MACBETH – Mainz, Staatstheater

Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi (1813-1901), Libretto: Francesco Maria Piave, G. Verdi und Andrea Maffei nach dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare, UA: 21. April 1865 Paris, Théâtre Lyrique (Zweitfassung)

Regie: Tatjana Gürbaca, Bühne: Stefan Heyne, Kostüme: Silke Willrett, Licht: Peter Meier, Dramaturgie: Carsten Jenss

Dirigent: Hermann Bäumer, Philharmonisches Staatsorchester Mainz, Chordirektion: Sebastian Hernandez-Laverny

Solisten: Heikki Kilpeläinen (Macbeth), José Gallisa (Banco), Karen Leiber (Lady Macbeth), Patricia Roach (Kammerfrau), Thorsten Büttner (Macduff), Agustín Sánchez Arellano (Malcolm), Dietrich Greve (Arzt/Diener/Mörder/Herold), Anke Trittin (Drei Erscheinungen)

Besuchte Aufführung: 9. Juni 2013 (Premiere)

MAinz-MacbethKurzinhalt

Hexen prophezeien den schottischen Generälen Macbeth und Banco die Zukunft: Macbeth werde zunächst Than von Glamis und Cawdor, dann König von Schottland; Banco aber Stammvater des zukünftigen Königsgeschlechts. Die Weissagung entfacht den Ehrgeiz Macbeths und seiner Frau. Lady Macbeth überzeugt ihren Gemahl, König Duncan im Schlaf zu ermorden. Durch den Mord wird Macbeth zum König Schottlands ernannt, doch sein Gewissen quält ihn – er fühlt sich von Rachegeistern verfolgt. In Erinnerung an den zweiten Teil der Prophezeiung verfügt Macbeth, auch Banco und dessen Sohn Fleance zu töten. Angeheuerte Mörder erstechen Banco, doch Fleance flieht. Angst beherrscht nun die Regentschaft Macbeths, bis es zu einer Revolte kommt. Nicht nur das unterdrückte Volk wendet sich gegen ihn und seine Gemahlin, auch ihre Schuldgefühle drängen sie in den Tod: Lady Macbeth verstirbt im Wahn und Macbeth wird von dem Führer der Aufständischen ermordet. Der Sohn Duncans wird zum neuen König ausgerufen, doch auch ihn ereilt – in einer Abwandlung des Librettos – das Schicksal, denn noch im Jubel ermordet er seinen Getreuen Macduff.

Aufführung

Auf der Bühne von Stefan Heyne sind nicht die schottischen Highlands zu sehen, sondern ein Sonnenblumenfeld: Hunderte von Kunstblumen stecken im Bühnenboden. Das Feld dient als Versteck für Mörder und Leichen, es wird zertrampelt und wieder aufgerichtet, es dient als Treffpunkt zum gemeinsamen Grillen. Die sommerliche Idylle aber wird durch düstere Nebelschwaden gebrochen, das Licht ist fahl wie kurz vor einem Gewitter. Erst im vierten Akt gleitet der Bühnenboden mitsamt Sonnenblumen nach oben und offenbart ein kahles Gewölbe, das den Opfern der Verbrechen als Zufluchtsort dient. Zur Wahnsinnsszene der Lady Macbeth verwandelt sich das Gewölbe in eine Gruft, nur einige Grabkerzen flackern auf den Gräbern.

Silke Willrett kleidet die Protagonisten in zeitlos moderne Kostüme. Die Hexen tragen Kampfhelme, König Macbeth einen blauen Anzug und die wahnsinnige Lady Macbeth irrt in einer weiß-roten Toga durch die Gräber.

Sänger und Orchester

Beschwört das Bühnenbild schon eine drückende und atmosphärisch dichte Stimmung, so tut GMD Hermann Bäumer sein Übriges, um die Spannung fast zum Bersten zu bringen. Hoch konzentriert arbeiten er und das Mainzer Orchester mit dem Geschehen auf der Bühne zusammen. Brüche in der Szene werden auch musikalisch durch Änderungen der Farbgebung mitvollzogen und all das geschieht in einer Intensität, die beeindruckt, aber den Sängern immer noch ihren Raum läßt. Und den wissen sie zu nutzen. Mit Heikki Kilpeläinen hat das Mainzer Staatstheater einen grandiosen Bariton in seinem Ensemble. Er konzentriert sich auf die leisen, zweifelnden Nuancen und zeigt einen gebrochenen Mörder, der nicht erst nach der Bluttat mit sich selbst ringt. Gerade der Verzicht auf die lauten Töne lassen die Figur Macbeths umso dramatischer erscheinen. Karen Leiber, die für die in der letzten Probenwoche erkrankte Ruth Staffa einsprang, spielt und singt eine ebenso schillernde wie einsame Lady Macbeth. Bei der Intensität und Überzeugungskraft, die sie versprüht, mag man ihr einige technische Fehler verzeihen. Die etwas gepreßt wirkende Höhe wird durch eine schaurig-fahle Mittellage entschädigt, die besonders in der Wahnsinnsszene Una macchia è qui tuttora Dieser Flecken hier kommt immer wieder beeindruckt. Auch die Nebenrollen waren mit hervorragenden Sängern besetzt. José Gallisos begeistert mit einem volltönenden und beweglichen Baß und Thorsten Büttners Tenor verzaubert trotz einiger Schwächen in der Höhe mit der Arie O figli, o figli miei – O meine Söhne, die er sehr zurückgenommen interpretiert. Neben Macbeth und Lady Macbeth spielt der Chor in Verdis Oper eine tragende Rolle – besonders der Frauenchor, der die Hexenszenen zu meistern hat. Dem Mainzer Chor in der Einstudierung von Sebastian Hernandez-Laverny gelang dies nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut, muß er doch so unterschiedliche Charaktere vom Soldatenheer bis zum trauernden Volk darstellen.

Fazit

Das sommerliche Blumenfeld, das doch so gar keine heitere Stimmung aufkommen lassen wollte, erzeugte erstaunlich intensive und dabei dramaturgisch geschickt einsetzbare Bilder. Auch wenn die Grill-Party etwas klamaukartig daher kam – sie paßte dennoch zu Szene und Musik. Die Sänger wurden immer wieder mit Szenenapplaus belohnt und am Ende gab es lang anhaltenden Beifall für das gesamte Team.

Jelena Rothermel

Bild: Martina Pipprich

Das Bild zeigt: Heikki Kilpeläinen (Macbeth), Karen Leiber (Lady Macbeth)

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