von Richard Wagner (1813 – 1883), Libretto vom Komponisten, Vorabend zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen,
UA 1869 München
Regie: Staffan Valdemar Holm, Bühnenbild und Kostüm: Bente Lykke Møller, Licht: Torben Lendorph, Dramaturg: Stefan Johansson
Dirigent: Gregor Bühl, Königliche Hofkapelle
Solisten: Terje Stensvold (Wotan), Gunnar Lundberg (Donner), Jonas Degerfeldt (Froh), Magnus Kyhle (Loge), Marcus Jupither (Alberich), Ulrik Qvale (Mime), Lennart Forsén (Fasolt), Anders Jakobsson (Fafner), Martina Dike (Fricka), Sara Olsson (Freia), Anna Larsson (Erda), Karin Ingebäck (Woglinde), Susann Végh (Wellgunde), Katarina Leoson (Floßhilde)
Besuchte Aufführung: 20. Dezember 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Wotan etabliert seine Herrschaft als höchster Gott und läßt sie in seiner von den Riesen Fasolt und Fafner gebauten Burg sichtbar werden. Doch seine scheinbar für alle Zeiten gesicherte Macht ist nun von zwei Seiten bedroht: Zum einen hat er sich noch keine Gedanken über die Bezahlung seiner Burg gemacht, zum anderen beginnt Alberich, der Fürst der Nibelungen, mit einem aus dem Rheingold geschmiedeten Ring, der ihm die Möglichkeit gibt, alle Wesen seinem Willen zu unterwerfen, Wotans Macht zu bedrohen.
Die vermeintliche Lösung seiner Schwierigkeiten, die sich Wotan von dem listigen Gott Loge einflüstern läßt, erweist sich als trügerisch. Er stiehlt Alberich den Ring, um damit Walhall zu bezahlen, verfällt aber zugleich damit dem Ring und dem Fluch des Nibelungen.
Die von ihm beherrschte Welt trägt von nun an den Keim ihres Verfalls in sich.
Aufführung
Die Regie geht äußerst geschichtsbewußt zu Werke, wie schon an dem Eröffnungsbild deutlich wird: Die erste Szene stellt ein Wagner-Museum auf dem Grunde des Rheines dar, die Vitrinen darin sind mit zentralen Requisiten des Bühnenfestspieles gefüllt, z.B. einem Schwert, das wohl Nothung darstellen dürfte, einer Linde, wie sie im zweiten Aufzug von Siegfried vorkommen wird, einem Speer, Drachen, Tarnhelm usw. Über den Vitrinen sind Bilder angebracht, die die Bühnenbilder der ersten Rheingold-Szene der frühen Bayreuther Inszenierungen zeigen, also u.a. das der 1876er Uraufführung unter Wagner, das der Ring-Inszenierung unter Cosima 1896 oder unter der Leitung von Emil Preetorius in den 1930er Jahren. Mit vergleichsweise einfachen bühnenbildnerischen Mitteln werden in der Stockholmer Produktion die Wechsel der Schauplätze angedeutet. In der Regel hat man einen zu allen Seiten hin abgeschlossenen Raum vor sich. Dessen Ambiente und die Kostüme der Hauptfiguren zeigen unverkennbar die Mode des 19. Jahrhunderts. Der Ansatz des Regieteams, das Werk nicht im frühen Mittelalter, sondern in der Zeit seiner Entstehung anzusiedeln, läßt sich durchaus mit dem Konzept der legendären Bayreuther Ring-Inszenierung Patrice Chéreaus von 1976 vergleichen, allerdings ohne jede politische Anspielung. Die Personenregie folgt in weiten Teilen den Wagnerschen Regievorgaben. Wo sie das nicht tut, verdeutlicht sie in angemessener Weise, was gemeint ist, etwa, wenn „Loge“ bei seiner Schlußansprache damit beginnt, ausgelassen an Walhall herumzuzündeln.
Sänger und Orchester
Der Vortrag des Orchesters unter der Leitung Gregor Bühls ist tadellos, dynamisch ausgeglichen und transparent. Die Sänger sind musikalisch wie auch darstellerisch ausgezeichnet, mit Ausnahme der beiden Riesen. Vor allem bei Lennart Forsén (Fasolt) zeigten sich rhythmische und textliche Unsicherheiten und einige Male ein sehr unschöner stimmlicher Ansatz. Er hat die Angewohnheit, Töne der hohen und mittleren Lage mit einem lauten, stimmhaften Hauch einzusetzen. Überragend war als Sänger und Darsteller der Alberich Marcus Jupithers, der an diesem Abend mustergültig sein Stockholmer Debüt gab. Er erhielt dementsprechend die meisten Bravorufe an diesem Abend. Die drei Rheintöchter waren in ihrem musikalischen Zusammenspiel perfekt, während Terje Stensvold als Wotan“ darstellerisch ein wenig blaß blieb – dies mag der Regie geschuldet sein – und seine beeindruckenden stimmlichen Mittel nicht voll ausspielen konnte. Ein weiterer Debütant dieses Abends war Magnus Kyhle als Loge. Sängerisch ist an seiner Leistung nichts auszusetzen, darstellerisch wirkte sein Vortrag in der zweiten Szene allerdings ein wenig manieriert.
Fazit
Musikalisch ist die Stockholmer Produktion mit ganz wenigen Ausnahmen ein wirklicher Hochgenuß. Die Inszenierung ist, wenn man so sagen darf, sehr moderat modern und – auch hier mit ganz wenigen Ausnahmen – sowohl dem Wagner-Traditionalisten als auch dem Zuschauer, der sich von der Regie einen unaufdringlich kommentierenden Subtext wünscht, zu empfehlen.
Dr. Martin Knust
Bild: Alexander Knney
Das Bild zeigt Karin Ingebäck (Woglinde), Katarina Leoson (Floßhilde) und Susann Végh (Wellgunde).