von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in vier Akten, Libretto: Antonio Ghislanzoni nach Auguste Mariette, UA: 24. Dezember 1871 Kairo, Opernhaus
Regie: Dietrich W. Hilsdorf, Kostüme: Renate Schmitzer, Bühne: Dieter Richter, Licht: Thomas Roscher, Video: Elisabeth Thomann.
Dirigent: Will Humburg, Beethoven Orchester und Chor/Extrachor, Choreinstudierung: Volkmar Olbrich
Solisten: Priit Volmer (Pharao), Tuija Knihtilä (Amneris), Mark Morouse (Amonasro), Yannick-Muriel Noah (Aida), George Oniani (Radames), Rolf Broman(Ramfis) u.a.
Besuchte Aufführung: 16. Februar 2014 (Premiere)
Radames, der Oberbefehlshaber des ägyptischen Heeres, liebt Aida, die ihn ebenso liebt. Sie ist die Tochter Amonasros, des Königs von Äthiopien, und war in ägyptische Gefangenschaft geraten. Die ägyptische Königstochter Amneris liebt Radames gleichfalls. Radames hat die Äthiopier, die in Ägypten eingefallen waren, besiegt. Als Belohnung soll er Amneris’ Gemahl werden. Doch aus Liebe zu Aida wird er ungewollt zum Verräter am eigenen Land. Aus Eifersucht und Rache von Amneris belauscht und überführt, liefert sie ihn dem Tribunal der Priester aus. Zu spät bereut Amneris ihre Tat. Radames wird zum Tode verurteilt. Lebendig eingemauert, erleiden Radames und Aida, die ihm in die Grabkammer heimlich gefolgt ist, gemeinsam den Tod.
Aufführung
Bereits während der Ouvertüre begegnen sich Aida, Radames und Amneris vor einer sehr schön gemalten Rheinkulisse, die Königswinter und den Petersberg von der Bonner Seite aus erkennen läßt. Der Lokalbezug zum Aufführungsort setzt sich auch auf der Bühne in der Architektur des Zuschauerraums fort. Der Versammlungsort der Ägypter gleicht einem Natogipfel, zumal der Chor in Uniformen gekleidet ist. Per Video tritt der Rhein an die Stelle des Nils. Darstellungen von schwarz angemalten Gefangenen und das Winken mit unzähligen, abgeschlagenen (schwarzen) Armen waren grenzwertig. Ein paar als Affen verkleidete Statisten quetschten sich durch die Zuschauerreihen. Einige Chorszenen wurden im Zuschauerraum gesungen, die Intendantenloge war integriert und die Aida-Trompeten spielten aus dem dritten Rang, akustisch keine schlechte Sache.
Sänger und Orchester
Will Humburg war Star des Abends, denn er hielt die Partitur auf hohem Niveau und konnte selbst in den komplizierten, vielfach über Monitor laufenden Dirigaten Verbindung zwischen Orchester, Chor und Solisten halten. Die beiden weiblichen Protagonistinnen waren bestens besetzt: Tuija Knihtilä brachte ihren dramatischen Alt in vielen Facetten zum Leuchten, verfügte über eine bemerkenswerte Tiefe und reichlich Potential in oberen Lagen, stets war sie den Gefühlsregungen ihrer Rolle der Amneris nahe. Yannick-Muriel Noah war eine starke Besetzung für die dramatische Partie der Aida. Sie verfügte nicht nur über Höhen, sondern verstand ihre weiche Stimme geschmeidig den Gefühlsbewegungen anzupassen. George Onianis Radames wirkte zunächst eher angestrengt und etwas forciert. Er konnte sich jedoch vor allem im zweiten und vierten Akt in den beiden Duetten mit Aida und Amneris bemerkenswert steigern, indem seine Stimme hörbar lockerer wurde. Der Chor des Theaters war bestens einstudiert, daher wirkte es grotesk, daß am Ende der Chorleiter – von vielen offenbar mit dem Regisseur verwechselt – Buhrufe entgegen nehmen mußte.
Fazit
Das im Libretto und der Partitur angelegte exotische Flair hat der Regisseur aus dem Bonn-Bühnenbild gestrichen. Und zu guter Letzt bekam der hinsichtlich seiner kulturpolitischen Äußerungen umstrittene Bonner Oberbürgermeister sein Fett weg.
Musikalisch eine hörenswerte, vielleicht abgesehen von der Radames-Partie, auch in den kleineren Rollen sehr gut besetzte Aufführung. Die Szenen vor und nach dem Triumphmarsch blieben in bescheidenem Rahmen angesiedelt und wurden etwas vom Lokalkolorit belebt. Der geschickte Einsatz von Video und Dopplungen der Szenenbilder lenkte von der statischen Darstellung der Sänger geschickt ab. Ausnahme: Chor und Statisten. Fragwürdig bleibt die triviale Umsetzung des Triumphmarsches, der mit enormem Aufwand betrieben wurde, jedoch nichts Substantielles zum Stück beitrug, außer dem Gefühl, daß in der Bonner Oper alles zu eng ist.
Felicitas Zink
Bild: Thilo Beu
Das Bild zeigt: Yannick-Muriel Noah(Aida), Mark Morouse (Amonasro), Chor und Extrachor, Statisterie, beim Triumphmarsch