MANON – Malmö, Opera

von Jules Massenet (1842-1912, Komische Oper, Libretto: Henri Meilhac und Philippe Gille nach dem Roman Manon Lescaut (1731) von Abbé Prévost, UA: 19. Januar 1884, Paris.

Regie: Renaud Doucet, Bühne/Kostüme: André Barbe, Licht: Guy Simard.

Solisten:  Georgia Jarman (Manon), Joachim Bäckström (Chevalier des Grieux), Alec Avedissian (Lescaut), Kosma Rauner (De Bretigny), Jonas Duran (Morfontaine) u.a.

Dirigent: Leif Segerstam, Orchester und Chor der Oper Malmö

Besuchte Aufführung: 30. November 2013 (Premiere, in französischer Sprache)

Manon, Malmö Opera, 131122Kurzinhalt

Manon, ein Mädchen vom Lande, soll von ihrem Cousin Lescaut in ein Kloster gebracht werden, da sie sich angeblich zu gerne amüsiert. Während sich Lescaut mit seinen Freunden dem Kartenspiel widmet, lehnt Manon das zweifelhafte Angebot des Lebemannes Morfontaine ab. Dagegen verliebt sie sich Hals über Kopf in den jungen Chevalier des Grieux, dem sie nach Paris folgt. Durch einen Komplott werden die Liebenden getrennt und Manon wird nun die Begleiterin des Steuereinziehers de Bretigny, der sie mit seinem Geld verwöhnt und zum Mittelpunkt der Demimonde von Paris macht.

Chevalier des Grieux hat inzwischen der Welt den Rücken gekehrt und ist Priester geworden. Als Manon davon erfährt, sucht sie ihn in seiner Kirche auf und überredet ihn zu ihr zurückzukehren. Aber die einfachen Verhältnisse ihres neuen gemeinsamen Lebens stellen ihre Beziehung auf die Probe. Beim Glücksspiel mit Morfontaine werden die beiden des Falschspielens bezichtigt und Manon wird verhaftet. Um Manon zu befreien, besticht Des Grieux die Wächter des Gefangenentransports. Aber es ist zu spät: Vom Tode gezeichnet, stirbt sie in seinen Armen.

Aufführung

Die Inszenierung der Oper – ursprünglich für die Schottische Oper in Glasgow produziert – ist in die Zeit Prévosts verlegt. Sie verwendet aufwendige Rokokokostüme à la Pompadour, deren Glanz sich in einem überdimensionierten rissigen Spiegel, einem Symbol für Eitelkeit und Vergänglichkeit, vervielfältigt. Die Sänger agieren natürlich und ungehindert. In der letzten Szene sind die Scherben des Spiegels zu kalten, zackigen Felsen geworden.

Sänger und Orchester

Die Solisten der Malmöer Aufführung sind junge Kräfte, die kurz vor ihrem internationalen Durchbruch stehen dürften oder ihn gerade erlebt haben. Georgia Jarman, Sopran, gestaltet Manon in allen ihren Lebensphasen mit großem Einfühlungsvermögen und mit geschickt angepaßter Stimme. Sie durchmißt die unterschiedlichen Seiten der Partie, gibt sie leicht und spielerisch wie ein junges Mädchen oder liebevoll oder zeitweise kalt und schließlich leidend. Joachim Bäckström, Tenor, macht aus Des Grieux eine Glanzrolle, mit der er auch international für Aufsehen sorgen dürfte. Seine Stimme ist klangvoll, mit warmen und auch passionierten Färbungen. Alec Avedissian, Bariton, macht eine gute Figur als Lescaut und Kosma Rauner, Bariton, verleiht der Figur des de Brétigny genau die Kaltblütigkeit die man erwarten kann. Leider hat Johan Duran, Tenor, nicht genug Raum, um den morbiden Charakter des Morfontaine plastisch zu gestalten. Das Orchester wird von Leif Segerstam mit meisterlicher Hand geleitet. Er interpretiert Massenets romantische Musik sensibel und doch komplett unsentimental. Unter anderem gelingt es ihm, aus der Partitur Massenets die grelle Unterhaltungsmusik und das barocke Pasticcio hervortreten zu lassen, was dem Gesamteindruck der Vorstellung förderlich ist.

Fazit

Obwohl das Libretto schwerlich den Bechdel-Test bestehen würde – es geht bei diesem Test um die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Kunst – gelingt es der Inszenierung, das schwedische Publikum mit einem versöhnlichen Gefühl aus der Premiere zu entlassen. Massenets Manon in Malmö ist auch deshalb eine absolut sehenswerte Inszenierung, eine Freude für Augen und Ohren!

Dr. Marion Lamberth

Bild: Malin Arnesson

Das Bild zeigt: Georgina Jarman (Manon) als Mittelpunkt der Demimonde

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