von Gaetano Donizetti (1797-1848), Oper in zwei Akten, Libretto: Felice Romani, UA: 12. Mai 1832 Mailand., Teatro della Canobbiana
Regie: Jean Renshaw, Bühne/Kostüme: Christof Cremer
Dirigent: Anna-Sophie Brüning, Philharmonisches Orchester und Chor des Landestheaters Coburg, Choreinstudierung: Lorenzo Da Rio
Solisten: Sofia Kallio (Adina), Joel Annmo (Nemorino), Benjamin Werth(Belcore), Rainer Scheerer (Dulcamara), Anna Gütter (Giannetta), u.a.
Besuchte Aufführung: 21. September 2013 (Premiere)
Nemorino hat sich in Adina verguckt, ist jedoch zu schüchtern, ihr seine Liebe zu gestehen. Da kommt der Wunderarzt Dulcamara mit einem vermeintlichen Liebetrank gerade recht, insbesondere da der Draufgänger Belcore, der Offizier eines Trupps Soldaten, seiner Angehimmelten den Hof macht. Der Liebestrank, eine Flasche Wein, hat bei Nemorino seine Wirkung, und er tritt gegenüber Adina gelassen auf. Als Alcina aus Trotz jedoch Belcore die Hand zum Ehebund reichen will, wird Nemorino bange und er bittet um einen Tag Aufschub (da sich erst dann die Wirkung des Trankes entfalten soll). Am Hochzeitstag verbreitet sich die Nachricht, daß Nemorino reich geerbt haben soll und sogleich umwerben ihn die Dorfschönen, die ihn zuvor verhöhnt hatten. Adina erkennt Nemorinos wahre Liebe, da er deswegen sich als Soldat verdingen will. Sie kauft Nemorino von Belcore los. Schließlich wollen alle Dulcamaras Zaubertrank, verschafft er doch augenscheinlich Liebe und Reichtum.
Aufführung
Die Verbindung eines abstrakten Bühnenbildes mit einer ausgefeilten Personenführung ist die Basis für diese Inszenierung. Das Bühnenbild zeigt den großen Tisch in einem italienischen Altersheim für Künstler. Diese verleben zwar Ihren Lebensabend quietschfidel, fallen aber trotzdem auf Dr. Dulcamara herein. Der tritt samt Assistent als kleiner verschmitzter italienischer Straßengauner auf und versorgt die Alten aus dem doppelten Boden seines großen Reisekoffers mit seiner „Wunder-Medizin“. Der doppelte Boden befindet sich in dem surrealen Tisch, der in zwei Wellen wie eine große Spaß-Rutsche den Eingang mit der Bühnen-Rampe verbindet und zwei Drittel der Bühne einnimmt. Die Soldaten des schneidigen Hauptmanns Belcore erscheinen auf Fingerschnippen zuerst im Wüstentarnanzug und zur Hochzeit in dunkler Ausgehuniform. Die übrigen Darsteller tragen schicke Straßenkleidung in gehobener italienischer Landhausmode. Die Damen erscheinen im kleinen oder längeren Schwarzen.
Sänger und Orchester
Stimmlicher Höhepunkt des Abends war Joel Annmo als Nemorino, seine Romanze Una furtiva lagrima –eine flüchtige Träne trägt er mit italienischer Verve mit bestem Belcanto vor: Inklusive „Zugabe“-Rufen des Publikums. Mindestens ebenbürtig ist Sofia Kallio als Adina. Ihr glockenklar heller und doch jugendlich, schwereloser Sopran hat keinerlei Probleme bei den schwierigen Höhen, die sie mit Leichtigkeit treffsicher erreicht. Szenisch dominant hingegen sind Benjamin Werth und Rainer Scheerer. Letzterer schafft es mit seinem facettenreichen, volltönenden und in der Tiefe fundierten Baß-Bariton dem pfiffigen Gauner Dulcamara Sympathie zu verschaffen: Udite, udite, o rustici – Hört, hört, ihr Bauersleut! Benjamin Werth gibt den schneidigen Hauptmann Belcore mit heldischer Leuchtkraft, der nicht nur im Duett mit Nemorino durch seine Wendigkeit fasziniert. Anna Gütter macht aus der kleinen Rolle der Gianetta mit ihrem festen sicheren Sopran fast eine Hauptrolle.
Überzeugend wie immer das Philharmonische Orchester, diesmal unter der Leitung von Anna-Sophie Brüning. Hier klingt das Werk wie eine heitere italienische Spieloper. Der Chor klingt – auch in diesem Altersheim – wie immer homogen und wirkt dadurch als wie eine Vereinigung von pfiffigen Schlitzohren.
Fazit
Am Ende tobt das Publikum vor Begeisterung und feiert das gesamte Ensemble für einen musikalisch stimmigen und heiteren Opernabend mit einer detailverliebten Personencharakterisierung mit viel Herz- und Liebesschmerz. Mitreißend auch die Lacher bei den Slapsticks im Bühnengeschehen – vor allem in Verbindung mit einer opulenten Dessous-Show.
Oliver Hohlbach
Bild: Andrea Kremper
Das Bild zeigt: Finale Paarbildung