ARABELLA – Nürnberg, Staatstheater

von Richard Strauss (1864-1949), lyrische Komödie in drei Aufzügen, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, UA: 15. Juli 1933 Dresden

Regie: Andreas Baesler, Bühne: Harald B. Thor, Kostüme: Gabriele Heimann

Dirigent: Marcus Bosch, Staatsphilharmonie und Chor des Staatstheaters Nürnberg, Choreinstudierung: Tarmo Vaask

Solisten: Randall Jakobsh (Graf Waldner), Roswitha Christina Müller (Adelaide), Ekaterina Godovanets (Arabella), Michaela Maria Mayer (Zdenka), Jochen Kupfer (Mandryka), Martin Nyvall (Matteo), Martin Platz (Graf Elemer), Javid Samadov (Graf Dominik), Daniel Dropulja (Graf Lamoral), Cornelia Götz (Die Fiakermilli), Gunta Cese (Die Kartenaufschlägerin), Michael Dudek (Welko), Christian Maierhöfer (Djura), Tobias Link (Ein Zimmerkellner), Klaus Brummer, Jerzy Sawkiewicz, Kurt Schober (Drei Spieler)

Besuchte Aufführung: 1. Februar 2014 (Premiere)Staatstheater Nürnberg Spielzeit 2013/2014

Kurzinhalt

Graf Waldner ist ein bankrotter Spieler. Nur eine reiche Hochzeit seiner Tochter Arabella kann ihn retten. Aber die junge Dame ist wählerisch und abweisend. Ihre Schwester Zdenka (sie muß sich als Mann ausgeben) liebt Matteo, der aber Arabella hoffnungslos verehrt. Arabella verliebt sich in Mandryka, einen reichen Gutsbesitzer, den Sohn eines Regimentskameraden ihres Vaters. Sie will den Abend ein letztes Mal im Kreise ihrer Freunde verbringen. Inzwischen überbringt Zdenka Matteo einen Schlüssel eines Schlüssels, in dem Arabella warten würde, was Mandryka zufällig mithört. Es ist aber Zdenka, die in dem Zimmer wartet. Als Arabella spät vom Ball zurückkommt, weist sie Mandrykas Vorwürfe heftig zurück. Das Mißverständnis klärt sich, als Zdenka zerknirscht erscheint. Arabella vergibt Mandryka und die Oper schließt mit ihrem Liebesduett.

Aufführung

Wir befinden uns in einem Wiener Hotel im Stil des Art Deco – wenn auch etwas heruntergekommen. Im ersten Bild blickt man durch das Hotelfenster der Familie Waldner auf eine Hausfassade der Ringstraße, im zweiten Bild durch den Ballsaal auf das Riesenrad im Prater. Die Hotellobby bietet einen Blick in einen Treppenaufgang und einen großen Spiegel. Zum großen Liebesduett fahren die Wände auseinander für einen großen Sternenhimmel. Kleidung und Uniformen sind phantasievoll, aber zeitgemäß – vor allem die Zottelfelljacken des „Hinterwäldlers“ Mandryka und seines Gefolges. Während des Fiakerballs, dem Ball des Dienstpersonals und der Verehrer Arabellas, tauschen Frauen und Männer die Ball-Kleidung. Das Mobiliar ist zeitlos, wobei eine Leuchtstoffröhrenlampe und eine Ledergarnitur sich nur schwer mit dem Bauhaus-Stil vereinbaren lassen.

Sänger und Orchester

Sicherlich ist es nur dem Premierenfieber geschuldet, daß das Orchester – es spielt in der Originalbesetzung – immer wieder die Sänger übertönt. So wirken die Hauptdarsteller Ekaterina Godovanets (Arabella) und Jochen Kupfer (Mandryka) am Ende des zweiten Akts überanstrengt und farblos. Sicherlich wird Dirigent Marcus Bosch im Laufe der weiteren Vorstellungen Wege finden, das bestens auf Strauss eingestellte Orchester zur Zurückhaltung anzuhalten. Allerdings verführen auch Strauss Klangbilder dazu, sie in epischer Breite darzustellen. Aber in der messerscharfen Herausarbeitung der musikalischen Motive ist Marcus Bosch sehr erfolgreich. Es ist somit der Abend der Charakterdarsteller, die ihre Rolle sängerisch zum Leben erwecken und in der epischen Breite des Orchesters gleichberechtigt mitschwimmen. An erster Stelle ist Jochen Kupfer zu nennen. Er glänzt mit durchschlagskräftiger baritonaler Mittellage sowohl in der Tiefe als auch in der Höhenlage mit makellos volltönender Stimme. Ekaterina Godovanets versucht der Arabella eine jugendliche Ausstrahlung zu geben, verfügt über klare Höhe und ebensolche Tiefe. Ihr weicher, facettenreicher Sopran kann jedoch den Koloraturen in der Höhe keine Brillanz geben. Auch Randall Jakobsh als Graf Waldner bleibt blaß, verfügt er doch über einen etwas rauen, manchmal hohl klingenden Baßbariton. Die fehlende Eleganz bzw. Wohlklang in der Stimme paßt jedoch gut zum Charakter des Graf Waldner. Roswitha Christina Müller gestaltet mit ihrem weichen Mezzo die Adelaide als charmante Mutter Arabellas. Michaela Maria Mayer ist auch stimmlich die weibliche Zdenka in Männerkleidern, mit einem schlanken, sauber geführtem, manchmal etwas eindimensionalen Sopran. Martin Nyvall hat einen sehr beweglichen Tenor ohne große Durchschlagskraft, kann aber die Leiden des Liebhabers Matteo glaubhaft gestalten, weniger glaubhaft sind seine Gefühlsausbrüche. Martin Platz wertet seine Rolle als Graf Elemer mit seinem ausgeprägten Charaktertenor auf. Probleme hat Cornelia Götz als Fiakermilli. Ihr Koloratursopran stößt im oberen Bereich an seine Grenzen, dort fehlt ihr jegliche Beweglichkeit für Koloraturen oder Triller.

Fazit

Tobender Applaus eines hochzufriedenen Publikums für eine Premiere, an der man szenisch und musikalisch wenig aussetzen kann. Besonders bemerkenswert, daß wieder einmal der Nachweis gelingt, daß man einen gelungenen Opernabend produzieren kann, indem man sich mit solider Personenführung an die Original-Handlung (und ungefähr an die Regieanweisungen) des Komponisten hält.

Oliver Hohlbach

Bild: Jutta Mißbach

Das Bild zeigt: In der Hotel-Lobby: von links Randall Jakobsh (Graf Waldner) u. Ekaterina Godovanets (Arabella), Martin Nyvall (Matteo), Roswitha Christina Müller (Adelaide), Jochen Kupfer (Mandryka)

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