von Wolfgang A. Mozart, Opera buffa in vier Akten von Lorenzo da Ponte, in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln, UA: 1786, Wien.
Regie: Udo Schürmer, Bühnenbild: Erwin Bode
Dirigent: Georgios Vranos, Philharmonisches Orchester und Chor
Solisten: Stefan Sevenich (Figaro), Sofia Kallio (Susanna), Marek Reichert (Graf Almaviva), Stefanie Smits (Gräfin Almaviva), Petra Gruber (Cherubino), Katrin Dieckelt (Barbarina), Michael Lion (Bartolo), Daphne Becka (Marcellina), Christian Sturm (Basilio), Karsten Münster (Don Curzio), Jason Tomory (Antonio)
Besuchte Aufführung: 7. Februar 2009 (Premiere)
Kurzinhalt
Figaro und Susanna sind Bedienstete des Grafen Almaviva und wollen heiraten. Die Gräfin ist tief betrübt über das Treiben ihres Gatten. Figaro informiert den Graf über ein angebliches Stelldichein der Gräfin mit einem Liebhaber. Gleichzeitig fädelt Susanne ein Treffen mit dem Grafen ein.
Als Cherubino der Gräfin ein Lied vorträgt, klopft der wütende Graf an die Tür. Der Graf vermutet ihren Liebhaber im verschlossenen Ankleidezimmer. Cherubino kann aus dem Fenster flüchten und der Graf findet nur Susanna vor. Der Gärtner Antonio berichtet dem Grafen, er habe Cherubino aus dem Fenster springen sehen. Dagegen behauptet Figaro, er wäre es gewesen. Dennoch schickt der Graf Cherubino als Offizier zur Armee.
Es kommt zum Streit. In den Tumult platzt Marcellina, die Figaro im Gegenzug für ein Heiratsversprechen Geld geliehen hat und nun auf das Eheversprechen pocht. Die Heirat ist vom Tisch als sich herausstellt, daß Marcellina Figaros Mutter ist.
Bei einem Treffen im dunklen Park mit Susanna erwartet die Gräfin selbst in Susannas Kleidern den treulosen Ehemann. Figaro glaubt seine Ehefrau will ihn betrügen, aber nach einigen Verwirrungen versöhnt man sich und die Paare finden wieder zueinander.
Aufführung
Selten kann man eine so radikal gekürzte Spielfassung erleben wie an diesem Abend. Es wurden alle Rezitative und Wiederholungen gestrichen, so daß nur zweieinhalb Stunden Spielzeit übrig blieben. Auch einige Arien im dritten Akt fielen weg und manche Intrige wurde in den Übertiteln zusammengefaßt. Das führte dazu, daß komplexe Handlungen sehr kurz und daher verständlich dargestellt werden konnten, wie die Verwirrungen durch anonyme Briefe, die Rollenwechsel durch Kleidertausch und die meist schwer vom Zuschauer übersehene Übergabe des Briefes von Susanna an den Grafen, wobei der Brief durch eine Nadel versiegelt war. Der Verlust der Nadel durch Barbarina und das Wiederfinden durch Figaro geht nicht unter, sondern kann im Zusammenhang dargestellt werden.
Ein weiterer Beitrag zum einfachen Verständnis war das sehr einfach gehaltene, barockisierende Bühnenbild von Erwin Bode. Einer mit Tüchern verhüllten Baustelle folgte das Zimmer der Gräfin mit Blümchentapete und verborgenem Schuhschränken, sowie dann das Jagdzimmer des Grafen mit Stiertapete und verborgenem Schnapsschrank. Ein paar verschiebbare Büsche kaschieren am Schluß den Park. Eine ausgefeilte Personenregie unterstrich mit betonter Gestik die Aussagen der Arien.
Sänger und Orchester
Georgios Vranos führt das Orchester spritzig durch Mozarts Klangwelten, hat auch ein mitreißenden Drive, kann aber auch viele nachdenkliche Momente zaubern. Ein solcher nachdenklicher Moment gelingt im Auftrittslied der Gräfin Porgi, amor, qualche ristoro – Gib, Liebe, etwas Linderung von der als Gast umjubelten Stefanie Smits mehr als nur bewegend vorgetragen. Ihr Gegenspieler Marek Reichert (Graf Almaviva) ist am Anfang etwas nervös, steigert sich aber deutlich bis zum Finale. Stefan Sevenich ist ein mehr als solider Figaro, der in allen seinen Arien überzeugen kann. Schon mit seiner Cavatine Se vuol ballare – wenn Sie tanzen wollen kann er den ersten Szenenapplaus für sich verbuchen. Petra Gruber ist am Coburger Haus eher in der leichteren Muse zu Hause, kann aber in der leicht spielerisch hingeworfenen Arie des Cherubino Voi che sapete – Ihr, die ihr wißt das Publikum zum ersten Beifallssturm reizen. Die Entdeckung des Abends ist Sofia Kallio, die die Susanna mit sehr hellem, warmem Sopran als nettes Mädchen bis in die hohen Spitzentöne darstellt. Sie setzt mit der Arie Giunse alfin il momento – endlich kam der Augenblick den musikalischen Schlußpunkt des Abends. Aber auch die Nebenrollen sind durchweg eindrucksvoll besetzt.
Fazit
Lang anhaltender tosender Applaus für Sänger, Musiker und Regie belegen die einhellige Zustimmung für einen zwar deutlich gekürzten Opernabend, aber die kurzweilige stringente Handlungsführung und die überragende musikalische Leistung stellen das Premierenpublikum restlos zufrieden.
Oliver Hohlbach
Bild: Henning Rosenbusch
Das Bild zeigt: Alle huldigen dem Grafenpaar.