MASKENBALL – Coburg, Landestheater

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Melodramma in drei Akten, Libretto: Antonio Somma, in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln, UA: 1859, Rom

Regie: Volker Vogel, Bühne und Kostüme: Norbert Bellen

Dirigent: Roland Kluttig, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Chor des Landestheater Coburgs, Chorleitung: Lorenzo Da Rio.

Solisten: Milen Bozhkov (Gustavo III.), Michael Bachtadze (Renato Anckarström), Celeste Siciliano (Amelia), Leila Pfister (Ulrica), Anna Gütter (Oscar), Martin Trepl (Silvano), Rainer Scheerer (Samuel), Michael Lion (Tom), Tae-Kwon Chu (Oberster Richter), Marino Polanco (Diener)

Besuchte Aufführung: 26. Oktober 2013 (Premiere)

Giuseppe Verdi: Ein Maskenball/ R Volker Vogel / A Norbert Bellen/ ML Roland Kluttig / Premiere: 26.10.2013 / Landestheater CoburgKurzinhalt

Der durch eine Verschwörung bedrohte König Gustavo III. liebt heimlich Amelia, die Frau seines Freundes Renato. Als er sie beim Besuch der Wahrsagerin Ulrica belauscht, erfährt er, daß sie ihn ebenfalls liebt. Ulrica prophezeit ihm, er werde vom demjenigen ermordet, der ihm die Hand gibt. Nichtsahnend begrüßt er Renato per Handschlag. In derselben Nacht treffen Gustavo und Amelia auf dem Richtplatz aufeinander. Obwohl sie ihren Gefühlen zu Gustavo abschwören will, ringt dieser ihr ein Liebesgeständis ab. Da erscheint Renato, der Gustavo vor den herannahenden Verschwörern retten will. Gustavo flieht, aber in Gegenwart der Verschwörer erkennt Renato seine Frau und schwört Rache. Renato ersticht auf einem Maskenball Gustavo. Dieser verzeiht allen im Sterben.

Aufführung

Wer bei einer Maskenball-Aufführung auf ein Kostümfest hofft, der ist hier fehl am Platze. Das im mystischen halbdunkel gehaltene Bühnenbild kommt mit wenigen Requisiten aus, wie Sofa oder Schreibpult. Der Hintergrund bleibt im Dunkel, nur im Festsaal ist der Abschluß ein Portalbogen. Zwei weiße bespannte Trennwände lassen sich verschieben und sind je nach Beleuchtung transparent, was auf dem Richtplatz zusammen mit dem Auftritt der Ulrica als Schicksalsgöttin im weißen Kleid wie ein heidnisches Ritual wirkt. Die Kostüme im klassischen Schnitt mit weitem Mantel, Anzug oder Abendkleid könnten barock oder von der Entstehungszeit inspiriert sein und unterstreichen die zeitlose Bedeutung dieses Meisterwerks Verdis als Melodram und für politische Moral.

Sänger und Orchester

Ebenso wie die Bühnendarstellung auf hohles Pathos oder Prunk verzichtet, gibt die Interpretation von Roland Klutig den Beteiligten alle Möglichkeiten, die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen und deren Gefühle und Motive darzustellen. Dazu nimmt er über weite Strecken den bestens vorbereiteten Orchester-Klangkörper und den Chor zurück. Das eigentliche Drama beginnt mit dem 2.Akt, mit dem Treffen Amelias auf Gustavo. Nun darf auch das Orchester dramatische Wirkungen produzieren, das Verhängnis einer verbotenen Liebesbeziehung nimmt hörbar seinen Lauf. Für diese Liebesbeziehung stehen Milen Bozhkov (Gustavo) und Celeste Siciliano (Amelia). Bozhkov ist der Tenor, wie ihn sich Verdi wünschen würde: Mit weichem italienischem Timbre, dabei durchaus durchschlagsfähig und schwerelos sicher in den Höhen, überzeugt er mit seinen Liebesqualen. Celeste Siciliano ist mit ihrem dramatischen Sopran schon ein wenig aus den kleinen Häusern hinausgewachsen. Sie legt etwas zu viel Kraft in ihr Flehen in Schenke mir die Kraft! Michale Bachtadze muß sich zunächst freisingen, ist aber ein klangvoller lyrischer Bariton mit großer dramatischer Verve. Er hat seine großen Auftritt mit den Verschwörern, der musikalisch in den Fokus dieser Aufführung rückt: Wir haben einen Sinn, die Rache! Michael Lion (Tom) ist als Baß des Hauses eine solide schwarz-tönende Bank, Rainer Scheerer (Samuel) gelingt es mit seinem facettenreichen, volltönenden und in der Tiefe fundierten Baß-Bariton teuflische Momente in die Verschwörungsszene zu zaubern. Anna Gütter ist hier die ausdrucksstarke Soubrette, die die kafkaesken und mephistophelischen Momente der Hosenrolle des Oscars (in der Verkleidung eines Harlekins!) auch sängerisch darstellen kann. Leila Pfisters einzige Stärke sind die hexenartigen keifenden Momente der Ulrica.

Fazit

Dieser Abend zeichnet sich durch eine harmonierende Zusammenarbeit zwischen Regie und Musik aus. Sowohl Roland Klutig als auch Volker Vogel begeben sich auf die interessante Suche nach dem Beginn des inneren Dramas im Maskenball: Eine zunächst harmlose Liebesgeschichte gerät durch eine Verschwörung ins dramatische Fahrwasser. Eine perfekte Personenführung und Sängerdarsteller die ihre inneren Kämpfe musikalisch glaubhaft machen können, sind die Garanten eines großen Verdi-Abends – ein Geschenk zu seinem 200. Geburtstag. Der Gratulation schloß sich das Publikum lautstark an.

Oliver Hohlbach

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt: Celeste Siciliano (Amelia) und Milen Bozhkov (Gustavo) auf dem Maskenball

Veröffentlicht unter Coburg, Landestheater, Opern