LOHENGRIN – Würzburg, Mainfranken Theater

von Richard Wagner (1813-1883); Romantische Oper in drei Aufzügen, Libretto: R. Wagner, UA: 1850, Weimar.

Regie: Kurt Josef Schildknecht, Bühne: Rudolf Rischer

Dirigent: Enrico Calesso, Philharmonisches Orchester Würzburg, Opernchor, Extrachor des Mainfranken Theaters Würzburg

Choreinstudierung: Sören Eckhoff/ Michael Clark

Solisten: Frank van Hove (König Heinrich), Scott MacAllister (Lohengrin), Karen Leiber (Elsa), Joachim Goltz (Telramund), Ruth-Maria Nicolay (Ortrud), Daniel Fiolka (Heerrufer), u.a.

Besuchte Aufführung: 29. September 2013 (Premiere)

Wuerzburg-LohengrinKurzinhalt

König Heinrich ruft die Brabanter zum Feldzug. Graf Telramund, von seiner Gattin Ortrud angestachelt, beschuldigt Elsa von Brabant des Mordes an ihrem Bruder Gottfried. Ein Gottesgericht in Form eines Zweikampfs soll über Elsas Schuld entscheiden. Da erscheint ein Fremder im Boot, gezogen von einem Schwan, und besiegt Telramund. Dieser Fremde will Elsa heiraten unter der Bedingung, daß sie ihn nie nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen würde. Elsa willigt ein. Am Hochzeitstag bezichtigen Ortrud und Telramund vor dem Münster den Fremden der Zauberei und des Betruges. Doch Elsa vertraut ihrem Bräutigam. Später, als sie allein sind, bricht Elsa ihr Versprechen und stellt die Frage. Im gleichen Moment dringt Telramund in das Brautgemach ein, im Zweikampf stirbt er. Danach offenbart er seinen Namen, Lohengrin, und seine Herkunft. Ortrud triumphiert, aber durch sein Gebet bewirkt Lohengrin die Rückkehr Gottfrieds, des rechtmäßigen Thronfolgers.

Aufführung

Das Einheitsbühnenbild besteht aus einer Tribüne mit einer zentralen Plattform, von der aus König Heinrich und der Heerrufer zu den Soldaten und Frauen von Brabant sprechen. Eine Säulenreihe bildet den Abschluß zum Hintergrund. Aus einem Raum unter der Plattform kommt zuerst Lohengrin mit dem Schwan hervor, dort bewahrt Ortrud später ihre heidnischen Kultgegenstände und birgt zuletzt das Ehebett. Die Soldaten tragen blaue Uniformen mit moderner Splitterschutzweste und große Schwerter, die Frauen blaue Abendkleider, die blonden Haare im Katharinenkranz geflochtet. Ortrud hat rote Haare wie eine böse Hexe. Lohengrin ist in eine weiße Uniform mit Schwanenhelm, König Heinrich in eine weiße Phantasie-Uniform, der Heerrufer in eine graue Felduniform mit Ledermantel im Schnitt der Wehrmacht gewandet.

Sänger und Orchester

Enrico Calesso findet einen eigenen Zugang zu der Lohengrin-Harmonik. Er entdeckt die formale Langsamkeit, dehnt die Spannung ins Unendliche. Das erzeugt eine unendliche Traurigkeit beim Zuhörer. Doch es gibt auch Hoffnung auf das Wunder, auf Emotion, seine plötzlichen und bisweilen stockenden Temposteigerungen machen sie deutlich, die gleitenden Lautstärke-Änderungen stehen für die Wutausbrüche. Überraschend, daß das Premierenfieber zu Unsauberkeiten bei den Streichern führt – in der Ouvertüre wird es überdeutlich. Umgesetzt wird dies durch ein ausgewogenes Ensemble, gut abgestimmt auf die Akustik eines mittleren Stadttheaters. Begeisternd der runde, lyrische Tenor von Scott MacAllister, der den Lohengrin fast ins italienische Fach rückt. Leider sind die Höhen manchmal etwas wackelig und am Ende geht ihm doch ein wenig die Strahlkraft aus. Karen Leiber leiht Elsa ihren jugendlich weichen Sopran, die strahlende Höhe überzeugt – auch wenn ein wenig die Lautstärke fehlt. Joachim Goltz (Telramund) verfügt über eine fast unendliche Durchschlagskraft und wirkt nie angestrengt. Man könnte diesen Telramund als Heldenbariton bezeichnen. Ruth-Maria Nicolay legt die Rolle der Ortrud als hochdramatischer Sopran an, der manchmal sehr eng geführt ist, und wenig wortverständlich ist. Frank van Hove  ist ein sehr zurückhaltender König Heinrich, während Daniel Fiolka den Heerrufer voll aussingen kann und dabei Legato beweist. Abgerundet wird das Ensemble durch einen bestens eingestimmten Chor, der den Extrachor vollständig einbindet und die Chor-Oper Lohengrin ohne Probleme trägt.

Fazit

Auf der Suche nach einem Wunder bei trauriger Grundstimmung? Würzburg wählt eine interessante Variante aus den vielen Varianten, die man derzeit zu hören bekommt. Das Würzburger Publikum ist dem aufgeschlossen gegenüber und feiert die engagierte musikalische Umsetzung, während die etwas sparsam wirkende Inszenierung mit monumentalem Glanz (die Tribüne erinnert an die Reichsparteitags-Tribüne, die Gestik Gottfrieds an Olympia 1936 im Riefenstahl-Film) sich an den Bühnen-Anweisungen Richard Wagners orientiert, jedoch einen Buh-Rufer auf den Plan ruft.

Oliver Hohlbach

Bild: Gabriela Knoch

Das Bild zeigt: Scott MacAllister (Lohengrin), Opernchor, Extrachor des Mainfranken Theaters Würzburg

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