frau die Familie.
Aufführung
Für das Feuerwerk wurde der Karlsruher Saal in eine Manege verwandelt in welcher das Publikum auch zu beiden Seiten Platz nehmen kann. Der Orchestergraben ist verschwunden, die Musik spielt hinter dem Ort des Geschehens. In der Mitte steht ein großer Eßtisch sowie einige Möbel im Stil der 50er Jahre und ein Konzertflügel. Daneben hat in einem Sessel während der ganzen Vorstellung Großmutter Oberholzer Platz genommen. Wie im Zirkus tritt die Verwandtschaft paarweise in die Manege, jeder mit individuellen Charakterzügen: Onkel Fritz in bayrisch-bäuerlicher Manier mit einer lauten groben Stimme, Onkel Gustav ist von seinem Leiden gezeichnet, während Onkel Heinrich humpelnd und geistig etwas zurückgeblieben erscheint. Zum Ende des ersten Aktes erlebt das Publikum ein kleines, echtes Feuerwerk. Nach der Pause wird beim bombastischen Hokuspokus-Fidibus der Saal in helles Licht getaucht, das Publikum (oder im Saal sitzende Statisten?) wird zur Polonaise in die Manege eingebunden. Bei Roberts Wunsch nach Haus und Kindern schwebt im Hintergrund ein beleuchtetes Häuschen über die Bühne. Onkel Gustav erscheint bei seinem letzten Auftritt als Clown in einer Schaukel über dem Orchester schwebend.
Sänger und Orchester
Der Spaß am Singen und Musizieren war allen Darstellern anzumerken. Orchester und Solisten meisterten die technisch nicht allzu anspruchsvolle, aber sehr gefühlvoll komponierte Musik Paul Burkhards anstandslos, im Tutti wie auch in den Solostellen für Violine oder Violoncello. So gaben Berit Barfred Jensen (Anna) und Gideon Poppe (Robert) gesanglich wie schauspielerisch ein überzeugendes Liebespaar ab, dem Kirsten Blaise (Iduna) oder auch John Pickering (Onkel Fritz), Walter Donati (Onkel Gustav) und Ks. Tero Hannula (Onkel Heinrich) bei ihrem O mein Papa in nichts nachstanden.
Fazit
Eine sehr unterhaltsame und gut inszenierte Aufführung, bei welcher der Zuschauer für etwas mehr als zwei Stunden nochmals in die Welt der 50er Jahre eintauchen kann. Bei dieser Inszenierung wurde an Hokuspokus und Überraschungen nicht gespart. Eine Zugabe hätte das Publikum nach seinem tosenden Applaus eigentlich verdient gehabt. Daß beim Betreten des Zuschauerraumes Clowns mit Hupen Programme verkaufen und die Zuschauer mit Konfetti bewerfen, mag manchen erheitern. Übrigens: Dem Programm ist eine rote Plastiknase zugefügt – Abwechslung ist garantiert!
Daniel Rilling
Bild: Jacqueline Krause-Burberg
Das Bild zeigt: Kirsten Blaise (Iduna), Gideon Poppe (Robert), Berit Barfred Jensen (Anna) und Armin Kolarczyk (Obolsky)