von Gaetano Donizetti, Dramma buffa in 3 Akten, Libretto: Giovanni Ruffini und Gaetano Donizetti, UA: 3. Januar 1843, Paris
Regie: Roy Rallo, Bühnenbild: Marsha Ginsberg, Kostüme: Doey Lüthi
Dirigent: Martin Hoff, Staatskapelle Weimar, Opernchor, Einstudierung: Markus Oppeneiger
Solisten: Damon Nestor Ploumis (Don Pasquale), Ji-Su Park (Doktor Malatesta), Uwe Stickert (Ernesto), Heike Porstein (Norina), Friedrich Aurich (Notar)
Besuchte Aufführung:31. Januar 2009 (Premiere. Es wird in deutscher Sprache gesungen)
Kurzinhalt
Der alte und geizige Don Pasquale verweigert seinem finanziell von ihm abhängigen Neffen Ernesto die Heirat mit der schönen, armen Witwe Norina, möchte aber selbst auf seine alten Tage wieder heiraten. Doktor Malatesta, Hausarzt Don Pasquales und bester Freund Ernestos, entwirft einen Plan um Ernesto zu helfen und den Alten zu prellen. Er erklärt seinem Patienten, dass er eine geeignete Frau für ihn gefunden habe und gibt Norina als seine tugendhafte Schwester Sofronia aus. Begeistert von dem Plan eilt Norina zusammen mit dem Doktor zu Don Pasquale und beginnt die Intrige. Don Pasquale, verzaubert von Norinas Anblick, möchte sie auf der Stelle heiraten. Ein falscher Notar vollzieht die Heirat, doch der ahnungslose Ernesto erscheint plötzlich und lässt beinahe alles platzen. Doch als Norina, nun doch verheiratet Don Pasquale gegenüber zur Furie wird, versteht auch er das falsche Spiel. Völlig erschöpft von den Kapricen seiner jungen Gattin stimmt er letztendlich der Heirat Ernestos mit Norina zu, um somit seine neu Frau loszuwerden. Die Intrige wird aufgelöst, doch Don Pasquale hat keine Kraft mehr für eine Rache.
Aufführung
Don Pasquale lebt in einem Altersheim, wo er mit anderen Patienten im pastellblauen, lichtdurchfluteten Aufenthaltsraum sitzt und hängt seinen Erinnerungen nachhängt, welche er in einer kleinen Blechkiste in Form von Fotos und Souvenirs immer bei sich trägt. Norina, zu Beginn des Geschehens noch Altenpflegerin, wiederfährt die größte Verwandlung. Der Doktor präsentiert sie als Femme fatale à la Marilyn Monroe in hochgeschlitztem Abendkleid. Kurz nach der Hochzeit wünscht sie mittels Schönheitschirurgie eine Verjüngung des Hauses samt Personal, alter Möbel (die Patienten) und sich selbst. Sie selbst bekommt riesige Brüsten und platinblonde Haare. Die Patienten erscheinen in rosa, hellblauer und türkisfarbener Abendgarderobe, manche auch mit Verbänden. Ernesto, als Jungendlicher in T-Shirt, tiefsitzender Hose und Cappi gekleidet, tritt mehrmals heraus aus dem Geschehen und singt seine Arien außerhalb, einmal im Unterboden des Aufenthaltsraumes und ein zweites Mal ganz vorn.
Sänger und Orchester
Die Textverständlichkeit aller Sänger (in deutscher Sprache) ist besonders zu loben. Heike Porstein als Norina gestaltete die anspruchsvollen Koloraturen der Partie mit Präzision und brillierte in den Höhen, selbst bei langen und leisen Tönen, ohne anscheinend körperliche Anstrengung. Einzig während langandauernden, schnellen Parlandi schien ihre Stimme zu ermüden. Uwe Stickert sang die Arien des Ernesto mit viel Gefühl und ohne gepresste Höhe. Doch leider fehlte ihm für die Rolle der besondere Schmelz in der Stimme. Diese Wärme und Weichheit zeigte jedoch auf eindrucksvolle Weise der kurzfristig eingesprungene junge Bariton Ji-Su Park als Doktor Malatesta. Auch er sang mit Leichtigkeit und Präzision seine Koloraturen. Damon Nestor Ploumis spielte und sang überzeugend den greisen und bereits etwas senilen Don Pasquale. Von seiner Stimme hätte man sich noch etwas sonorere, fülligere Tiefe gewünscht.
Die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Martin Hoff spielte enthusiastisch ohne dabei die zarten oder dramatischen Momente der Oper zu übergehen. Allerdings übertönte die Lautstärke öfter die Sänger. Die Solotrompete im Vorspiel zu Ernestos Arie Chercherò lontana terra – in die Ferne werd ich ziehen
produzierte einen weichen, wehklagenden Ton, welchen den Hörer bereits in die Stimmung der folgenden Arie versetzte.
Fazit
Die sozialkritischen Momente der Inszenierung machten aus der komischen Oper beinahe eine Tragikkomödie. Der monotone Alltag des Lebens im Altenheim und der Zwang unserer Gesellschaft, sich künstlichen Schönheitsidealen anpassen zu müssen, stimmten trotz der vielen amüsanten Momente und musikalischen Genüsse nachdenklich.
Josephin Wietschel
Bilder: Anke Neugebauer
Das Bild zeigt: Heike Porstein (Norina) macht Damon Nestor Ploumis (Don Pasquale) das Leben zur Hölle.