von: Wolfgang A. Mozart, Singspiel in drei Akten, Text: Christoph Friedrich Bretzner UA: 16. Juli 1782 Wien, Burgtheater
Regie: Stephanie Mohr, Bühne: Miriam Busch, Kostüme: Alfred Mayerhofer
Dirigent: Marco Comin und das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Solisten: Raphael van Bargen (Bassa Selim), Jennifer O’Loughlin (Konstanze), Csilla Csövári (Blonde), Dean Power (Belmonte), Daniel Prohaska (Pedrillo), Patrick Simper (Osmin)
Besuchte Aufführung: 30. Januar 2014 (Premiere)
Belmonte reist über das Meer um seine Verlobte Konstanze aus dem Reich des Bassa Selim zu befreien. Dieser hält Konstanze, ihre Dienerin Blonde und dessen Geliebten Pedrillo als seine Sklaven gefangen und will Konstanze zu seiner Geliebten machen. Konstanze wehrt sich gegen den Bassa; ebenso verweigert sich Blonde Osmin, Selims Diener. Belmonte plant zusammen mit Pedrillo die Flucht: Pedrillo macht Osmin betrunken, so daß dieser einschläft und die vier fliehen können. Doch bevor die anderen das Schiff erreichen erwacht Osmin und führt sie vor den Bassa Selim. Konstanze und Belmonte rechnen mit der Todesstrafe, doch Selim ist gnädig und läßt die Gefangenen frei.
Aufführung
Im ersten Akt sind an den Seiten Balkone drapiert (wie im Theater), die hintere Wand ist mit Malereien aus einem Harem versehen. In der Mitte steht ein Spielautomat in dem eine orientalische Wahrsagerpuppe zu sehen ist. Das Innere des Reiches von Bassa Selim wird durch ein schwarzes Zelt in der Mitte angedeutet, von der Decke hängen rote Lampions. Belmonte und Pedrillo tragen die barock-typische Kleidung mit Perücken, Culotte-Hosen und Manteljacken. Im Serail von Bass Selim sind alle nach heutiger Mode gekleidet: Konstanze erscheint im magentafarbenen Etuikleid, Blonde im pinkfarben-geblümten Ballon-Kleid, Bassa Selim im schwarzen Anzug. Als die Frauen von ihren Männern befreit werden, ziehen sie sich um und tragen ebenfalls barock-typische Kleidung.
Sänger und Orchester
Die Ouvertüre gelingt Marco Comin der Wechsel zwischen dem lebendigen, lauten und dem langsamen leisen Teil nahtlos. Die Lautstärke des Orchesters übertönt allerdings manchmal den Gesang. Dean Power‘s (Belmonte) Auftritt im ersten Akt ist etwas holprig: ihm versagt vor Aufregung kurz die Stimme. Allerdings kann er dies im Laufe des Abends durch seinen strahlenden und schmiegsamen Tenor wieder wettmachen. In der Arie Konstanze, Konstanze – dich wieder zu sehen haucht er die Vorhalte der Phrase klopft mein liebevolles Herz im sotto voce und einem leichtfüßigen Tempo. Durch seine klare Intonation klingen auch die hohen Töne rund und der Text ist gut verständlich. Patrick Simper (Osmin) sorgt mit seinem kernigen Baß für farbliche Nuancen. In den tiefen Tönen klingt er ruhig und dunkel, in der Höhe verfügt er über ein metallisches Timbre. In der Arie Ach, wie will ich triumphieren hält er die langen Noten in der Tiefe aus ohne zu aspirieren und singt auch die sehr schwierigen Tonsprünge in der Melodie treffsicher. Daniel Prohaska (Pedrillo) spielt und singt sehr lebendig. Sein stählerner Tenor hat ein dunkles, leicht rauhes Timbre. In der Arie frisch zum Kampfe singt er in den Höhen sehr energisch und unterstützt seinen Gesang durch Gestik und Mimik. Besondere Akzente setzen auch die Frauenstimmen. Jennifer O’Loughlin (Konstanze) überzeugt durch ihren lyrischen Sopran, der in den Höhen ausnehmend zart und glitzernd klingt. In der Arie Martern aller Art zeigt sie wie abwechslungsreich ihre Stimme ist: in der Höhe hat sie sehr viel Ausdrucksstärke durch den Wechsel vom sotto voce zu metallisch intonierten Tönen im Fortissimo. Csilla Csövári (Blonde) besitzt einen sehr schlanken, kühlen Sopran mit dem sie die Töne sehr klar intonieren kann. In der Sprechrolle markiert Raphael van Bargen (Bassa Selim) einen ernsten Herrscher. Dieser Eindruck entsteht vor allem durch den von der Regie veränderten Text. Seine Darstellung ist sehr markant: er schreit Konstanze an und verleiht damit seiner Machtposition Ausdruck. Höhepunkte sind die Quartette. Die Sopranistinnen und Tenöre ergänzen sich hier gut, da ihre Stimmen sehr ähnliche Klangfarben haben und sich so zu einem einheitlichen Gesamtklang zusammenfügen.
Fazit
Die musikalische Gesamtleistung ist ausnehmend gut, alle Sänger erhalten vom Publikum anhaltenden Applaus, besonders Jennifer O‘Loughlin und Patrick Simper. Die Inszenierung ist sehr tiefgründig – Europa wird als das Alte präsentiert, der Orient als das Moderne – arbeitet aber mit teilweise unverständlichen Symbolen. Daher ist die Inszenierung leider etwas verwirrend.
Melanie Joannidis
Bild : Thomas Dashuber
Das Bild zeigt: Dean Power (Belmonte), Patrick Simper (Osmin) und Daniel Prohaska (Pedrillo)