Bonn, Opernhaus – ELEKTRA

von Richard Strauss, Tragödie in einem Aufzug, Dichtung von Hugo von Hofmannsthal; UA 25. Januar 1909, Dresdner Hofoper.
Regie: Klaus Weise. Bühnenbild: Martin Kukulies Kostüme: Fred Fenner
Dirigent: Stefan Blunier. Beethovenorchester Bonn, Chor des Theaters Bonn (Einstudierung: Sibylle Wagner)
Solisten: Barbara Schneider- Hofstetter (Elektra), Ann-Marie Backlund (Chrysothemis ), Daniela Denschlag (Klytämnestra), Mark Rosenthal (Aegisth), Mark Morouse (Orest), Egbert Herold (Pfleger des Orest), Erika Detmer (Vertraute), Mägde, Aufseher.
Besuchte Aufführung: 25. Januar 2009, 20 Uhr. Premiere (genau 100 Jahre nach der UA!)

Kurzinhalt
bonn-elektra.jpgMykene, der innere Hof, begrenzt von der Rückseite des Palastes und niedrigen Gebäuden, in denen die Diener wohnen, links vorn ein Ziehbrunnen. Auf dem Herrscherhaus der Pelopiden und Atriden lastet von Alters her ein Fluch, der Mord und Todschlag unter den Familienangehörigen im Königspalast besagt. Klytämnestra hat mit ihrem Buhlen Aegisth ihren Mann, Agamemnon, im Bad erschlagen, der Sohn Orest konnte von seiner Schwester Elektra vor den Mordabsichten des Paars zu König Strophios in Sicherheit gebracht werden. Seit dieser Zeit muss sich Elektra schlimmste Demütigungen gefallen lassen und lebt nur noch für den Tag, an dem Orest herangereift ist, um Vergeltung zu üben. Deshalb möchte sie nicht, wie ihre Schwester Chrysothemis fliehen. Während einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrer Mutter Klytämnestra, wird die vermeintliche Todesnachricht von Orest überbracht. Elektra beschwört ihre Schwester Chrysothemis in der folgenden Nacht den Mord zu vollbringen. Die Schwester flieht, als Elektra selbst das Beil, mit dem der Vater erschlagen wurde, in wilder Entschlossenheit ausgräbt, begegnete ihr der junge Trauerbote und gibt sich nach und nach als ihr Bruder Orest zu erkennen. Elektra mahnt die rächende Sühne an. Gellende Schreie aus dem Innern des Hauses künden Elektra, dass Orest bereits am Werk ist. Als Aegisth naht, führt ihn Elektra scheinbar freundlich ins Haus, wo auch er gerichtet wird. Elektra hat ihr Lebensziel erreicht. In übermäßiger Freude beginnt sie und ihr Gefolge einen wilden, ekstatischen Tanz während dessen sie tot zusammenbricht.
Aufführung
Klaus Weise inszenierte gleich zu Beginn ein eindrucksvolles Bild, wenn er eine über die volle Bühnenhöhe Blut verschmierte transparente Wand rein waschen läßt. Er benötigte jedoch kaum mehr als die Bühnenrampe für die wenigen Schritte oder das Stehen und Sitzen auf zwei podestartigen Erhöhungen. Im Verlauf tut sich die Hinterbühne selten, und meist nur einen Spalt breit auf: Etwa mit dem Blick auf das auf Holzpaletten gehaltene, eher harte Gelage der Mörderin Klytämnestra und ihrem Komplizen Aegisth. Am Ende öffnet sich die ganze Bühne, um den Blick auf Berge von Leichen in schwarzen Säcken frei zu geben. Von oben fallen immer weitere herunter. Dann wird der Rächer Orest, gleich einem Helden auf einem Gerüst stehend herab gefahren, während Elektra am Boden tot zusammenbricht. Kein bacchantisches Infernal zum Finale. Die Mägde tragen, bis auf Elektra und ihre Schwester, über ihren farbigen Batikgewändern Brustpanzer, dazu übergroße Turbangebinde. Elektra ist düster gekleidet, wie der Tod bringende Orest, deutlich abgesetzt erscheint die dem Leben zugewandte Chysothemis in strahlend weißem Gewand.
Sänger und Orchester
Bei den Sängern ist allen voran natürlich die über einhundertfünf Minuten stets präsente Protagonistin Barbara Schneider-Hofstetter zu würdigen. Sie verlieh ihrer auch schauspielerisch blendend verkörperten hochdramatischen Partie der Elektra stimmlich ein sehr erdiges Timbre. Ann-Marie Backlund war eine eindrucksvolle Chrysothemis, die überzeugende Dramatik in der Stimme hatte. Daniela Denschlag verkörperte ihre Klytämnestra sehens- und hörenswert, wie Mark Morouse vielleicht einen etwas steif verkörperten, jedoch dem Heldenfach gewachsenen Stimme zu erleben war. Die eingeblendeten Obertitel sind kaum nötig, denn es wird sehr deutlich gesungen.
Nun gab Stefan Blunier seine Visitenkarte als frisch gebackener GMD der Bonner Oper ab. Es war ein Glück, daß Blunier sich strikt an die dynamischen Vorgaben der Partitur hielt. Musikalisch spielte das über hundert Personen starke Orchester schillernd und beweglich auf, was für gute musikalische Zukunft in der Bonner Oper hoffen läßt.
Fazit
Eine musikalisch gelungene Aufführung, die zeigte, wie durchhörbar das in – noch größerer Besetzung als in der Salome – spielende Beethovenorchester musizieren kann und in der weitgehend gut gesungen wurde. Der interpretatorische Regieansatz von Klaus Weise war im Programmheft nachzulesen, kam jedoch als wenig plausible Inszenierung über die Rampe, eigentlich schade.

F. Zink

Bild: Thilo Beu
Das Bild zeigt: Elektra (Barbara Schneider-Hofstetter) vor dem Gelage der Klytämnestra (Daniela Denschlag) und Aegisth (Mark Rosenthal).

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