Oldenburg, Staatstheater – MADAMA BUTTERFLY

Von Giacomo Puccini, Eine japanische Tragödie in drei Akten, Libretto: Luigi Illica, Giuseppe Giacosa, nach einer Erzählung von John Luther Long und David Belasco, UA: 17. Februar 1904, Mailand, Teatro alla Scala.
Regie: Anna Bergmann, Bühne/Kostüme: Susanne Schwieter, Matthias Werner
irigent: Olaf Storbeck, Oldenburgisches Staatsorchester, Opernchor, Einstudierung: Thomas Bönisch
Solisten: Irina Wischnizkaja (Cio-Cio-San), Barbara Schmidt-Gaden (Suzuki), Annekatrin Kupke (Kate Pinkerton), Alexej Kosarev (Benjamin Franklin Pinkerton), Paul Brady (Sharpless), Thomas Burger (Goro), Andrey Valiguras (Bonzo), Jong-Seong Kim (Yamadori), Andreas Lütje (Standesbeamter), Cio-Cio-Sans Mutter (Ute Biniaß) u.a.
Besuchte Aufführung: 25. Januar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
oldenburg-madama.jpgDer amerikanische Marineoffizier Benjamin Franklin Pinkerton heiratet in Japan (Nagasaki) die 15jährige Cio-Cio-San. Diese liebt ihn sehr. Nach der Hochzeit reist Pinkerton ab. Zusammen mit seiner amerikanischen Frau Kate will er seinen Sohn, den er mit Cio-Cio-San bekam, aus Japan holen. Als Suzuki Cio-Cio-San die Nachricht überbringt, daß sie ihr Kind weggeben soll, bricht diese zusammen. Aber sie will Pinkerton das Kind persönlich übergeben. All ihre Hoffnungen sind enttäuscht, sie sieht nur den Ausweg im Tod. Nach Übergabe des Kinds verübt sie Selbstmord.
Aufführung
Den größten Teil des Bühnenbilds bildet Pinkertons Wohnung. Sie ist rosa gefärbt. Ein Flachbildschirm und ein verschnörkelter Tisch samt Stuhl komplettieren das Bild. Die Rückwand der Wohnung besteht aus großen Plexiglasscheiben, durch die man in den baumbewachsenen Garten sehen kann. Auffallend sind die Luftballons in Rosa und Weiß, die an den Ecken des Hauses hängen. Im zweiten Akt wird das Bühnenbild gedreht, so daß der Garten vorne liegt und der Blick die graue Außenwand des Hauses sichtbar wird. Jetzt erblickt man durch die Plexiglasscheiben das Wohnungsinnere. Die Frauen sind bis auf Cio-Cio-San durchweg alle blond. Sie tragen figurbetonte Kleider in knalligen Farben. Suzuki, in Lederhosen mit nahezu durchsichtigem Oberteil, trägt weiße Stiefel. Von den Männern der Hochzeitsgesellschaft sind einige in Jogginganzügen, einige in Anzügen und andere in Fellmütze und -stiefel gekleidet. Pinkerton trägt zunächst einen Joggingdress, dann einen weißen Anzug. Cio-Cio-Sans Onkel Goro erscheint mit einer Jogginghose und einem Pelzmantel sowie Cowboystiefeln. Er trägt einen Schnauzbart und in seine Stirn baumelt ihm eine einzelne Dreadlocke (Filzlocke).
Offensichtlich werden die Kostüme zur Darstellung äußerlicher Gemeinsamkeiten benutzt, denn als Cio-Cio-San durch Kate Pinkerton als Ehefrau abgelöst wurde, tragen beide das gleiche, amerikanisch rote Kleid mit weißen Pünktchen. Cio-Cio-Sans Kind wird von einer Puppe inklusive Puppenspielerin gespielt. Dieses trägt ein T-Shirt mit einem Aufdruck des US-Präsidenten Barack Obama mit der Aufschrift: Hope.
Sänger und Orchester
Obwohl man anhand der schauspielerischen Leistung der Darsteller gewahr wurde, daß die Regisseurin üblicherweise in der Sparte Schauspiel zu Hause ist, so rückte die Musik dennoch nicht in den Hintergrund. Alle Darsteller überzeugten mit einer gekonnten Stimmführung. Vor allem Alexej Kosarev (Pinkerton) wußte die schauspielerischen Elemente in seinen runden Tenorgesang einfließen zu lassen, so erhielt man ein rundum stimmiges Bild von einem selbstverliebten jungen Amerikaner. Mit einem rauhen, aber stimmsicheren Gesang und auffallender schauspielerischer Intensität füllt der Bariton Paul Brady (Sharpless) seine Rolle. Barbara Schmidt-Gaden (Suzuki) stellte ihren facettenreichen und berührenden Mezzosopran der Abgeklärtheit, die ihr die Rolle in dieser Inszenierung offenbar vorschrieb, entgegen. Thomas Burger (Goro) war stimmlich ebenfalls präsent, fiel jedoch nicht außergewöhnlich auf. Auf den Zwischenapplaus für Irina Wischnizkaja (Cio-Cio-San/Butterfly) folgte ein langanhaltender Applaus samt Bravo-Rufen am Ende der Oper. Zu Recht, denn sie sang sicher in der Höhe und überzeugte in den Tiefen mit einem warmen Timbre.
Leider übertönte das Orchester allzuoft die Sänger, was jedoch an der Tiefe der Bühne gelegen haben könnte. Im übrigen bildete das Orchester eine satte und trotzdem differenzierte Grundlage, die die Sänger ab und an zu tragen schien.
Fazit
Anna Bergmann liefert mit ihrer Inszenierung ein rundum gelungenes Regiedebüt. Die Charaktere sind detailliert gezeichnet, das Bühnenbild ist aufwendig gestaltet und wirkt zeitgemäß. Auch die Übertitelung wird der heutigen Zeit angepaßt, so wird z.B. aus einem Habenichts im Libretto ein Penner. Die Besonderheit, das Kind durch eine Puppe darzustellen, stieß bei einem Großteil des Publikums auf Begeisterung, da man erlebt, wie große Gefühle durch fähige Darsteller präzise übermittelt werden.
Nicole Rank

Bild: Andreas J. Etter
Das Bild zeigt: Cio-Cio-San (Irina Wischnizkaja) und Pinkerton (Alexej Kosarev) in der Hochzeitsnacht.

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