SEMELE – München, Theater am Gärtnerplatz

von: Georg Friedrich Händel (1685-1759), Oper in drei Akten, Libretto: William Congreve UA: 10. Februar 1744, London Theatre Royal Covent Garden

Regie: Karoline Gruber, Bühne: Roy Spahn, Kostüme: Magali Gerberon

Dirigent: Marco Comin und Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Solisten: Ferdinan von Bothmer (Jupiter), Holger Ohlmann (Cadmus), Franco Fagioli (Athamas), István Kovács (Somnus), Juan Carlos Falcón (Apollo), Adrineh Simonian (Juno), Elaine Ortiz Arandes (Iris), Jennifer O’Loughlin (Semele), Ann-Katrin Naidu (Ino)

Besuchte Aufführung: 24. Oktober 2013 (Premiere)

München SemeleKurzinhalt

Die sterbliche Semele ist in Jupiter verliebt. Kurz vor ihrer Trauung mit Athamas entführt sie Jupiter in sein Reich, wo sich die beiden ihrer Liebe erfreuen. Juno, die Gattin von Jupiter, ist eifersüchtig auf die Nebenbuhlerin. Sie bringt Semele in Gestalt ihrer Schwester Ino dazu, Jupiter zu bitten, sich in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Jupiter, der ihr zuvor verspricht jeden Wunsch zu erfüllen, zeigt sich in seiner göttlichen Gestalt. An seinen Blitzen verglüht Semele, die sich die Unsterblichkeit erhofft hatte. Apollo verkündet auf der Erde, daß aus Semeles Verbindung mit Jupiter der Gott Bacchus entstanden ist.

Aufführung

Die Bühne zeigt im ersten Akt eine Steinwand mit Sargöffnungen. Es erscheinen Bräute in weißen Jugendstilkleidern des späten 19. Jahrhunderts, die Herren tragen schwarze Anzüge mit Zylindern. Eine Massenhochzeit wird simuliert, bei der die Paare in einer Schlange vor den Altar treten. Der Götterhimmel wird durch wattierte Wolkenattrappen verdeutlicht. Semele befreit sich im Reich Jupiters von ihrem Brautkleid und trägt von nun an ein luftiges, gelbes Kleid mit aufgesticktem Schmetterling.

Sänger und Orchester

Marco Comin eröffnet die Oper mit der Ouvertüre in mäßigem Tempo. Er leitet das Orchester ohne zu treiben oder zu hetzen und verleiht dadurch der Musik majestätischen Charakter. Die Wechsel zwischen piano und forte gehen nahtlos ineinander über. Der Auftritt des Chors ist einer der ersten Höhepunkte des Abends, indem die Stimmen der Choristen zu einem satten, aber dennoch zarten Gesamtklang verschmelzen und nie derb oder wuchtig sind.  Der absolute Star des Abends ist aber Jeniffer O’Loughlin (Semele). Ihr schnörkelloser Sopran hat ein bestechend gläsernes Timbre, das in den Höhen wunderschön schimmert. Im ersten Akt singt sie Endless pleasure, endless love – Unendliche Freude, unendliche Liebe mit anschwellenden Liebesseufzern und betont dabei leicht die Triller und Koloraturen. Im dritten Akt läuft sie zu Hochformen auf und kommt in No, no I’ll take no less – Nein, nichts genügt hinfür ohne zu forcieren bis zum hohen E.

Ihr Gesangspartner Ferdinand von Bothmer (Jupiter) kommt an diese grandiose Leistung kaum heran. Sein stählerner Tenor hat ein strahlendes Timbre in der Höhe. In der Arie Lay your doubts and fears aside – Laß deine Zweifel und Ängste hinter dir kann er dies verführerisch einsetzen, indem er seine Liebesschwüre im sotto voce haucht. Eine hervorragende Leistung bringt auch Adrinah Simonian (Juno) in ihrer diabolischen Darbietung der Juno. Mit elektrisierender Mezzosopranstimme singt sie die Arie Awake Saturnia – Erwache Saturn und und gibt in den Tiefen ihrer Bruststimme eine erotische Note.

Dagegen kann Ann-Katrin Naidu (Ino) nicht so ganz mithalten. Ihr Sopran hat zwar eine schöne, seidige Klangfarbe, aber in den Höhen fehlt es ihr an Substanz. Im zweiten Akt hat sie zum Glück mehr Festigkeit in der Stimme. Franco Fagioli (Athamas) hat in den ersten Takten Probleme: er klingt atemlos und muß öfters aspirieren. Sein Countertenor hat ein schillerndes Timbre und erreicht eine erstaunliche Höhe, wofür er im ersten Akt Applaus erntet. Für die tiefen Töne sorgt István Kovács (Somnus) Darbietung als Diener der Unterwelt: sein Baß klingt in den Tiefen sonor und schnurrend und paßt zu dem morbiden Charakter seiner Rolle.

Fazit

In der Münchner Inszenierung stimmt wirklich alles: angefangen von einem phantasievollen Bühnenbild, über die authentische Vermittlung des Stoffs bis hin zur großartigen musikalischen Gesamtleistung läßt der Abend keine Wünsche offen.Die Inszenierung bindet das Symbol des Schmetterlings für Sehnsucht und Transformation in die Handlung ein und spannt so den Bogen von Semeles Abhängigkeit als Sterbliche zu ihrer Verwandlung als Geliebte Jupiters
Allein Jeniffer O’Loughlins gesanglichem Können zu lauschen, ist pure Freude. Eine so schöne Stimme hört man selten! Auch beim Publikum ist sie der Liebling und bekommt tobenden Applaus für ihre hervorragende Leistung. Ein grandioser Opernabend!

Melanie Joannidis

Bild: Thomas Dashuber

Das Bild zeigt: Jeniffer O’Loughlin (Semele) und Ferdinand von Bothmer (Jupiter)

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