LA CENERENTOLA – Erfurt, Theater

von Gioachino Rossini (1792-1868), Melodramma giocoso in 2 Akten, Libretto: Jacopo Ferretti nach dem Märchen Cendrillon, UA: 25. Januar 1817 Rom, Teatro Valle

Regie: Lynne Hockney, Bühne: Benoit Dugardyn, Kostüme: Giovanna Fiorentini

Dirigent: Samuel Bächli, Philharmonisches Orchester Erfurt, Herren des Opernchores des Theaters Erfurt

Solisten: Uwe Stickert (Don Ramiro), Florian Götz (Dandini), Gregor Loebel (Don Magnifico), Julia Neumann (Clorinda), Katja Bildt (Tisbe), Tamara Gura (Angelina), Vazgen Ghazaryan (Alidoro)

Besuchte Aufführung: 21. Dezember 2013 (Premiere)

Erfurt CenerentolaKurzinhalt

Aschenbrödel Angelina, unterdrückt von ihren Stiefschwestern Clorinda und Tisbe sowie ihrem Stiefvater Don Magnifico, ist freundlich zum als Bettler verkleideten Alidoro. Dieser war ins Haus des Magnifico gekommen, um für seinen Herrn, Prinz Ramiro, Ausschau nach einer Braut zu halten. Diener Dandini, als Prinz verkleidet, kommt mit seinem „Diener“ Ramiro, um zu einem Ball ins Schloß zu laden. Angelina und Don Ramiro verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Beim Schloßball, wohin Angelina mit Alidoros Hilfe gelangt, treffen sich Angelina und „Diener“ Ramiro wieder. Beim Abschied schenkt sie ihm einen Armreif. Ein zufälliger Unfall von Prinz Ramiro vor Magnificos Haus führt die beiden erneut zusammen, doch jetzt erscheint Ramiro als Prinz. Ramiro erkennt Angelina an ihrem Armreif und heiratet sie zum Verdruß ihrer Stiefschwestern und von Don Magnifico.

Aufführung

Die Oper spielt auf einer Theaterbühne. Don Magnifico haust mit seinen Töchtern auf einer fast leeren Bühne, lediglich ein Korb, Tisch und Stühle sind vorhanden. An der Seite führen Türen in die Logen, dort hat jeder sein Zimmer bzw. ist die Requisite untergebracht. Die Hofgesellschaft tritt durch ein großes Tor im Hintergrund auf, Stühle tragen Diener herbei und wieder weg. Später reist Angelina mit einem Ballon an den Hof. Die Bühne verwandelt sich in ein Schloß mit prächtigem Garten, in dem barocke Soffitten herunterfahren. Das Gewitter wird durch eine Donner- und Windmaschine untermalt. Die Kostüme reflektieren sehr fantasievoll die Entstehungszeit 1817, Prinz Ramiro und Angelina erinnern an Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise, Don Magnifico und seine beiden Töchtern sind eine Karikatur des schlechten Geschmacks.

Sänger und Orchester

Zu einer staatsopernwürdigen musikalischen Leistung führt der kommissarische GMD Samuel Bächli das bestens disponiert aufspielende Philharmonische Orchester Erfurt. Mit spielerischer Leichtigkeit kommt es durch die Untiefen dieses technisch sehr anspruchsvollen Meisterwerks. So schön schwerelos muß Rossini klingen! Ebenso beteiligt am Erfolg ist Tamara Gura als Cenerentola, die sich kurzfristig als Einspringerin eingearbeitet hat. Bemerkenswert der Beitrag von Florian Götz, der über Erfahrung im Bereich der alten Musik verfügt. Da perlen die Koloraturen, gelingen furiose Verzweiflungs-Seufzer. Es gelingt ihm sogar im ersten Akt als Diener Dandini dem Prinzen Ramiro den Rang abzulaufen. Aber im zweiten Akt kann Uwe Stickert als Traumprinz Ramiro glänzen. Mit artistischer Präzision und Beweglichkeit in der Kehle gelingen diesem schweren italienischen Tenor par excellence die weitesten Höhensprünge und Klang-Tonkaskaden, die Rossini dem Don Ramiro zumutet. Überzeugend die Leistung von Gregor Loebel als Don Magnifico: Er findet eine ideale Symbiose zwischen Aussprache und musikalischer Gesangslinie. Julia Neumann und Katja Bildt geben die eitlen ewig keifenden Stiefschwestern Clorinda und Tisbe. Vazgen Ghazaryan ist ein volumenstarker Baß, leider bleibt er zu blaß, um dem Strippenzieher im Hintergrund Alidoro entsprechende Aufmerksamkeit zu verleihen. Der Herren-Chor als Hofgesellschaft kommentiert dezent, aber präzise im Zusammenspiel, aus dem Hintergrund die Handlung.

Fazit

Am Ende gibt es donnernden Applaus für ein rundum gelungenes Weihnachtsmärchen, das inspiriert der Original-Handlung des italienischen Märchens folgt, ohne sich irgendwelchen süßlichen Ballast von Disney oder Drei Nüsse für Aschenbrödel aufzuhalsen. Besonders erfreulich, daß auch jugendliches Publikum und Kinder den Weg in diese Premiere gefunden haben. Ein gutes Zeichen für ein erfolgreiches neues Jahr 2014!

Oliver Hohlbach

Bild: A.T. Schaefer

Das Bild zeigt: Florian Götz (Dandini), Uwe Stickert (Don Ramiro), Tamara Gura (Angelina), Vazgen Ghazaryan (Alidoro), Julia Neumann (Clorinda), Katja Bildt (Tisbe), v.r.n.l.

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