von Richard Strauss (1864–1949), Komödie für Musik in drei Akten, Libretto: Hugo von Hofmannsthal; UA: 26. Januar 1911, Semperoper, Dresden
Regie: Georg Köhl, Bühnenbild: Norbert Ziermann, Kostüme: Claudia Spielmann, Beleuchtung: Wolfgang Höntsch
Dirigent: Georg Fritzsch, Philharmonisches Orchester, Opernchor und Kinder- und Jugendchor Kiel
Solisten: Karen Fergurson (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg), Stephanie Atanasov (Octavian/Kammerzofe), Jens Larsen (Baron Ochs auf Lerchenau), Jörg Sabrowski (Herr von Faninal), Lesia Mackowycz (Sophie), Susan Gouthro (Jungfer Marianne Leitmetzerin), Steffen Doberauer (Valzacchi), Marina Fideli (Annina), Yoonki Baek (ein Sänger) u. a.
Besuchte Aufführung: 31. Januar 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Die Feldmarschallin hat eine Affäre mit dem jungen Octavian. Die beiden werden vom Baron Ochs, dem Vetter der Fürstin Werdenberg überrascht. Octavian gelingt es jedoch durch Frauenkleider unerkannt zu bleiben, so daß Baron Ochs ihn für eine attraktive Kammerzofe hält. Baron Ochs will sich mit Sophie von Faninal verloben. Als Rosenkavalier zur Brautwerbung schlägt die Feldmarschallin Octavian vor. Daraufhin überbringt Octavian Sophie eine Rose. Die beiden verlieben sich auf den ersten Blick. Ochs von Lerchenaus Verhalten ist gegenüber Sophie so rüpelhaft, daß sie ihn abstoßend findet. Trotz des Drängens ihres Vaters lehnt sie den Antrag von Baron Ochs ab. Octavian und Ochs geraten aneinander. Beim Kampf verletzt Octavian Ochs mit einem Schwertstich. Ochs beruhigt sich erst, nachdem er einen durch Annina überbrachten Brief der Kammerzofe erhält. Sie lädt den Schwerenöter zum Stelldichein. Octavian verkleidet sich als Kammerzofe und inszeniert zusammen mit der Feldmarschallin eine Komödie, in der Ochs uneheliche Kinder angedichtet werden. Octavian hat seine Verkleidung als Frau abgelegt und tritt nun als junger Kavalier auf. Ochs versteht die Welt nicht mehr und ruft die Polizei. Doch die Feldmarschallin und Octavian erklären Ochs den Schabernack. Die Feldmarschallin überläßt schweren Herzens Octavian seiner Sophie.
Aufführung
Den Ausgangspunkt der Inszenierung bilden fünf junge Herren, die jeweils ein Metronom vor sich stehen haben. Das Ticken schallt durch den ganzen Raum. So wird gleich am Anfang auf Hofmannsthals Thematik der Vergänglichkeit der Zeit aufmerksam gemacht. Auf der Bühne stehen ein Himmelbett, ein paar Möbel und ein Flügel. Ein riesiges Fenster öffnet den Blick in den Park. Das Anwesen der Faninals ist ein weißer, leerer Saal. Im Séparée, in das Ochs gelockt wird, hängen die Wände schief. Bemerkenswert ist die farbliche Kontrastierung von Ochs und seiner Gefolgsleute gegenüber den anderen Personen: Ochs ist dunkel, alle anderen sind hell gekleidet.
Sänger und Orchester
Stephanie Atanasov gelingt es mit viel Witz zwischen ihren Rollen zu wechseln: einerseits der jugendliche, übermütige, verliebte Octavian, andererseits die Kammerzofe aus niederem Stand mit bayerischem Dialekt. Lesia Mackowycz hat eine reine Sopranstimme mit großem Umfang, was sie spätestens im überragenden Schlußterzett mit Karen Fergurson (Feldmarschallin) und Stephanie Atanasov (Octavian) unter Beweis stellt: Wird mir heiß und kalt. Und spür‘ nur dich und weiß nur eins: Dich hab‘ ich lieb. Jens Larsen zeigt durch seinen ausdauernden und gut geführten Baß und seine komisch-skurrile Rolle eine andauernde Bühnenpräsenz. Er ist auch der einzige, der dem Orchester immer dynamisch gewachsen ist. Bemerkenswert ist noch der Auftritt von Yoonki Baek, der der Feldmarschallin als Sänger einen Rosenstrauß überbringt: Mit seiner „italienischen“ Arie ist sein Auftritt so überragend, daß auch das Publikum ihn nicht vergißt und zum Schluß mit tosendem Applaus belohnt.
Fazit
Mir bleiben viereinhalb Stunden Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal prägnant in Erinnerung. Die Zeit verlief ohne Spannungsverlust. Es gelingt ausdrucksstarke Musik mit komisch-verliebten Rollen zu verbinden. Doch es drängt sich mir (und vielleicht auch den Zuschauern) eine Frage auf: Was hat es mit der zeitweilig auftauchenden stummen Doppelgängerin der Feldmarschallin auf sich?
Frederike Arns
Bild: Olaf Struck
Das Bild zeigt Stephanie Atanasov als Octavian und Jens Larsen als Baron Ochs auf Lerchenau.