Lübeck, Theater – SALOME

von Richard Strauss (1864–1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto: Richard Strauss, nach dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde in der Übersetzung von Hedwig Lachmann; UA: 9. Dezember 1905, Semperoper, Dresden
Regie:Roman Brogli-Sacher, Bühnenbild/Kostüme: Ulrike Radichevich, Choreographie: Martina Wüst
Dirigent: Roman Brogli-Sacher, Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Solisten: Matthias Grätzel (Herodes), Roswitha C. Müller (Herodias), Manuela Uhl (Salome), Antonio Yang (Jochanaan), Daniel Szeili (Narraboth) u. a.
Besuchte Aufführung: 6. Februar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
lubeck-salome.jpgDie schöne Prinzessin Salome entflieht dem Bankett ihres Stiefvaters Herodes, der ihr aufdringliche Blicke zuwirft. Draußen trifft sie auf Narraboth, der für die Prinzessin schwärmt. Doch Salomes einziges Interesse gilt dem in einer Zisterne gefangenen Propheten Jochanaan. Sie nutzt Narraboths Verliebtheit, so daß dieser die Zisterne gegen das Verbot des Herrschers öffnet. Salome verliebt sich auf den ersten Blick in Jochanaan, weswegen sich Narraboth vor Eifersucht selbst tötet. Doch Jochanaan stößt sie zurück und verflucht sie. Tödlich beleidigt entlockt sie ihrem ihr verfallenen Stiefvater einen freien Wunsch, indem sie für ihn tanzt: Sie fordert das Haupt des Jochanaan. Widerwillig erfüllt der Stiefvater ihren Wunsch und muß ansehen, wie Salome in Ekstase den abgeschlagenen Kopf küßt. Entsetzt läßt Herodes Salome töten.
Aufführung
Bei der Aufführung wird Richard Strauss‘ Musik mit der bildenden Kunst in Form von Paul Klees Gemälde Ad Parnassum in Verbindung gesetzt. Das Gemälde zeigt ein Haus, dessen Mauerwerk durch braune, blaue, grüne und lila Rechtecke umgesetzt ist. Über dem Dach leuchtet ein heller, weißer Mond. Das Haus repräsentiert den Palast des Herodes im Bühnenhintergrund. An den Häuserseiten brennt jeweils eine Fackel, und es führt ein rot untermalter Weg von der Tür des Hauses hinunter zur Zisterne. Die Zisterne ist durch Mauerwerk umrandet und durch ein Gitter abgedeckt. Im Vordergrund der Bühne ist eine Sitzmöglichkeit arrangiert, auf der eine Schale mit Obst und ein Weinbehälter stehen. Düstere oder aufregende Stimmungen werden gegebenenfalls durch dunkle oder helle Lichteffekte verstärkt. Ein seltsamer aufkommender Wind wird durch sich bewegende Projektionen auf das Haus umgesetzt. Besondere Dramatik wird durch einen roten Mond symbolisiert. Alle Kleider der Sänger sind in den Farben des Hauses gehalten. Nur Salome sticht mit ihrem hellblauen langen Rock und ihrem mit Pailletten besetzten Oberteil heraus.
Sänger und Orchester
Daniel Szeili (Narraboth) kann mit seiner klaren und deutlichen Stimme die Liebe und gleichzeitig die Sorge gegenüber Salome umsetzen. Manuela Uhl (Salome) bannt den Hörer von Anfang bis Ende mit ihrer je nach Gefühlslage eindringlichen, verzweifelten oder erregten Stimme. Ihre Begierde nach Jochanaan wirkt grenzenlos: Nichts in der Welt ist so rot wie dein Mund! Lass mich ihn küssen, deinen Mund! In ihrem hellblauen Kleid mit glitzernden Elementen wirkt sie anmutig schön, jedoch hätte ihr Tanz noch lasziver ausfallen können. Bei der Schlußszene, in der sie den abgeschlagenen Kopf liebkost, wächst sie mit ihren Spitzentönen über sich hinaus. Antonio Yangs (Jochanaan) Stimme ist alleine schon aus der Tiefe der Zisterne so eindringlich, daß dem Zuhörer Schauer über den Rücken laufen. Roswitha C. Müller (Herodia) und Matthias Grätzel (Herodes) strahlen nicht nur durch ihre dunkle, aber dennoch glänzende und majestätisch wirkende Kleidung. Roswitha C. Müller kann die verbotenen Blicke ihres Mannes und die Sorge um ihre Tochter stimmlich untermalen: Ich habe dir gesagt, du sollst sie nicht ansehn! oder Tanze nicht, meine Tochter! Besonders Matthias Grätzel schafft es, die Obszönität perfekt umzusetzen. Seine verrückten Augen leuchten oftmals ins Publikum und seine Stimme schafft ausdrucksstarke Momente, das Singen schwenkt stellenweise sogar ins Schreien um: Man töte dieses Weib! Dem Orchester unter der Leitung von Roman Brogli-Sacher gelingt es, das Geschehen musikalisch zu untermauern und sich durch die angemessene Lautstärke nicht in den Vordergrund zu drängen.
Fazit
Nach dem turbulenten, ja schrecklichen Geschehens dieser in einem Akt ablaufenden Oper, das den Hörer atemlos zurückläßt, entlädt sich die Spannung des Publikums mit langanhaltendem Applaus
Frederike Arns

Bild: Holger Braack
Das Bild zeigt: Sandra Maxheimer (Ein Page), Daniel Szeili (Narraboth), Youn-Soo Ryu (1. Soldat), Manuela Uhl (Salome), Szymon Chojnacki (2. Soldat) v.l.n.r.

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