von Igor Strawinsky (1882-1971), Musikalisches Bühnenwerk in zwei Teilen von Charles Ferdinand Ramuz; UA: 1918, Lausanne
Death knocks von Christian Jost (*1963), Ein Akt Oper mit dem gleichen Namen gespielt von Woody Allen, UA: 2001, Hannover
Regie: Karsten Jesgarz, Bühnenbild: Thomas Mogendorf, Choreographie: Izabela Kuc
Dirigent: Lorenz C. Aichner, Instrumentalisten der Hochschule für Musik in Weimar
Solisten: Jürgen Schulz (Vorleser), Florian Bänsch (Soldat), Jens Hollwedel (Teufel), Izabela Kuc (Prinzessin) / Thomas Rettensteiner (Nat Ackermann), Stefanie Rhaue (Der Tod)
Besuchte Aufführung: 22. Januar 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Die Geschichte vom Soldaten handelt von einem Soldaten, der mit dem Teufel seine Geige gegen ein Buch tauscht, das große Reichtümer verspricht. Da der Teufel nicht spielen kann, soll es ihm der Soldat binnen drei Tagen beibringen. Doch in Wahrheit sind drei Jahre vergangen, der Soldat gilt als fahnenflüchtig, seine Braut ist verheiratet, doch mit Hilfe des Buches wird er ein reicher Kaufmann. Aber Geld macht nicht glücklich: Um eine Prinzessin zu heilen, benötigt der Soldat die Geige, um diese zurückzugewinnen spielt er mit dem Teufel Karten. Indem er verliert, gewinnt er die Geige zurück, darf aber sein Heimatland nicht mehr betreten. Als er es doch tut, erwartet ihn bereits der Teufel.
In Death knocks will ein attraktiver weiblicher Tod den Textilfabrikanten Nat Ackermann abholen: Nat Ackermann kommt nach Hause, will den Feierabend genießen. Let it snow summend liegt er auf der Couch, als plötzlich der Tod in Form einer sehr attraktiven Dame durchs Fenster fällt. Es ist ihr erster Auftrag und Ackermanns fällt es leicht, sie zu einem Spiel Gin Rummy zu überreden. Bei Schnaps und Schokonüssen verliert sie ein Spiel nach dem andern und erkennt nicht, daß Ackermann sie über den Tisch zieht. Angeheitert durch die Erkenntnis, daß er auch das nächste Spiel gewinnen wird, wirft er den Tod hinaus.
Der Tod klopft an ist eine amerikanische Variante des Brandner Kaspers, gewürzt mit dem intellektuellen Humor Woody Allens. Carsten Jesgarz zeichnet ein amüsantes, schnelles Kammerspiel, fast so als hätte Woody Allen selbst Regie geführt.
Aufführung
In der sparsamen Ausstattung von Thomas Mogendorf zeichnet Carsten Jesgarz eine zeitlose, einfach zu verfolgende Geschichte vom Soldaten, dem Teufel und der Prinzessin. Izabela Kuc tanzt die Rolle der Prinzessin und choreographiert modern: Der Pas de deux für Teufel und Soldat erinnert eher an eine Mischung aus rhythmischen Urwald-Tänzen und heutigen Gesellschaftstänzen als an das klassische Ballett. Zuerst ist Izabela Kuc die kränkelnde Prinzessin, dann die verführerische Geliebte und am Schluß die Komplizin des Teufels. Der junge Soldat, vom Krieg gezeichnet und sich nur nach Harmonie und dem kleinen Glück sehnend, gerät in die Fänge des Bösen. Der Böse selbst ist ein kalter herrischer Teufel, und dabei so aalglatt wie ein Börsenspekulant.
Sänger und Orchester
Unter der musikalischen Leitung von Lorenz C. Aichner spielten Instrumentalisten der Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar die rhythmisch geprägten Melodiebögen Strawinskys in tadelloser Präzision, die Nähe zum Jazz wurde deutlich.
In der Geschichte vom Soldaten, das nur aus Musik, Sprache und Ballett besteht, gibt es lediglich Sprech- und Tanzrollen. Die vier Darsteller werden dieser Anforderung gerecht, der Baßbuffo Jürgen Schultz agiert als Märchenerzähler mit wohlklingender Stimme. Der meist als Musicalsänger eingesetzte Florian Bänsch gibt ein überzeugendes Weichei und der Schauspieler Jens Hollwedel läßt den kalten herrischen Teufel spüren.
Christian Jost hat Death knocks an die Instrumentation von Strawinskys Soldaten angelehnt. Lorenz C. Aichner zeichnet ein Bild vom New Yorker Jazzleben, es ist hektisch, stets amüsant, präzise am Text und immer etwas übertrieben. Die Sänger liefern erfolgreich und erheiternd eine musikalische Milieustudie ab. Der Bariton Thomas Rettensteiner (Ackermann) und der Mezzo-Sopran Stefanie Rhaue (Der Tod) sind textverständlich und in ihrer Ausdrucksweise sehr variabel, da sie auch in der leichten Muse gut bewandert sind.
Fazit
Diese Doppelpremiere war wieder einmal der Beweis für die Leistungsfähigkeit des Hofer Theaters. Auch wenn es nur in den kleineren Räumen der Studiobühne stattfand, war doch der überwältigende Applaus für alle Beteiligten der Dank.
Oliver Hohlbach
Bild: Harald Dietz, SFF-Fotodesign
Das Bild zeigt: Nat Rettensteier spielt um einen Tag Fristverlängerung mit dem Tod